«Promi Big Brother» bescherte Sat.1 auch in diesem Jahr ein klares Plus, die Zweistelligkeit verfehlte man aber. RTL und ProSieben legten in der Zielgruppe leicht zu, während RTL II den August schnell vergessen möchte.
Auch der August war in Deutschland von heißen Temperaturen, der Urlaubs- und in einigen Bundesländern auch noch Ferienzeit geprägt - das Fernsehen spielte in diesem Zuge eher eine Nebenrolle. Dies spiegelte sich auch an den Zuschauerzahlen wider: Mit 8,22 Millionen war eine Wiederholung eines alten Münsteraner «Tatorts» die mit klarem Abstand meistgesehene Sendung des Monats, während das Bundesliga-Auftaktspiel zwischen dem FC Bayern und dem HSV mit 27,8 Prozent den Krimi zwar um zwei Prozentpunkte schlug, allerdings mit 7,45 Millionen eine deutlich geringere Reichweite verbuchte. Auch sonst dominierten die Öffentlich-Rechtlichen mit Fußball-Übertragungen, Krimis und Nachrichten das Feld, wobei mit der «Tagesschau» auch hier die ARD in der Spitze erfolgreicher agierte als das ZDF. Bei den Privaten sah es einmal mehr düster aus, das Formel-1-Rennen aus Belgien war mit 4,25 Millionen Fernsehenden trotz der Sendezeit um 14 Uhr die mit weitem Abstand meistgesehene Übertragung des Monats. Der Marktanteil lag bei unschlagbaren 29,7 Prozent.
In der besonders wichtigen werberelevanten Zielgruppe landete ProSieben mit der Erstausstrahlung von «Percy Jackson - Im Bann des Zyklopen» kurz vor Monatsende einen Sensationserfolg: Mit 2,06 Millionen jungen Zuschauern gingen grandiose 20,1 Prozent Marktanteil einher. Noch stärker agierten neben dem Bundesliga-Eröffnungsspiel (25,1 Prozent) zur Primetime nur das «Schlag den Star»-Duell zwischen Elton und Lukas Podolski sowie «Die 100 witzigsten Tiere vor laufender Kamera», die jeweils 20,7 Prozent generierten - allerdings mit je nur rund anderthalb Millionen deutlich geringere Reichweiten verbuchten. Am späten Abend agierten dann die Reality-Shows «Ich bin ein Star - Lasst mich wieder rein!» und «Promi Big Brother» mit in der Spitze ebenfalls je über 20 Prozent der Umworbenen sehr respektabel. Zumindest das Sommer-Dschungelcamp enttäuschte jedoch mit seinem Finale, das gerade einmal unspektakuläre 14,5 Prozent zur Primetime erzielte.
Bei den kleineren Sendern überragte «Die Höhle der Löwen» die Konkurrenz deutlich, mit 1,92 und 1,64 Millionen stellten die ersten beiden Folgen nicht nur die beiden Primetime-Präsentationen mit den höchsten Zuschauerzahlen, sondern überdies auch die einzigen mit zweistelligen Marktanteilen. Kurz vor Monatsende gelang kabel eins mit «Tamme Hanken - Der Knochenbrecher auf Tour» mit 1,52 Millionen Fernsehenden und immerhin 8,4 Prozent ein überragender Erfolg am Sonntagabend, nachdem dort zuvor schon «Die spektakulärsten Kriminalfälle» Achtungserfolge verzeichnet hatte. Bei RTL II waren die Hits hingegen rar gesät - einzig die Dokusoaps «Babys!» und «Die Wollnys» kamen vor 22 Uhr auf Marktanteile von immerhin rund acht Prozent, die höchste Sehbeteiligung verzeichnete mit «Die Trödeltrupps» eine weitere Sendung dieser Couleur. Mehr als 1,38 Millionen sahen den Sender im August jedoch zu keinem Zeitpunkt.
Alle Zuschauer (August 2015)
ALLE ZUSCHAUER (AUGUST)
11,2
11,0
12,1
12,3
9,0
9,2
3,5
3,8
4,9
4,8
8,4
8,2
5,5
5,3
3,9
4,0
Marktanteile in % | August 2015 ggü. Juli 2015
An der Spitze des Sender-Rankings gab es kaum Bewegung, erneut positionierten sich
ZDF und
Das Erste deutlich vor der privaten Konkurrenz. Allzu viel tat sich hier im Vergleich zum Vormonat nicht. Bitter lesen sich die 9,0 Prozent für RTL, womit nicht nur der ohnehin schon äußerst schwache Juli unterboten wurde, sondern auch sämtliche zehn weitere Monatsdurchschnittszahlen seit August vergangenen Jahres - damals hatten ebenfalls 9,0 Prozent zu Buche gestanden. Nicht unproblematisch für die Kölner: Sat.1 befindet sich seit Monaten im Aufschwung und erreichte mit 8,4 Prozent den besten Wert in diesem Kalenderjahr. Allzu illusorisch scheint die Vorstellung also längst nicht mehr, dass hier in näherer Zukunft ein Machtwechsel erfolgen könnte. Hoffnung dürfte den Programmverantwortlichen von RTL allerdings der Umstand machen, dass der Mitbewerber mit «Promi BB» eines seiner heißesten Formate im August bereits ausgestrahlt hat.
