Frühere Gewinner der Quotenmeter-Fernsehpreiskategorie 'Beste Serie oder Reihe'
- 2014: «Der Tatortreiniger»
- 2013: «About: Kate»
- 2012: «Stromberg»
Deutschland, deine Serien: Obwohl deutsche Fernsehfreunde gerne Mal kritisieren, dass es in der deutschen TV-Landschaft an Serieninnovationen mangle, kann sich die hiesige Programmlandschaft sehen lassen. Zwar bleibt tatsächlich seit einiger Zeit der große, die breite Masse umwerfende Neustart aus, doch in der Nische gehen Jahr für Jahr spannende, qualitativ hochwertige Formate an den Start. Und unter den altbewährten Serien lassen sich mehrere Produktionen finden, die regelmäßig mit qualitativen Höhenflügen punkten, so dass sie auch in der x-ten Staffel äußerst positiv auf sich aufmerksam machen. Eben diese Lage der Seriennation spiegelt sich auch in den Nominierungen zum Quotenmeter.de-Fernsehpreis wieder:
Wie man sich auch in der siebten Staffel frisch halten kann, beweist die einzige Produktion eines Privatsenders in unserem Nominiertenfeld: Die Sat.1-Comedy
«Pastewka» mischte ihre bewährte Formel wiederholt neu auf, und setzte etwa im besonders langen Staffelauftakt verstärkt auf Situationskomik und die Ignoranz ihrer Titelfigur, während Folgen über Pastewka als «Wer wird Millionär?»-Telefonjoker und einziger Mitwisser bezüglich Hugo Egon Balders vorgetäuschtem Tod medienspezifischere Scherze trieben. Und in einer vor Metahumor sprießenden Episode wurde das ganze Serienkonzept auf den Kopf gestellt, indem Pechvogel Pastewka endlich einen Rachefeldzug unternehmen durfte.
Auch der
«Tatort» aus Wiesbaden ist ein bereits etabliertes Format. Seit 2010 geht Ulrich Tukur einmal jährlich als Felix Murot auf Verbrecherjagd. Was am 12. Oktober 2014 auf das Publikum losgelassen wurde, konnte aber kaum jemand ahnen: Autor Michael Proehl und Regisseur Florian Schwarz ließen sämtliche «Tatort»-Markenzeichen hinter sich und zelebrierten einen Kriminalfernsehen-Fiebertraum, der eine ambitionierte Kreuzung aus Tarantino, Shakespeare, Truffaut, Sherwood Anderson und Sophokles darstellt – und bei aller intellektuellen Verschränkung noch immer immensen Sehspaß bietet.
Aber auch ein ZDF-Krimi befindet sich unter unseren Nominierungen. Die Roman-Adaption
«Schuld» lief freitagabends mit durchwachsenem Quotenerfolg – nicht stark genug, um als Massenhit durchzugehen, aber zu prominent, um ein übersehenes Kleinod zu sein. Die Kritiken fielen verdienterweise herausragend aus: Die von Oliver Berben produzierten Kriminalgeschichten erzählen von sechs ganz unterschiedlichen Fällen, in welchen Protagonist Friedrich Kronberg (Moritz Bleibtreu) an die Grenzen seines anwaltlichen Könnens getrieben wird. «Schuld» bedient sich dabei an einfallsreichen technischen wie erzählerischen Handgriffen und entfaltet dabei so eine paralysierende Wucht, dass das Format seinen ebenfalls gefeierten Vorgänger «Verbrechen» hinter sich lässt.
Ebenfalls im ZDF beheimatet, sowie bei ZDFneo, ist der beste Comedyserien-Neustart des TV-Jahres: Die Polit-Mockumentary
«Eichwald MdB». Zumindest die ersten Episoden konnten sich bislang nicht solch eine Fanbase aufbauen, wie «Stromberg» sie sein Eigen nennt. Aber was noch nicht ist, kann ja noch kommen. Immerhin ist die bissige Satire über einen fatalistischen Hinterbänkler, der im Deutschen Bundestag um den Erhalt seines Direktmandats kämpft, nicht nur clever und extrem zitierfähig, sondern auch sehr kurzweilig.
Zu guter Letzt befindet sich auch ein Primetime-Neustart in unserer Auswahl: Die neue ARD-Krimireihe «Begierde» legte mit ihrem Auftakt die Messlatte für weitere Ausgaben immens hoch. Die Hauptfigur ist verletzlich, fehlbar und widerborstig – aber gerade wegen ihrer Makel so einnehmend. Optisch ist die Produktion der Zeitsprung Pictures GmbH dank Regisseurin Brigitte Maria Bertele auf Kinoniveau verortet, und erzählerisch ist der Auftaktfilm «Mord im Zeichen des Zen» eine Ausnahmeerscheinung. Passend zum zentralen Zen-Motiv konterkariert Bertele die reale, lebendige Charakterisierung ihrer Anti-Heldin mit einer tagtraumartigen Bildsprache voller Reminiszenzen an den französischen Film noir und an die Symbolhaftigkeit großer asiatischer Kinoregisseure.
In den kommenden Monaten stellt sich die spannende Frage, ob sich andere alte Serienhasen mit unseren Nominierten messen lassen können – und wie sich weit im Voraus umfeierte neue Formate positionieren. Mit dem international gelobten Historienstoff «Deutschland 83» und dem Mainzer Serienevent «Morgen hör' ich auf» werfen immerhin zwei Serien ihre Schatten voraus, die fernab der üblichen deutschen Serienkomfortzone liegen. Die TV-Zukunft liegt vor uns – aber vorab lohnt es sich, noch einmal über die besten Serien der Gegenwart abzustimmen. Und zwar
hier.