Cast & Crew
Vor der Kamera:
Zoe Moore als Mia, Franz Dinda («Blackout – Die Erinnerung ist tödlich») als Azrael, Vladimir Burlakov («Im Angesicht des Verbrechens») als Jeremiel, Ludger Pistor («Balko») als Eigner, Lena Meckel als Sophie, Maria-Victoria Dragus («Das weiße Band») als Aileen, Michael Sommer als Erzengel Michael
Hinter den Kulissen:
Regie: Thomas A. Szabó, Buch: Dieter Wardetzky, Kamera: Lukas Steinbach, Produktion: cut.it film
Es ist eine Geschichte wie sie für sixx besser kaum klingen könnte: Seitdem ihre Eltern gestorben sind, lebt die 17-jährige Mia (gespielt von Zoe Moore) im Internat. Doch in der Trauer kommt sie auch mit ihren Mitschülerinnen und Mitschülern nicht wirklich zurecht, mit den Jungs klappt es sowieso nicht. Und schließlich entwickelt sie übernatürliche Kräfte, deren Bedeutung sie nicht wirklich zu erklären weiß. Immer dann nämlich, wenn sie wütend ist, zerstört Mia mit ihren Gedanken Gegenstände in näherer Umgebung oder verletzt unfreiwillig Menschen. Nach dem plötzlichen Tod ihrer Fechtlehrerin wird als Ersatz ein junger Mann gefunden, der kurzfristig einspringt. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass er nicht nur keine Ahnung von dem Sport hat, sondern viel mehr auch der gefallene Engel Azrael (nicht zu verwechseln mit dem Raben von „Next Uri Geller“ Vincent Raven) ist. Zur Aufklärung trägt das für das Teenie-Mädchen freilich nicht bei. Selbstredend aber verliebt sie sich in den attraktiven Lehrerengel, was die Situation nicht einfacher macht.
Entstanden als Produktion der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg klang es ursprünglich mal so, als könnte «Der Himmel zwischen den Welten» sogar bei ProSieben laufen. Wie auch bei zwei anderen Abschlussarbeiten kam es anders, zum großen Sender der Familie aber hätte der Debüt-Film ohnehin noch weniger gepasst. Problematisch ist ohnehin weniger die Grundidee. Die findet der (männliche) Kritiker zwar dämlich, ist sich aber durchaus bewusst, dass für solcherlei Produktionen ein Publikum vorhanden ist. Immerhin finden auch Serien wie «Pretty Little Liars» oder «Charmed» ihre Zuschauer. Schwierig ist viel mehr die Umsetzung.
Überinszenierte Trennung in zwei Welten
Gerade zu Anfang wird die Trennung der Welten filmisch sehr deutlich gemacht und dabei spürbar überinszeniert. In dunklen Farben und schnellen Schnitten bewegt sich die Welt der Engel, heller und phasenweise etwas behäbiger ist die Welt der Menschen dargestellt. Es wirkt so als würde man dem Zuschauer nicht zutrauen, dass er versteht in welcher der Welten er sich gerade bewegt. Erst nach und nach wird dann die Trennung aufgehoben. Der Zuschauer versteht das. Auch versteht er, dass einige Charaktere die Grenzen überschreiten. Er versteht das ganz ohne übertriebene Dunkelheit oder Farbkontraste. Man muss ihm nur die Möglichkeit geben.
Dass die Special Effects nicht gerade überdimensioniert sind und auch deren Umsetzung ein wenig mehr Realitätsnähe vertragen könnte, ist da schon eher verzeihbar. Weder Erfahrung noch Budget dürften an dieser Stelle besonders groß sein, insofern sind Mängel dieser Art nur logisch. So erwartet man nicht, dass das Abaddon, also der Sache die aus Sicht der Engel den Abgrund bedeutet, großartig inszeniert wird. Man würde aber erwarten, dass nicht gerade die naheliegendste Lösung was das Abaddon denn nun sein könnte auch gleich die richtige Antwort ist. Hier wäre etwas mehr Kreativität wünschenswert gewesen.
Epische Dialoge?
Immer wieder wurde im Laufe der Geschichte versucht epische oder bedeutungsschwangere Dialoge mit unterzubringen. Funktioniert hat das nicht wirklich, denn die meiste Zeit erinnern die Unterhaltungen eben doch eher an deutsche Teen-Movies wie «Mädchen, Mädchen» mit ein wenig möchtegern-mysteriösem Einschlag und weniger an kernige Gespräche im Stile von «Akte X». Und auch die schauspielerischen Leistungen sind mitunter fragwürdiger Natur. So teilt der Schuldirektor den Tod der Lehrerin lapidar mit dem Satz „Sie ist tot“ mit, wobei der Zuschauer in der Emotionalität keinen Unterschied zum Satz „Ihr habt jetzt Pause“ spürt. Dazu passt ferner, dass alle so weiter machen als sei nichts weiter geschehen. Auch die Gespräche der Teenager untereinander reichen oft von absurd bis klischeehaft, zum Beispiel wenn ein Mädel zum anderen sagt „Tschüss Gletscherspalte“ und die ganz schlagfertig erwidert „Bis später Schlampe“. Texte wie sie selbst Goethe kaum besser hinbekommen hätte. Aber gut, der aufmerksame Teen denkt sich ja ohnehin fack ju.
Das Ende der Geschichte lässt sich so auch gegen den Wind riechen, immerhin die offene Gestaltung überrascht aber ein Stück weit. Rettung bringt auch das jedoch nicht. Wenn ein Film, der mysteriös sein soll, dem Zuschauer weismachen will, dass ein Gebäude vollständig aus den „Leichen toter Brüder“ (so erklärt es einer der Engel) erbaut worden sein soll, dann gibt es aber sowieso nicht mehr viel das hilft. Allerhöchstens vielleicht die Spieldauer. Furchtbar lang nämlich dauert die Produktion nicht, auch wenn es sich phasenweise so anfühlt. So freut sich der Zuschauer vor allem, weil er nach gut 77 Minuten das Ende der Fahnenstange erreicht hat. Nein, ein gelungenes Debüt war das leider gar nicht. Nicht einmal für Trash-Fans ist dieser Film ein besonderer Spaß. Zwischen Teenie-Mist und paranormalem Irrsinn bleibt aber immerhin eines: Die Hoffnung auf Besserung. Denn die Mängel sind zwar markant, aber zumindest behebbar.
«Der Himmel zwischen den Welten» ist am Samstag, 18. Juli um 22.10 Uhr bei sixx zu sehen.