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Der Jahresrückblick 2004 (Teil I)

In 21 Tagen feiern wir Silvester. Noch 3 Wochen schreiben wir das Jahr 2004 ans Ende des Datums. Und in diesen drei Wochen möchte ich das Jahr 2004 Revue passieren lassen. Zur Seite stehen wird mir ein echter Nachrichtenprofi, der als Reporter bereits die halbe Welt bereist hat und seit Mitte des Jahres zu den Wichtigsten Nachrichtenmännern Deutschlands zählt: Sat.1 Informationsleiter Thomas Kausch hat sich für uns die Zeit genommen. Dafür schon jetzt lieben Dank.



Beginnen wir mit der ersten großen Meldung des Jahres, die den 1. Januar 2004 betrifft. Seit diesem Tag werden für alle Kassenpatienten zehn Euro Praxisgebühr fällig. Gezahlt werden müssen diese pro Quartal. Vor allem für die Praxisangestellten bedeutet dies einen enorm höheren Verwaltungsaufwand. Das Ziel, dass die Kassenbeiträge sinken, ist nicht komplett erreicht worden. Und auch im nächsten Jahr sinken die Beiträge nicht auf 12 bis 13 Prozent, wie Ulla Schmidt forderte. Die Preise von Arzneimitteln sollen steigen. Also: Projekt kein voller Erfolg?

Ich würde es trotzdem nicht als Misserfolg betrachten. Denn es führt zumindest dazu, dass die potentiellen Patienten auch ein bisschen mehr Eigenverantwortung übernehmen, dass man nicht wegen jedem Weh-Wehchen zum Arzt rennt und dass man selber auch ein bisschen Vorsorge betreibt. Sei es gesündere Ernährung, ein bisschen Sport, allgemein auf sich zu achten Grundsätzlich ist es ja eigentlich so, dass man seine Verantwortung an den Arzt abgibt und der soll's dann anschließend irgendwie richten. Und da sollte jenseits von allen Krankenkassenbeiträgen ein Umdenken kommen.



Insofern finde ich den Ansatz eigentlich richtig. Der Bundeskanzler hat versucht, Druck auf die Krankenkassen zu machen, die Einsparungen weiterzugeben – nun machen die das aber nicht. Also müsste man da ansetzen und nicht den Schwarzen Peter der Frau Schmidt zuschieben.



Sechs Tage später hat Harald Schmidt seine letzte Sendung auf Sat.1 moderiert. Seitdem befindet er sich auf Weltreise und ist im Sommer durch Deutschland getourt. Vor wenigen Wochen kam dann die Meldung, dass Schmidt zur ARD zurückkehrt und dort zweimal wöchentlich eine Late Night-Show moderieren wird. Am 23. Dezember werden viele Deutsche Das Erste gucken. Sie auch ?

Wenn ich dann da bin und Zeit habe: Auf jeden Fall. Ich freue mich, dass er wieder sendet. Noch schöner wäre es gewesen, wenn er wieder bei Sat.1 gesendet hätte.



Naja, mit Sat.1 scheint es ja zum Schluss kleinere Probleme gegeben zu haben.



Der 11.3.2004: Genau zweieinhalb Jahre nach den verheerenden Anschlägen auf die Zwillingstürme in den USA, verüben Terroristen Anschläge auf Züge im Madrider Bahnhof. 191 Menschen kommen dabei ums Leben. Bei den Parlamentswahlen, die drei Tage danach stattfinden, wählt Spanien links. Wie haben Sie die Anschläge am 11.3. erlebt? Wenn ich mich zurückerinnere, war das am Anfang eher ein normales Unglück. Als etwas Besonderes hat sich das erst in den Tagen danach herausgestellt.

Ja, das stimmt in der Tat. Und dadurch, dass der spanische Ministerpräsident – damals noch Aznar – sofort alles der ETA zugeschoben hat – wie immer – hat man das als nicht so außergewöhnlich angesehen, abgesehen davon natürlich, dass es eine große Anzahl von Toten gab und dass es eben schrecklich und dramatisch war. Als sich später dann herausstellte, dass es eben nicht die ETA war, sah die Sachlage dann ganz anders aus. Grundsätzlich ist das natürlich ein fataler Erfolg für Al Quaida, weil sie es das erste Mal geschafft haben, eine Bevölkerung so zu beeinflussen.



