Solide, gefällig, unspektakulär und ein bisschen wirr - «Der Kommissar und das Meer» bleibt sich mit seiner neuen Folge treu. Im Guten wie im Schlechten.
Cast & Crew
Vor der Kamera:
Walter Sittler als Robert Anders
Frida Hallgren als Emma Winarve
Andy Gätjen als Thomas Wittberg
Inger Nilsson als Ewa Svensson
Grim Lohman als Kasper Winarve
Hanna Westerberg als Fippa Nygren
Johan Hallström als Tobias Hofelt
Hinter der Kamera:
Produktion: Network Movie
Drehbuch: Henriette Piper
Regie und Kamera: Miguel Alexandre
Produzentin: Jutta Lieck-KlenkeEs ist alles ein bisschen konfus: Ein etwa dreizehnjähriges Mädchen zerrt auf einem Fahrradanhänger die Leiche seiner Mutter zu den Klippen von Gotland und kippt sie dort hinunter. Zuvor war der Mutter ein Mann begegnet, der behauptete, sie zu kennen, und Kontakt mit ihr suchte, was sie vehement ablehnte.
Kommissar Robert Anders und sein Team stehen vor einem Rätsel. Irgendwann stellt sich heraus, dass das Mädchen Fippa heißt und mutmaßlich durch eine Vergewaltigung gezeugt worden war. Die Mutter hatte es stets von äußeren Einflüssen und anderen Menschen abzuschotten versucht und war mit ihm zeitweise sogar nach Spanien gezogen, wo es in letzter Zeit durch vermehrte Aggressionen gegen seine Mitschüler aufgefallen war.
Jetzt schlägt sich Fippa allein durch Gotland und nächtigt in Pippi Langstrumpfs Villa Kunterbunt, wo ihr ein sonderbarer Pädophiler nachstellt. Zeitgleich bereiten sich der Mann, der kurz vor ihrem Tod Kontakt mit Fippas Mutter aufnehmen wollte, und dessen Ehefrau auf die Adoption eines Neugeborenen vor.
Viele Fäden, die sich irgendwann irgendwo bündeln – und mittendrin Kommissar Robert Anders, der dem Wissensstand des Zuschauers immer zwei, drei Schritte hinterherhinkt. Das macht es dem Spannungsbogen schwer, ein stabiles narratives Rückgrat zu bilden, während Anders dezidiert im Dunkeln tappt.
Ansonsten behilft man sich gern mit Überinszenierungen. Wenn Männer lauthals „Ich weiß nicht, ob ich das noch will!!!“ durchs nebelumwaberte Schwedenhaus brüllen und Gattinnen darauf mit einem noch lauteren „Na gut!!!“ antworten (Die drei Ausrufezeichen sind Absicht und stehen so vermutlich auch im Drehbuch). Wenn ein Mädchen kurz vor der Pubertät durchs – in der Nacht seltsam gefährlich wirkende – kunterbunte Häuschen hopst und damit der Kontrast zu seiner bisherigen Verschlossenheit überinterpretiert werden soll. Und so weiter und so fort.
Das ist alles narrative Dutzendware. Solides, gefälliges Handwerk, bemüht ein bisschen düster, aber nicht zu düster, mit oberflächlichen Identifikationsmöglichkeiten, hergestellt durch Überzeichnungen und Überinszenierungen. Sauber, ordentlich, seelenlos, wiederverwendbar. Leicht zu konsumieren und schnell wieder vergessen.
Man will es nicht verreißen, weil es trotz seiner Ambitionslosigkeit ja ganz nett ist, weil man ja den Versuch erkennen kann, im Rahmen der Möglichkeiten sinnig zu erzählen. Einen bleibenden Eindruck wird man freilich nicht hinterlassen. Ob das bei dieser Kategorie des „soliden Gebrauchsfernsehen“ die Absicht war, darf sowieso infrage gestellt werden.
Das ZDF zeigt «Der Kommissar und das Meer – Das Mädchen und der Tod» am Samstag, den 29. August um 20.15 Uhr.