Deutlich abgeschlagen ist die zweite Hälfte, wobei dies kein auf den August beschränktes Phänomen darstellt. ProSieben konnte mit 5,5 Prozent die Werte von Juni und Juli nämlich sogar leicht übertreffen, während sich VOX immerhin bei 4,9 Prozent stabilisierte. Ein Grund zum frenetischen Jubel ist dieser Umstand zwar gewiss nicht, hat der Sender doch eigentlich etwas höhere Ansprüche - immerhin ist somit jedoch der Abwärtstrend der jüngsten Vergangenheit zunächst einmal gestoppt. Alles andere als zufriedenstellend sind jedoch die 3,5 Prozent von RTL II, mit dem nicht nur zum fünften Mal in Folge kabel eins unterboten wurde, das auf 3,9 Prozent gelangte. Auch die Vier-Prozentmarke scheint derzeit in weiter Ferne für die Grünwalder Sendeanstalt, die zuletzt kaum mehr mit großen Hits auf sich aufmerksam machte.
Hinsichtlich der Gesamtperformance aller acht großen Sender gab es im August kaum Bewegung, nach 58,6 Prozent im Vormonat standen diesmal 58,5 Prozent auf dem Papier. Dies ist jedoch keineswegs als positiver Umstand zu bezeichnen, war doch der Vormonatswert bereits ein komplettes Desaster für die "Big Player" des deutschen Fernsehmarktes. Nie zuvor wurde ein so geringer Anteil an Fernsehenden generiert, der vorherige Negativrekord wurde um über einen Prozentpunkt unterboten. Allerdings wurde bereits im Vorjahres-August mit 59,9 Prozent ein zwischenzeitlicher Negativrekord verzeichnet, bevor es zum Start in die neue TV-Saison zwischenzeitlich wieder auf rund 62 Prozent bergauf ging.
14- bis 49-Jährige (August 2015)
14- BIS 49-JÄHRIGE (AUGUST)
6,0
6,2
5,7
5,4
12,4
12,3
5,6
6,3
6,3
6,2
9,8
9,2
11,4
11,2
5,3
5,4
Marktanteile in % | August 2015 ggü. Juli 2015
Bei den jüngeren Zuschauern sind - ganz im Gegensatz zum Gesamtpublikum - weiterhin die Privatsender vorherrschend. Ausnahmsweise durften sich RTL, ProSieben und Sat.1 auch über Zugewinne im Vergleich zum Vormonat freuen, wobei die Freude wohl unterschiedlich groß sein dürfte. Die immerhin noch 12,4 Prozent von RTL waren vor allem dem ersten Monatsdrittel zu verdanken, wo noch das Sommer-Dschungelcamp weitgehend erfolgreich performte und im Schnitt deutlich über 13 Prozent verzeichnet wurden - vor allem im letzten Drittel lief es hingegen mit nur noch rund zwölf Prozent deutlich bescheidener. Sat.1 hingegen lief erst ab dem Start von «Promi BB» am 14. August so richtig zur Höchstform auf, nachdem bis dahin gerade einmal gut achteinhalb Prozent zu Buche gestanden hatten. Mit 9,8 Prozent kann man einerseits insofern zufrieden sein, dass man sich gegenüber den Vormonaten deutlich verbesserte. Im August 2014 bescherte die Reality-Show dem Kanal jedoch noch einen soeben zweistelligen Wert, der diesmal verfehlt wurde. ProSieben zeigte derweil eine solide Leistung und steigerte sich auf respektable 11,4 Prozent.
Die Ränge vier bis sieben lagen äußerst nah beisammen, wobei VOX mit 6,3 Prozent schlussendlich in dieser Gruppe vor der Konkurrenz lag. Betrachtet man diesen Wert lediglich in Relation zum Juli-Wert, könnte man einigermaßen glücklich sein. In der eigentlichen TV-Saison jedoch kam man auf deutlich bessere 6,6 bis 7,4 Prozent, weshalb es letztlich also lediglich den Umstand zu feiern gilt, nicht noch weiter abgerutscht zu sein. Das Erste wäre mit 6,0 Prozent beinahe erstmals seit über zwei Jahren wieder an der Sechs-Prozenthürde gescheitert, konnte sich jedoch in erster Linie dank einiger Fußball-Übertragungen noch soeben davor retten. Anders sah es bei den öffentlich-rechtlichen Kollegen vom ZDF aus, die sich nur minimal von ihren desaströsen 5,4 Prozent zuletzt retteten und immerhin auf 5,7 Prozent gelangten.
