Der Sommer wird gruselig! ZDFneo zeigt vom 27. Juni bis zum 1. August immer samstags zwischen 20.15 Uhr und 5 Uhr Horror-Spielfilme. Die Quotenmeter.de-Kinoexperten Sidney Schering und Antje Wessels begleiten Euch durch diese schaurige Zeit.
Samstag, 18. Juli, 22:15 Uhr: «Der verbotene Schlüssel»
In den frühen 2000ern dominierten neben dem aufkeimenden Trend des durch «Saw» etablierten Torture Porn vor allem J-Horror sowie deren US-Pendants die Kinosäle. Insbesondere «The Grudge» erarbeitete sich zu jener Zeit bei vielen Kinofreunden den Status als „gruseligster Film aller Zeiten“. Die Geschichte um ein verfluchtes Anwesen zog, wie schon «Poltergeist» in den Achtzigerjahren, viele Trittbrettfahrer nach sich. Dazu gehört auch «Der verbotene Schlüssel», im Original «The Skeleton Key», der nicht nur das inhaltliche Prinzip einer von gruseligen Phänomenen heimgesuchten Blondine aufgriff, sondern sich auch das sogenannte Sarah-Michelle-Gellar-Prinzip zunutze machte. Viele Horrorfilme der damaligen Dekade hatten es durch den Erfolg der Slasher-Welle in den Achtzigern einfach, große Stars für Hauptrollen zu gewinnen, nur um dadurch einen vehementen Karriereschub zu erfahren (Sarah Michelle Gellar profitierte schlussendlich mehr davon, in «The Grudge» mitgespielt zu haben, als in sieben «Buffy»-Staffeln); immerhin feierten unter anderem Johnny Depp («Nightmare On Elm Street»), Matthew McConaughey («Texas Chainsaw Massacre: Die Rückkehr») oder auch Tom Hanks («He Knows You’re Alone») ihre ersten Leinwandengagements in Horrorfilmen. In «Der verbotene Schlüssel» ist es Kate Hudson («Wish I Was Here»), die an der Seite von John Hurt («Snowpiercer») und Peter Sarsgaard («Blue Jasmine») um ihr Überleben kämpfen darf.
So kalkuliert die Erfolgswelle des frühen 2000er-Horrors auch war, so wenig überraschend kommt leider auch «Der verbotene Schlüssel» daher. Regisseur Iain Softley, der zuvor mit «K-Pax» und später mit «Tintenherz» ähnlich durchschnittliche Filme drehte, inszeniert das Drehbuch von Ehren Kruger absolut genrekonform. Leider lässt das Skript des «Ring»-Schreibers jene Innovation des heute zum Meilenstein aufgestiegenen Gore-Verbinski-Schockers vermissen. Stattdessen schleppt sich die Geschichte um eine House-Sitterin, die nach und nach die Geheimnisse einer abgelegenen, gruseligen Villa entdeckt, mäßig spannend voran, eh der Schlusstwist der Story immerhin im Ansatz innovative Züge abzugewinnen weiß. So wundert es kaum, dass es «The Skeleton Key» nie in eine Reihe mit «The Grudge» und Co. geschafft hat, sondern sich lediglich den Stellenwert eines Filmes erarbeitet hat, der sich solide im Fahrwasser der dadurch entstandenen Erfolgswelle bewegt.
23:50 Uhr: «In der Tiefe wartet der Tod»
Von den unheimlichen Sümpfen Louisianas geht es weiter in die Tiefe. Genauer gesagt «Nine Miles Down», wie Anthony Wallers Mysterythriller «In der Tiefe wartet der Tod» im Original heißt. Da gerade im Horrorfilmsegment überdurchschnittlich viele Produktionen die Chance bekommen, hierzulande die Leinwände zu erobern, ist es schon vielsagend, dass es die (angeblich von wahren Ereignissen inspirierte) Story um eine Gruppe von Höhlenforschern, die in der Sahara nach und nach dem Wahnsinn verfällt, nur als Direct-to-DVD-Start das Licht der Welt erblickte. Seine Premiere feierte der 22 Millionen US-Dollar teure Film auf dem Japanischen Horrorfilmfestival, passend zu Halloween 2009. Die Kritiken waren eher mäßig und da sich die Produktion vollkommen abseits jedweder vorherrschender Trends zu beweisen versuchte, riskierte lediglich Südkorea einen Kinostart. In Deutschland, Australien und den Niederlanden reichte es nur fürs Heimkino.
Dabei klingt die Produktionshistorie tatsächlich vielversprechend. Immerhin war 2005, also vier Jahre vor Drehbeginn, noch John Carpenter («The Thing», «Halloween») selbst für den Regieposten im Gespräch. Nachdem dieser endgültig absagte, bekam «American Werewolf in Paris»-Macher Anthony Waller den Zuschlag. In den Hauptrollen sind unter anderem B-Movie-Star Adrian Paul («Apocalypse Earth») und Kate Nauta («Snow Sharks») zu sehen.
1.10 Uhr: «Der weiße Hai 2», 3 Uhr: «Der weiße Hai – Die Abrechnung»
Hai-Horror. Das womöglich einzige Genre, das exakt einen guten Film hervorgebracht hat, während alle anderen Machwerke irgendwo zwischen „langweiliger Schund“, „peinlicher Schund“ und „unterhaltsamer Schund“ zu verorten sind. 1975 revolutionierte Steven Spielberg mit «Der weiße Hai» die Art und Weise, wie in Hollywood über die Dimensionen finanziellen Erfolgs gedacht wird. John Williams bescherte der Popkultur ein unvergessliches Stück Musik und Haie wurden wohl für immer und ewig als abscheuliche, aggressive Bestien abgestempelt. Drei Jahre später kopierten Regisseur Jeannot Szwarc und die Drehbuchautoren Carl Gottlieb und Howard Sackler die Formel des Spielbergklassikers, wickelten das Ganze jedoch deutlich weniger ausgefeilt ab. Mit weltweiten Einnahmen von 208 Millionen Dollar bei einem Budget von 30 Millionen Dollar war Teil zwei trotzdem ein respektabler Erfolg, und es ist nicht völlig unverständlich wieso. Ja, der Gummi-Hai ist mies gealtert, doch was Fließband-Hai-Horror angeht, ist der Streifen noch akzeptabel. Teil vier hingegen treibt die Story des weißen Hais, der es auf Familie Brody abgesehen hat, auf die hanebüschene Spitze, ohne je so kultig-abgedrehte Splattersequenzen abzufeuern wie moderner Hai-Trash. Als Einschlafhilfe zu gebrauchen, aber sonst …