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Dittrich macht Durchschnitt

Die Kritiker: In «König von Deutschland» spielt Olli Dittrich den Durchschnittsdeutschen Thomas Müller. Ein wahrhaft durchschnittlicher Film - im Guten wie im Schlechten.

Cast & Crew

Vor der Kamera:
Olli Dittrich als Thomas Müller
Veronica Ferres als Sabine Müller
Wanja Mues als Stefan Schmidt
Katrin Bauerfeind als Ute
Jonas Nay als Alexander Müller
Jella Haase als Mira
Stephan Grossmann als Kurt Knister

Hinter der Kamera:
Produktion: dffb, Frisbeefilms, Kaisaar Film und ZDF - Das Kleine Fernsehspiel
Drehbuch und Regie: David Dietl
Kamera: Felix Novo de Oliveira
Produzenten: Khaled Kaissar, Alexander und Manuel Bickenbach
Mehr als alles andere lieben die Deutschen den Durchschnitt. Kein schlechter Ausgangspunkt also, über ihn einen Film zu machen: den Durchschnittsdeutschen, der gleichzeitig der titelgebende „König von Deutschland“ ist.

Er heißt Thomas Müller, ist jenseits der 40, seit vielen Jahren verheiratet, wohnt in einer spießig eingerichteten Mietwohnung in einer Kleinstadt, von der kein Mensch außerhalb je gehört hat, hat erotische Phantasien von Katrin Bauerfeind, verdient knapp über dreitausend Euro brutto im Monat und wird von Olli Dittrich gespielt.

Während dieser Thomas Müller in allen Bereichen dadurch auffällt, dass er eben nicht auffällt, gibt es ein Segment, das sich für ihn natürlich ganz besonders interessiert: die Marktforschung. Und so wird er, unter ziemlich dubiosen Umständen, von der Firma des schmierigen Stefan Schmid angeheuert, die den betont nichtssagenden Namen Industries Unlimited trägt, und zu seinen Präferenzen ausgequetscht. Welche Marmelade er sich aufs Spießerbrot schmiert, welches Bier ihm am besten schmeckt, welche politische Position er am ehesten unterstützen würde. Der (vorher als Einzelner völlig unbeachtete) Durchschnittsdeutsche wird zum Meinungsmacher, der unser ganzes Leben bestimmt.

Und wer spielt die Frau dieses durchschnittlichen Thomas Müller? Wenn Sie jetzt Veronica Ferres gesagt haben, haben Sie den Film verstanden. Denn ihre Popularität beruht vor allem auf ihrer Durchschnittlichkeit: Weder ist sie völlig talentfrei, noch eilt ihr der Ruf herausragender Begabung voraus. Sie spielt ganz nett, dabei stets sehr emotional – und damit so, wie es dem Durchschnittsdeutschen, der schweigenden Masse, am besten gefällt. Thomas Müller würde nicht applaudieren, aber nur, weil Thomas Müller generell höchst selten applaudiert. Er freut sich im Stillen, beim Bierchen, in der netten Drei-bis-Vier-Zimmer-Wohnung mit den abgestandenen Möbeln und der zwanzig Jahre alten Tapete. Manche stellen sich so die Hölle vor; für andere ist es nicht nur gelebte Realität, sondern Quell der Zufriedenheit.

Wie passend, dass «König von Deutschland» eine ganz durchschnittliche Produktion geworden ist. Denn während die Grundidee freilich ganz zauberhaft ist und man sich (völlig zurecht) auf Olli Dittrichs Interpretation der Durchschnittlichkeit freut, hat der Film doch, neben einiger netter Ideen, oft weniger zu bieten, als man von dem Stoff erwarten dürfte. Der Konflikt zwischen Thomas Müller und seinem Teenager-Sohn, der von der Freude der deutschen Genügsamkeit nichts wissen und aus der Durchschnittlichkeit ausbrechen will, ist zwar durchaus liebevoll inszeniert, aber arm an Abstufungen und recht erwartbar. Der zumeist eher brachialen Satire um eine inhaltlich völlig beliebige Partei, die mit Thomas Müllers Hilfe bis ins Bundeskanzleramt will, fehlen die Zwischentöne, die ernsthafte Reflexionsmöglichkeiten über unsere realen politischen Zustände zulassen würden. Die Antagonisten sind alle schmierig, geleckt und führen auf den ersten Blick Böses im Schilde.

Das mag – ganz im Sinne einer durchschnittlichen, gewollt eher einfachen denn vielschichtigen Satire – auch so gedacht gewesen sein. Als verschenktes Potential darf man es trotzdem empfinden. Aber «König von Deutschland» ist ein durchschnittlicher Film; kein schlechter. Dafür sorgen primär Olli Dittrichs Spielfreude, auch wenn man ihn doch lieber im Taxi nach Schweinau oder auf dem Sofa des «Frühstücksfernsehens» sehen würde, und – für manche eine Überraschung – Veronica Ferres, die gelungen komisch zwischen Durchschnittlichkeit und Bösartigkeit mäandriert.

Und so passt es am Ende wahrscheinlich ganz gut, dass dieser durchschnittliche Film über einen Durchschnittsdeutschen auch ganz durchschnittlich besprochen wird. Mit dem durchschnittlich deutschen Gemoser, natürlich.

Das ZDF zeigt «König von Deutschland» am Donnerstag, den 20. August um 20.15 Uhr.
19.08.2015 13:30 Uhr Kurz-URL: qmde.de/80213
Julian Miller

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Frühstücksfernsehens König von Deutschland

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