Er ist das «Tatort»-Aushängeschild, das selbst Til Schweiger zu deklassieren weiß. Er ist Frontmann von Radio Doria. Und er bringt einen Hauch Tarantino in die deutsche Filmlandschaft.
Von sich selbst sagt unser heutiges Geburtstagskind, dass es kein Entertainer sei. Die Besucher der Konzerte seiner einst Oblivion genannten Band Radio Doria würden Jan Josef Liefers dagegen vehement widersprechen. Und auch die Zuschauer des Deutschen Filmpreises, den er nun bereits zwei Mal moderierte, würden ihm wohl kaum Qualitäten als großer Unterhalter absprechen. Wenn dem gebürtigen Dresdener etwas abgeht, dann ist das eins: Zeit, zu entspannen. Der Schauspieler, der in der DDR eloquent gegen das Regime protestierte, tanzt auf Dutzenden Hochzeiten und klagt daher in Interview öfters, dass es ihm an Langeweile mangle.
Dieser Sehnsucht nach dem Nichtstun geht der 51-Jährige allerdings partout nicht nach. Dafür sind seine Interessen zu breit gefächert – und seinem Erfolg sei Dank kann er diese Interessen auch verfolgen. Seine größten Erfolge feiert Liefers seit Jahren bekanntermaßen im Ersten: Als Professor Boerne lockt er seit 2002 an der Seite von Axel Prahl Millionen von Krimifans zum «Tatort» aus Münster – und schlägt damit sogar Publikumsmagnet Til Schweiger. Sowohl die «Tatort»-Episode mit der höchste Reichweite als auch die mit der höchsten Sehbeteiligung seit 1992 handeln von dem Duo, das durch eine intensive Hassliebe miteinander verbunden ist. 13,13 Millionen Zuschauer und 37,2 Prozent Marktanteil – fast schon schwindelerregende Zahlen.
Liefers lässt sich jedoch nicht auf seinen schrägen Gerichtsmediziner beschränken. Erst kürzlich gelang «Desaster» in die Kinos, eine feucht-fröhlich-zynische Gangsterkomödie, die den Geist von Guy Ritchie und dem frühen Quentin Tarantino atmet. Liefers spielt darin nicht nur als Auftragskiller mit überkommenen Stressbewältigungsproblemen eine der Hauptrollen, der Mime zählte auch zu den Produzenten des bewusst undeutschen Genrefilms. Ein Genre, dem sich der Gatte der ZDF-Quotenbringerin Anna Loos derweil nur mit Bedacht nähert, sind Historienfilme über die DDR-Zeit. Liefers, der sich wohl als allerletztes als Ostalgiker bezeichnen würde, möchte als Gesamtdeutscher gesehen werden, und sich daher nicht mit einem Übermaß an DDR-Verarbeitungsfilmen in eine Schublade stecken lassen. Zuweilen nimmt er sich dem Thema dennoch an – etwa in der aufwändigen Buchverfilmung «Der Turm». Seine DDR-Lebensjahre will Liefers dennoch nicht vergessen machen – zu seinen musikalischen Idolen zählt er etwa die ikonische Ost-Band Puhdys.
Zu seinem Geburtstag wünschen wir dem Energiebündel mit dem bestechenden Charme einen Tag Ruhe, Stille, und wenn es sein muss auch gerne Langeweile. Und wir wünschen uns zum Dank noch viele weitere, völlig unterschiedliche Schauspielprojekte von Jan Josef Liefers im Kino und im TV – gerne darf er dabei auch mal wieder Regie führen!
Happy Birthday!