Bradley Cooper, Amy Poehler, Paul Rudd, Elizabeth Banks und Janeane Garofalo in einer Serie? Klingt unglaublich, ist aber wahr. Ein Blick in «Wet Hot American Summer: First Day of Camp» zeigt: Die neueste Netflix-Produktion ist herrlich albern und absurd.
Cast & Crew
- Autoren: Michael Showalter, David Wain
- Executive Producers: Michael Showalter, David Wain, Peter Principato, Howard Bernstein, Jonathan Stern
- Cast (bereits im Film): Bradley Cooper, Amy Poehler, Paul Rudd, Elizabeth Banks, Janeane Garofalo, Marguerite Moreau, Christopher Meloni, Ken Marino, Molly Shannon, Michael Ian Black
- Cast (neu hinzugekommen): Chris Pine, John Slattery, Jon Hamm, Jason Schwartzman
Zu Anfang des Jahrtausends waren sie noch weitestgehend unbekannt, heute sind sie die großen Stars der Film- und Fernsehbranche, Oscarnominierungen und Golden Globe-Auszeichnungen pflastern ihren Weg. Diese Reise begann für viele der Schauspieler mit einer kleinen Jugendsünde: «Wet Hot American Summer», eine Teenie-Liebesfilm-Parodie aus dem Jahre 2001, die den letzten Tag eines typischen US-Sommercamps beschreibt. Inklusive jugendlicher „Romanzen“, zahlreicher Stereotypen, einer Talentshow und der dramatisch inszenierten Rettung der Camp-Bewohner. Unter Kritikern sowie an der Kinokasse floppte die Komödie, während sie beim amerikanischen Publikum teilweise Kultstatus genießt. In Deutschland ist der Film weitestgehend unbekannt. Nun hat der amerikanische Streaminganbieter Netflix den Original Cast wieder zusammengebracht und ein Prequel zum gleichnamigen Film gedreht:
«Wet Hot American Summer: First Day of Camp».
Die Serie behandelt die Vorgeschichte der zahlreichen Charaktere im Camp Firewood. Und so eigenartig die Handlung des Films bereits war, umso bizarrer ist das, was nun in dessen Prequel folgt: Während Ben (Bradley Cooper) und Susie (Amy Poehler) versuchen, innerhalb eines Tages ein mehr oder weniger professionelles Musical der Camp-Aufseher auf die Beine zu stellen, jagt Andy (Paul Rudd) seiner neuesten Flamme Katie (Marguerite Moreau) hinterher, wodurch er den Unmut ihres Freundes aus dem versnobten Camp Tigerclaw auf sich zieht. Unterdessen erscheint die Musikjournalistin Lindsay (Elizabeth Banks) im Camp Firewood, um endlich den Durchbruch mit einer eigenen großen Story zu schaffen. Und als wäre das nicht alles schon verrückt genug, kommen Beth (Janeane Garofalo) und Greg (Jason Schwartzman) einer Regierungsverschwörung auf die Spur, die sogar Präsident Ronald Reagan und einen Auftragskiller auf den Plan ruft.
Halt. Camp-Fehde? Auftragskiller? Regierungsverschwörung? Das klingt alles lächerlich? Ist es auch, aber genau das macht den Charme der Serie aus. WHAS nimmt sich selbst nicht allzu ernst, die Storylines sind wunderbar absurd. Doch nicht nur hieraus speist sich der Humor der Serie. Die herrlich verschrobenen Charaktere geben «Wet Hot American Summer: First Day of Camp» ihre ganz persönliche Note. Bereits im 14 Jahre alten Film sind es die Figuren, die hervorstechen, selbst wenn diese Parodie die Bezeichnung „Flop“ auch irgendwie verdiente. Nun aber erfährt der Zuschauer die Vorgeschichten der einzelnen Charaktere und es werden manche Mysterien des Films wie die der sprechenden Gemüsedose aufgelöst. Sprechende Gemüsedose? Ja, Sie haben sich nicht verlesen.
Es ist alles in allem herrlich sonderbar. Aber auch den einen oder anderen Seitenhieb gegen die 08/15-Elemente mancher Filmgenres können sich die Autoren Michael Showalter und David Wain, die selbst in allen acht Episoden der Serie mitspielen, nicht verkneifen. Kurzerhand werden Horror-, Liebes-, Anwalts- und Actionfilme in einzelnen Szenen aufs Korn genommen. Und im Gegensatz zum Film-Vorgänger, einer Teenie-Liebesfilm-Parodie, sind die Anspielungen deutlich besser gelungen.
Am meisten Spaß macht es jedoch, den mittlerweile etablierten Schauspielern dabei zuzusehen, wie sie in ihren verschrobenen Rollen aufgehen. In jeder Szene merkt man ihnen den Spaß an der Produktion an. Netflix hat es darüber hinaus nicht nur geschafft, den kompletten Cast des Films wiederzuvereinen, sondern auch zahlreiche neue Stars zu engagieren. Unter anderem Chris Pine, diverse «Mad Men»-Darsteller wie Jon Hamm und John Slattery oder Überraschungsgäste wie 'Weird Al' Yankovic.
Das größte Kuriosum der Serie ist natürlich das Faktum, dass die Schauspieler 14 Jahre älter sind, die Handlung ist jedoch zwei Monate vor dem Original spielt. Viele Highschool-Filme und -Serien versuchen solche Altersprobleme einfach zu übergehen – wird schon keinem auffallen. Nicht so bei «Wet Hot American Summer: First Day of Camp». Die Schauspieler schnappen sich diese bizarre Situation – und verpacken sie mit einer großen Portion Selbstironie. Bradley Cooper und Co., viele schon über 40 Jahre alt, spielen 16- bis 17-jährige im 80’s-Look: Ein echter Hingucker.
Humor ist Geschmackssache – und über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. «Wet Hot American Summer» ist toll produziert und unterhält den geneigten Zuschauer über weite Strecken. Trotzdem sitzt nicht jeder Gag, und zahlreiche Pointen funktionieren nur, wenn man den 2001 erschienenen Film zuerst gesehen hat. Das ist allen interessierten Zuschauern auch dringend zu empfehlen. Der Humor ist auf weiten Strecken eher plump und wenig tiefsinnig, aber das ist für die Serie kein wirkliches Manko. Insgesamt ist «Wet Hot American Summer: First Day of Camp» eine amüsante Serie, die man als Zuschauer nicht allzu ernst nehmen sollte, weil sie es selbst auch nicht tut. Die Absurdität der Situationen, die zahlreichen Genre-Parodien und die Verschrobenheit der Charaktere in Starbesetzung machen «Wet Hot American Summer: First Day of Camp» zu einer gelungenen Comedyserie, die ihren filmischen Vorgänger deutlich übertrumpft.
Fazit: 40-jährige Hollywood-Stars spielen Teenager und blödeln sich mit 80er-Flair von einer Albernheit in die nächste. Und das unglaubliche daran: Es macht richtig Spaß, sofern man dieser Art von Humor etwas abgewinnen kann.
«Wet Hot American Summer: First Day of Camp» ist seit dem 31. Juli auf Netflix abrufbar. Der 2001 erschienene Film «Wet Hot American Summer» ist ebenso im Netflix-Abo inbegriffen.