Zur Person: Jochen Stutzky
Jochen Stutzky ist bei Sport1 im Fußball-Bereich als Nationalmannschaftsreporter, Kommentator, Moderator, Sendungsleiter und Beitragsmacher im Einsatz. Unter anderem begleitete er als Reporter die Nationalmannschaft beim WM-Triumph in Brasilien und auch bei der EM 2016. Zuvor arbeitete der 36-Jährige als Reporter für Radio Gong 96.3 und das Fußballradio 90elf sowie als freier Redakteur für Arena.tv, Thinxpool/Servus TV und auch bereits für Sport1. Parallel zu seinem Studium der Diplom-Sportwissenschaften absolvierte der gebürtige Schwabe unter anderem ein Praktikum beim damaligen DSF und begleitete als Blindenkommentator die Spiele des FC Bayern München. Herr Stutzky, mit «Bundesliga Aktuell» haben Sie nun Ihr erstes tägliches TV-Format , das Sie regelmäßig moderieren. Ihre Karriere hat einst beim Radio begonnen…
Eigentlich habe ich mit allem irgendwie gleichzeitig angefangen. Sagen wir es so: Ich habe während meines Studiums schnell gemerkt, dass Sportjournalismus mein großes Steckenpferd ist. Dabei wurde mir auch klar, dass ich mich speziell auf TV und Hörfunk konzentrieren möchte, wobei ich auch einige Seminare zur Sportberichterstattung in der Zeitung besucht habe. Im Münchner Lokal-Radio, beim meistgehörten Münchner Sender Radio Gong, habe ich dann Fußballspiele des FC Bayern und der Löwen kommentiert.
Ihr Weg zum Fernsehen führte dann schnell über Sport1, Sie haben aber auch für Arena und Servus TV gearbeitet.
Bei Servus TV war ich Beitragsmacher und Redakteur von «Sport & Talk im Hangar» – für diese Sendung hatte ich dann Drehs und führte Interviews. Das war dann auch die Zeit, in der ich mich nicht nur um Fußball gekümmert habe. Dort spielten auch diverse andere Sportarten, wie zum Beispiel Eishockey eine kleine Rolle, wenngleich meine Leidenschaft immer dem Fußball gehört hat.
Sie sind also eigentlich Kommentator, Moderator, Leiter der Sendung, Reporter und Interviewer – mehr geht wohl kaum. Wenn Sie sich für eins entscheiden müssten, dann wäre das…?
Das ist eine ziemlich schwere Frage – Gott sei Dank stand ich bisher nie vor der Entscheidung, sondern durfte immer bei allem mitmischen. Da bin ich Sport1 sehr dankbar, dass man mich in diesem breiten Feld hat arbeiten lassen. Aber wenn Sie so fragen, würde ich nur sehr ungern auf moderieren und kommentieren verzichten.
Sport1 unterzieht sich diesen Tagen einer Verjüngungskur, was nicht heißen soll, dass Anna Kraft, deren Nachfolge Sie antreten, sonderlich alt war. Aber an wichtigen Stellen, dazu gehört «Bundesliga Aktuell» und der «Doppelpass» tauchen nun junge und frische Gesichter auf.
„
Bei «Bundesliga Aktuell» setzt der Sender mit Oliver Schwesinger und mir jetzt auf Eigengewächse. Man hätte sich für diese Stelle natürlich auch von extern jemanden holen können. Oder man gibt eben Redakteuren aus der eigenen Redaktion die Chance – und zeigt somit, welche eigenen Stärken man hat.
”
Jochen Stutzky
Das kann man so sehen, muss man aber nicht. Bei «Bundesliga Aktuell» setzt der Sender mit Oliver Schwesinger und mir jetzt auf Eigengewächse. Ich glaube, dass es Olaf Schröder, unserem Vorsitzenden der Geschäftsführung, und dem Ressortleiter Sascha Haas genau darum ging. Man hätte sich für diese Stelle natürlich auch von extern jemanden holen können. Oder man gibt eben Redakteuren aus der eigenen Redaktion die Chance – und zeigt somit, welche eigenen Stärken man hat. Ich bin ein Kind von «Bundesliga Aktuell» und ein schönes Beispiel, welchen Weg man bei Sport1 gehen kann. 2006 habe ich als Praktikant angefangen und seitdem wirklich jeden Job rund um diese Sendung ausgeübt. Übrigens: Soo jung bin ich mit meinen knapp 35 jetzt auch nicht mehr
(lacht)
Sie als „Kind von «Bundesliga Aktuell»“ müssen es wissen: Welches ist die größte Stärke des Formats?
Dass der Fan ganz beruhigt nach Feierabend um 18.30 Uhr einschalten kann, um die aktuellsten News und Hintergründe aus der ersten und zweiten Liga und dem internationalen Fußball zu bekommen. Hinter dem Format steht eine tolle Redaktion mit vielen Reportern direkt vor Ort. Nicht selten ist es so, dass um 17.30 Uhr eine „Bombe“ platzt und wir alles, was bis dahin geplant war, komplett über den Haufen werfen. «Bundesliga Aktuell» ist da unglaublich flexibel und inhaltlich unglaublich stark.
Sie haben einst im Radio die Spiele des FC Bayern München kommentiert und waren eine Zeit lang auch Blinden-Reporter für die Besucher im Stadion. Sympathisieren Sie entsprechend auch mit den Roten?
Das ist kein bisschen ein Hinweis darauf, für welchen Verein mein Herz schlägt. Also sagen wir es so: Ich bin kein Anhänger des FC Bayern München.
Sondern?
