Der WDR reagiert auf die Debatte rund um die aus der Mediathek entfernte «Hart aber fair»-Ausgabe: Frank Plasberg wird sich erneut dem Thema Sexismus annehmen.
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Bei uns ist Thema, was die Menschen bewegt oder aufregt. Das gilt natürlich auch, wenn wir es selber sind, die die Gemüter erhitzen. Das haben wir mit unserer Gender-Sendung definitiv getan, ein guter Grund also, das Thema und die Reaktionen auf unsere Sendung Anfang September noch einmal bei «Hart aber fair» zu debattieren. Dass wir das mit der gewohnten redaktionellen Freiheit tun, die im WDR ein hohes Gut ist, versteht sich von selbst.
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Frank Plasberg
Vielleicht klappt es ja beim zweiten Anlauf: Als Frank Plasberg im März dieses Jahres über Gleichstellungspolitik debattierte, schlug das Ergebnis Wellen. Nicht aber in dem Sinne, den sich die Verantwortlichen hinter
«Hart aber fair» wohl erhofft hatten. Stattdessen wurde dem Moderator der Talkshow eine unseriöse, gar sexistische Herangehensweise vorgeworfen. Letztendlich entschied sich der WDR nach einer Programmbeschwerde durch die Landesarbeitsgemeinschaft der Gleichstellungbeauftragten in NRW dazu, die besagte Folge aus der Mediathek zu nehmen (
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Damit möchte der öffentlich-rechtliche Sender das Thema aber nicht zu den Akten legen. Jörg Schönenborn, WDR-Fernsehdirektor, gibt in einer Presseerklärung bekannt: „Aufgrund der großen Debatte über die Sendung und ihr Thema hat die Redaktion entschieden, dass das Thema Gleichberechtigung der Geschlechter in voraussichtlich zwei Wochen in «Hart aber fair» erneut aufgegriffen wird.“ Die kommende «Hart aber fair»-Sendung beschäftigt sich indes mit der Flüchtlingsdebatte. Den von vereinzelten Medien getätigten Vorwurf, der WDR ließe sich zensieren oder betreibe Selbstzensur, streitet der WDR-Fernsehdirektor zudem vehement ab. Die Löschung der kritisierten «Hart aber fair»-Ausgabe aus der Mediathek könne man laut Schönenborn nicht mit diesen Vorgängen vergleichen.
Er erläutert: „Der Vorwurf der Zensur oder Selbstzensur ist so gravierend, dass man ihn nicht leichtfertig erheben sollte. Für den WDR weise ich das entschieden zurück. Die «Hart aber fair»-Sendung «Nieder mit den Ampelmännchen» ist frei von äußerer Einflussnahme produziert, ausgestrahlt und von knapp drei Millionen Zuschauern gesehen worden. Sie wurde vor allem in den Wochen nach der Ausstrahlung breit diskutiert und intern analysiert, durchaus selbstkritisch.“ Er führt fort: „Die nach einem halben Jahr aus der Mediathek zu nehmen, wo sie kaum mehr abgerufen wurde, war eine souveräne Entscheidung der Programmverantwortlichen. Sie erfolgte vor der Sitzung des Rundfunkrats. Beiträge aus der Mediathek herauszunehmen, ist kein ungewöhnlicher Vorgang, sondern kommt aus unterschiedlichen Gründen immer wieder vor: etwa wenn sich wesentliche Sachverhalte ändern.“ Er korrigiert auch den in den Medien gewählten Wortlaut: „Die Sendung ist im WDR-Archiv nicht gesperrt, sie steht also nicht im 'Giftschrank'. Sie kann jederzeit von Redaktionen abgerufen und ausschnittsweise verwendet werden.“ Von der Freigabe für Mediathekennutzer oder für Wiederholungen im linearen Fernsehen ist jedoch nicht die Rede.
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