Wir sprachen mit ZDFneos Head of Development Slaven Pipic über das Selbstverständnis von ZDFneo, den Sendervorstoß im Comedy-Bereich und das «Neo Magazin Royale».
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Mit dem #Varoufakefake hat das «Neo Magazin Royale» zuletzt für viel Aufsehen gesorgt. Wie bewerten sie als Sendervertreter den öffentlichen Diskurs, den der Beitrag ausgelöst hat und wie hat sich die Angelegenheit auf den Sender ausgewirkt?
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Es ist sehr erfreulich für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, dass man Themen setzt und diese nicht beantwortet, sondern den Diskurs startet und letzten Endes schaut, was damit passiert.
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Slaven Pipic über das «Neo Magazin Royale»
Mit drei Millionen Abrufen ist es das erfolgreichste Video, das ZDFneo im Internet gepostet hat. Eine Besonderheit am Beispiel Varoufake, aber auch am «Neo Magazin» und Jan Böhmermann, ist, dass die Sendung und deren Inhalte zum Nachdenken und zum Dialog anregen. Das heißt, es ist eine starke Haltung dahinter erkennbar. Es ist sehr erfreulich für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, dass man Themen setzt und diese nicht beantwortet, sondern den Diskurs startet und letzten Endes schaut, was damit passiert. Das passt zu ZDFneo: Fragen zu stellen und nicht die Antworten vorzugeben.
Seit der vergangenen Staffel läuft das «Neo Magazin Royale» auch im ZDF-Hauptprogramm. Hierfür wurde extra ein eigenes, großes Studio hergerichtet, was für viele Zuschauer des Formats anfangs sehr ungewohnt war. Auch Jan Böhmermann ließ durchblicken, dass er sich erst an die neue Form von Stand-Up am Anfang der Ausgaben gewöhnen musste. Ist Jan Böhmermann schon da, wo man ihn haben will - gerade auch im Hinblick auf das ZDF-Publikum?
Wir setzen uns nach jeder Staffel mit den Protagonisten und Produzenten unserer Formate zum Meinungsaustausch zusammen. Auch ohne den Sendeplatz im ZDF, hätten wir am «Neo Magazin» definitiv mit allen Kreativen zusammengearbeitet und es noch einmal größer aufgestellt. Ich bin kein Freund davon, gleich zu Beginn alle Mittel für ein Programm auszuschöpfen, sondern eher davon, die Idee zu testen, damit wir gemeinsam Schritt für Schritt das Format entwickeln können. In diesem Fall war es eine ganz natürliche Konsequenz größer zu werden, Musik und Stand-Up zu machen. Das ZDF hat uns dankenswerterweise unter diesen Voraussetzungen einen Sendeplatz freigeschaufelt. Deshalb war das in diesem Sinne ein ganz normaler Entwicklungszyklus.
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Jan Böhmermann macht das, was Jan Böhmermann macht und er macht alles sehr gut. Er weiß genau, wo er hin will und ich bin einfach froh, dass wir mit ihm zusammenarbeiten können.
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Slaven Pipic über Jan Böhmermann
Jan Böhmermann macht das, was Jan Böhmermann macht und er macht alles sehr gut. Er weiß genau, wo er hin will und ich bin einfach froh, dass wir mit ihm zusammenarbeiten können. Ich habe sehr großen Respekt vor ihm, da er sich neuen Ideen immer wieder positiv öffnet und auch mal sagt: ‚Dann mache ich jetzt halt einmal Stand-Up.‘, auch wenn er noch nicht weiß, wie das genau aussehen wird. Das verleiht der Sendung eine unheimlich große Dynamik und einen sehr großen kreativen Spielraum, den ich schätze. Dadurch wird es nie langweilig und wir können unseren Zuschauern gute Unterhaltung anbieten.
Und das ist Jan Böhmermann in der neuen Staffel gelungen? Wie sieht Ihre Bilanz aus?
Die ist sehr gut. Sie haben „Varoufake“ ja angesprochen, aber auch „History of German Rap“ oder diverse Gastauftritte, mit denen ich zufrieden bin. Was die Quote angeht, bin ich hoch erfreut. Das «Neo Magazin Royale» hat teilweise Sendungen gehabt, die in der Spitze 2,9 Prozent der Zielgruppe angesprochen hatten. Deshalb bin ich äußerst zufrieden und ich freue mich auf alles, was noch kommt.
Neben dem «Neo Magazin» lief bis 2014 auch mit «Nate Light» ein Late-Night-Format bei ZDFneo. Ist in Zukunft auch eine werktäglich laufende Late-Night-Show denkbar, wie in den USA? Stefan Raab hört ja mit einem solchen Format bald auf…
Auf jeden Fall. Für mich hat ja auch das «Neo Magazin Royale» Late-Night-Züge. Deshalb finde ich schon, dass wir damit das Genre Late-Night neu interpretiert und aufgestellt haben. Wir haben ja mit 34 Folgen, die wir im Jahr bestellen, schon eine wöchentlich laufende Sendung im Programm. Ich sehe durch den Abschied von Stefan Raab, was ich schade finde, aber, dass es noch viel mehr Potenzial im deutschen Fernsehen gibt. Da bin ich sehr gespannt, was passieren wird.
Wieso werden denn eigentlich die sendereigenen Formate wie das «Neo Magazin Royale» so selten auf ZDFneo wiederholt? Meist laufen stattdessen Wiederholungen alter ZDF-Sendungen.
Es kommt immer darauf an, wovon wir sprechen. Das hat natürlich mehrere Gründe. Als junger Sender sind wir sehr dankbar für hochwertige Produktionen vom ZDF, die wir dem Zuschauer noch einmal anbieten können. Solche Formate haben beispielsweise einfach Kult-Charakter oder waren damals, als sie hergestellt wurden, wegweisend. Wir versuchen für unser Publikum zusammen mit unseren Linzenzeinkäufen und neuen Spielfilmen ein gutes Angebot zu machen. Ich persönlich finde beispielsweise eine Late-Night-Sendung am Ende der Woche gut. Am Anfang der Woche ist das etwas schwierig, da man sich als Zuschauer dort noch nicht so für die Themen der Woche interessiert und erst einmal darauf wartet, was passiert. Zu unserer Senderstrategie gehört es, alle unsere Formate online zu stellen, weil viele Zuschauer, die wir ansprechen, sie nicht unbedingt zu jeder Tageszeit sehen möchten, sondern sie eher in einem bestimmten Primetime-Segment vermuten und sie dann, wenn sie Lust haben, online abrufen.
Der Sommer stand ganz im Zeichen der Sitcoms. Was bringt der Herbst bei ZDFneo?
Sie haben ja vorhin schon «Blockbustaz» genannt. Damit kommt im Herbst oder Anfang kommenden Jahres die nächste Sitcom. Aber auch in anderen Programmen wollen wir Highlights setzen, z. B. was internationale Serien betrifft. Wir hatten jetzt den «Clan» als europäische Serie, aber ich freue mich, dass wir am 18. August mit «The Knick» starten - der HBO-Serie, die immer dienstags um 22.30 Uhr in ZDFneo ausgestrahlt wird. Außerdem läuft momentan samstags unser Horror-Special. Zu den Herbst-Formaten kann ich jetzt leider noch nichts sagen. Da würde mich meine Presse-Expertin glaube ich umbringen (lacht).
Vielen Dank für das Interview!
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