Ich glaube, dass jeder Fußballmoderator und -kommentator einen Lieblingsverein hat. Das liegt daran, dass die Faszination für diesen Sport ja schon in der Kindheit entsteht. Sonst würde sich niemand für diesen Beruf entschieden. Und natürlich entwickelt man im jugendlichen Alter eine Beziehung zu einem oder vielleicht sogar zu zwei Klubs. Für welche Mannschaft mein Herz schlägt, möchte ich aber für mich behalten. Nicht, weil ich glaube, dass ich mich dann angreifbarer mache. Vielleicht im Gegenteil: Ich bin mir sicher, dass ich bei einem Kommentar mit meiner Mannschaft vielleicht sogar kritischer umgehe als mit anderen Teams.
Sprechen wir – kurz vor Bundesliga-Start – auch noch über das Sportliche, und da zunächst über die Nationalmannschaft, weil Sie die zuletzt ja intensiv begleitet haben, unter anderem auch vergangenen Sommer in Brasilien. Der Stolper-Start in die EM-Quali; ist er darin begründet, dass einige Spieler nach dem WM-Titel satt waren?
Ich denke nicht, dass das etwas damit zu tun hat. Vor dem Turnier 2014 hat Trainer Jogi Löw bewusst ein Team geformt, das speziell auf die Zeit in Brasilien zugeschnitten war. Er hatte das Ziel, dort erfolgreich zu spielen und den Titel zu holen. Deshalb auch die Entscheidung, hinten mit vier Innenverteidigern zu agieren. Was danach gekommen ist, ist ein bewusst herbeigeführter Umbruch innerhalb der Mannschaft. Da wird nun die U21 eine ganz große Rolle spielen, die kürzlich gegen Portugal bei der EM links und rechts eine dicke Ohrfeige bekommen hat. Aber einige Spieler werden wir bald bei den „Großen“ sehen. Dann wird das ein anderes Team sein, das taktisch auch viel flexibler auftreten wird.
Frauen-WM, U21-EM, viel Fußball wurde gespielt in den rund acht Wochen, die seit der Bundesliga-Relegation vergangen sind. Irgendwie will so rechte Bundesliga-Vorfreude noch nicht aufkommen, oder?
Ich spüre eine sehr große Vorfreude auf die Saison – meine ist groß wie vielleicht noch nie. Selten gab es vor einer Bundesliga-Saison so viele Veränderungen. Schauen wir doch mal alleine auf die Mannschaften, denen medial die größte Aufmerksamkeit zuteil wird: Also Bayern, Dortmund und Schalke. Bei den Bayern ist Schweinsteiger weg, dafür hat man sich Vidal geholt. Beim BVB ging Klopp, dafür steht nun Thomas Tuchel an der Seitenlinie. Schalke arbeitet mit einem sehr jungen Trainer, Andre Breitenreiter, der aus Paderborn gekommen ist. Dazu haben wir Wolfsburg, bei denen es ja immer etwas ruhiger zugeht und die im Sommer meiner Ansicht nach richtig gut gearbeitet haben. Die Lage der Liga ist also interessant wie lange nicht, auch wenn ich glaube, dass wir auch dieser Saison im Meisterkampf nicht die Hoffnung auf ein enges Duell haben dürfen.
Also gibt es wieder einen Durchmarsch der Bayern?
Ja, der FC Bayern wird Meister.
Wo sehen Sie Dortmund und Hamburg am Ende der Saison?
Bei Dortmund war das in der vergangenen Spielzeit sicher ein Ausrutscher nach unten. Sie landen in meiner Tabelle diesmal unter den Top 6, ganz einfach, weil sie viel Qualität im Kader haben. Der HSV wird es aus meiner Sicht früher schaffen, den Abstieg zu verhindern. Am Ende steht ein Platz in der zweiten Tabellenhälfte. Es gibt ja Leute, die sagen, dem HSV täte ein Abstieg gut. Das ist nicht ganz richtig, weil ein Abstieg natürlich unheimlich schmerzen würde. Es hapert beim HSV aber weiter an den Vereinsstrukturen und so sage ich: So lange der HSV nicht absteigt, realisiert man die gemachten Fehler nicht in vollem Umfang. Deshalb würde dem Klub ein großes Ausrufezeichen mal sehr gut tun.
Wie wird sich Wolfsburg in der Champions League schlagen? 2014/2015 tat man sich in der Europa League ja mitunter schon schwer.
Da hätte ich von den Wölfen auch mehr erwartet, ihnen sogar den Sieg zugetraut. Jetzt hat man das Team gut ergänzt – mit Max Kruse ist zum Beispiel ein Stürmer dazu gekommen, der eine Lücke im Angriff schließt. Er bringt das Element rein, das vorher nicht da war. Das ist eine tolle Ergänzung zu Bas Dost, der ja groß und robust ist. Kruse hat eine tolle Technik und spielt gerade in Sachen Vorbereitung von Toren eine wichtige Rolle.
Zum Abschluss, Herr Stutzky, stelle ich Ihnen fünf Fragen, die man einfach mit Ja oder Nein beantworten kann.
Steigt Darmstadt direkt wieder ab?
Ja.
Wird es einer deutschen Mannschaft in der anstehenden Saison gelingen, einen internationalen Titel zu holen? Also den Sieg der Champions League oder der Europa League?
(überlegt) Ich glaube ja. Die Bayern können es packen.
Verlängert Pep Guardiola seinen auslaufenden Vertrag in München?
Nein.
Steigt Leipzig in die erste Liga auf?
Ja.
Wird es «Bundesliga Aktuell» gelingen, seine Zuschauerzahlen und Quoten zu steigern?
Ja.
Danke für das Interview.
Es gibt 0 Kommentare zum Artikel