Das wäre meine nächste Frage gewesen. Finden Sie es denn richtig, dass Spanien dann seine Truppen aus dem Irak abgezogen hat ?

Ich würde eher fragen: Hätte man Truppen überhaupt da hin schicken sollen? Und da würde ich dann sagen, dass man da vielleicht zwei Mal hätte überlegen sollen.



Das stimmt, ja. Am 17. Mai hat Fernsehdeutschland Sat.1 geguckt. Anke Engelke ging dort erstmals mit ihrer Sendung «Anke Late Night» On Air. Bis zu 3,53 Millionen Menschen haben zugeschaut. Mit einem Marktanteil von knapp 30 Prozent in der Zielgruppe war Sat.1 klarer Marktführer. Aber eben nur an diesem Abend. Danach bröckelten die Quoten – im Oktober wurde die Show dann eingestellt. Sie waren auch mal zu Gast bei Anke Late Night. War es von vorn herein ein Fehler, Anke eine Late Night Show moderieren zu lassen?

In der Situation, in der der Sat.1 Geschäftsführer ad hoc entscheiden musste und wenn man betrachtet, was es so für Personal auf dem Markt gibt, war das eine richtige und mutige Entscheidung.



Und schade, dass sie nicht mehr da ist?!

Und es ist in sofern schade, dass sie nicht mehr da ist. Ja. Ob sie jemals eine Chance hatte, wage ich allerdings zu bezweifeln.



Stimmt. Groß-Meister Schmidt hat halt doch große Lücken hinterlassen.

Ja, hat er. Und da rührte auch die große Erwartungshaltung her... Somit konnte sie eigentlich gar nicht gewinnen, obwohl sie rund um die Uhr gearbeitet hat.



Klar, man muss das auch aus der Sicht von Anke Engelke betrachten. Es war sicherlich eine große Niederlage auch für sie persönlich.

Tja, sie konnte machen, was sie wollte, es war falsch. Natürlich war es in Teilen nicht der intelligente Humor von Harald Schmidt, andererseits war es aber intelligente Unterhaltung. Und: Was ist die Alternative? Jetzt haben wir da eine weitere Lücke im intelligenten Fernsehprogramm.



Wer weiß, vielleicht übernehmen Sie das ja bald mal…

Ach, das ist glaube ich nicht mein Bereich.



Apropos Niederlage: Da kommen wir schon zur Fußball-EM. Die deutsche Nationalmannschaft scheidet schon nach der Vorrunde aus, im Finale stehen sich das Gastgeberland Portugal und Griechenland gegenüber. Otto Rehhagel wird mit den Griechen vollkommen überraschend Europameister. Rudi Völler tritt genauso überraschend als Teamchef zurück und – noch überraschender – wird Jürgen Klinsmann sein Nachfolger. Eine verrückte Welt im Sommer, oder ?

Ja. Absolut. Aber ich finde es gut, dass die Deutschen wieder an die Realität herangeführt worden sind, nachdem sie sich bei der WM über leichte Gruppengegner ins Finale gemogelt hatten. Es ist gut, dass sie rechtzeitig vor der EM im eigenen Land wieder auf den Teppich zurückgeholt worden sind.



Otto Rehhagel hat sich genauso ins Finale gemogelt mit dieser griechischen Mannschaft, die sicher nicht die beste Fußballmannschaft in Europa ist, was die technischen Fähigkeiten angeht. Aber ich freue mich, dass er da einen so späten Triumph haben konnte, weil er auch einer von diesen Anke Engelkes der Welt ist, die viel arbeiten und immer wieder einen Tritt in die Beine kriegen.



Sind Sie Fußballfan?

Ja.



Für welche Mannschaft schlägt ihr Herz?

VfL Bochum.



Ja, da sieht’s ja momentan auch nicht so gut aus. Wir drücken die Daumen.

(lacht): Und Klinsmann finde ich gut. Das tut dem DFB vor allem gut, dass da mal einer mit dem Laubpuster durchfegt.



Die zweite Jahreshälfte, im zweiten Teil der Jahresrückblick-Trilogie - und dann auch wieder zum gewohnten Sonntagstermin!
10.12.2004 12:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/8050
Manuel Weis

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Rückblick

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