"Desaströs" ist auch das richtige Stichwort für die 5,6 Prozent von RTL II, denn damit entpuppten sich alle Rehabilitationsversuche des Vormonats - als man sich von 5,8 auf 6,3 Prozent steigerte - als vorerst wieder hinfällig. Mit «Popstars» floppt in diesen Tagen ein Leuchtturm-Projekt ausgerechnet am sonst so starken Montagabend übel. Kurz vor dem Start der neuen TV-Saison deutet sich also eine ernsthafte Krise des Senders an, der noch vor gut einem Jahr so erfolgreich operierte. Aber auch kabel eins kann nicht wirklich glücklich mit seiner Performance sein, liegt man mit nur noch 5,3 Prozent doch schon wieder mit deutlichem Abstand am Tabellenende. Noch im Juni begeisterte man mit überraschend starken 5,8 Prozent.
Zumindest bei den 14- bis 49-Jährigen lässt sich den großen Akteuren des Marktes eine leichte Entspannung der Marktsituation bescheinigen - immerhin verbesserte man sich wieder von 62,2 auf 62,5 Prozent. Auch hier ist jedoch zu erwähnen, dass es im Juli noch schlecht wie nie zuvor lief und der zweitschwächste Wert zuvor bei 63,6 Prozent lag. Insofern rangiert der August 2015 auf dem vorletzten Platz für die acht größten Sender Deutschlands, was für das kaum mehr aufhaltbare Fragmentierung spricht.
Alle Zuschauer (Fernsehjahr)
ALLE ZUSCHAUER (GESAMTES JAHR)
11,6
11,6
12,6
12,7
10,0
10,2
3,8
3,9
5,1
5,2
8,1
8,1
5,5
5,5
3,8
3,7
Marktanteile in % | Sep 2014 – Aug. 2015 ggü. Sep. 2014 – Mai 2015
Das Fernsehjahr 2014/15 ist nun auch mit Berücksichtigung der Monate September bis August endgültig Geschichte, wobei sich zuletzt nicht mehr allzu viel getan hat. Im Vergleich mit dem Durchschnittswert der Haupt-Saison sticht RTL heraus, das nach ohnehin schon schwachen 10,2 Prozent im Mai noch einmal Federn ließ und nur noch mit Hängen und Würgen soeben noch im zweistelligen Bereich verbleibt. Zu verdanken hat man dies den ersten fünf Monaten, denn bis Januar wurden in vier von fünf Fällen noch Werte von mindestens zehn Prozent generiert - seit Februar kein einziges Mal. Bei allen anderen Akteuren lassen sich nur minimale Veränderungen ausmachen, obgleich auch das ZDF, VOX und RTL II in den vergangenen drei Monaten unterhalb ihrer jeweiligen Durchschnittswerte zwischen September und Mai lagen. Komplett verhindern konnte dies ohnehin nur kabel eins - womit der vormals letztplatzierte Sender als einziger zulegte und auf Augenhöhe mit RTL II ist.
14- bis 49-Jährige (Fernsehjahr)
14- BIS 49-JÄHRIGE (GESAMTES JAHR)
6,5
6,6
5,9
6,0
13,1
13,4
6,1
6,2
6,8
6,9
9,5
9,6
11,1
11,1
5,4
5,3
Marktanteile in % | Sep 2014 – Aug. 2015 ggü. Sep. 2014 – Mai 2015
Die Zahlen der Grafik bei den 14- bis 49-Jährigen divergieren gewiss stark gegenüber jenen beim Gesamtpublikum, doch ihre Kernaussagen ähneln sich: Gegenüber der eigentlichen TV-Saison war die Quoten-Tendenz in den vergangenen drei Monaten noch einmal leicht rückläufig, am schmerzhaftesten bekam dies RTL mit 0,3 Prozentpunkten Verlust zu spüren. Von RTL und VOX abgesehen durften sich alle Programmstationen immerhin über mindestens einen guten Monat zwischen Juni und August freuen, in dem es überdurchschnittlich lief - durchgehend überzeugte jedoch niemand. Somit scheint die größte Herausforderung zu sein, weitere Abschläge in der nun beginnenden Saison 2015/16 zu verhindern. Vor allem die RTL-Gruppe steht diesbezüglich unter einem erheblichen Druck, zeigt die Formkurve doch deutlich nach unten.
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