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Die Kino-Kritiker: «Terminator: Genisys»

Arnie is back! Doch bringt die Rückkehr des gealterten Actionstars zum eingestaubten «Terminator»-Franchise wirklich die erhoffte Erlösung?

Filmfacts «Terminator: Genisys»

  • Kinostart: 9. Juli 2015
  • Genre: Action/Sci-Fi
  • FSK: 12
  • Laufzeit: 125 Min.
  • Regie: Alan Taylor
  • Drehbuch: Laeta Kalogridis, Patrick Lussier
  • Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Emilia Clarke, Jason Clarke, Jai Courtney, J.K. Simmons
  • OT: Terminator: Genisys (USA 2015)
Als der spätere «Titanic»- und «Avatar»-Regisseur James Cameron 1984 den österreichischen Bodybuilder Arnold Schwarzenegger als furchteinflößende Killermaschine auf die damals noch von Linda Hamilton verkörperte Sarah Connor und das Kinopublikum losließ, ahnte er wohl kaum, dass er damit einen absoluten Sci-Fi-Klassiker schaffen und den Grundstein für ein so langlebiges Franchise legen würde. Mit der 1991 erschienenen Fortsetzung «Terminator 2» gelang Cameron dann gar das seltene Kunststück, seinen Vorgänger in so ziemlich allen Belangen noch einmal in den Schatten zu stellen. Mit seiner bedrückenden Stimmung, den revolutionären Effekten und einer packenden Geschichte, bei der auch die Emotionen nicht zu kurz kamen, kann der Action-Streifen getrost als Meisterwerk seines Genres bezeichnet werden.

Seitdem hat die Reihe, die fortan ohne Camerons Beteiligung auskommen musste, stetig abgebaut. Während «Terminator 3 - Rebellion der Maschinen» sich zu stark selbst kopierte und persiflierte, dennoch aber zumindest einige atemberaubende Action-Sequenzen und ein erstaunlich konsequentes Ende zu bieten hatte, war der erstmals ohne Schwarzeneggers aktive Mitwirkung entstandene «Terminator: Die Erlösung» trotz des erfreulich frischen Ansatzes und Hauptdarsteller Christian Bale eine reine Enttäuschung. Mit dem nunmehr fünften Teil «Terminator: Genisys» will man sich jetzt auf die Ursprünge der Reihe zurückbesinnen, wozu auch die Rückkehr des ehemaligen kalifornischen Gouverneurs Schwarzenegger in seine Paraderolle beitragen soll. Während der Film anfangs in der Tat noch von einem gewissen Nostalgiebonus zehren kann und im weiteren Verlauf mit schierem Action-Bombast punkten will, versagt er auf Plotebene letztlich aber nahezu komplett.

Das postapokalyptische Los Angeles im Jahr 2029: Nachdem sie mehr und mehr Erfolge im andauernden und verlustreichen Krieg gegen die verselbständigten Maschinen feiern konnten, stehen die überlebenden Menschen unter der Führung des unerschrockenen John Connor (Jason Clarke) kurz vor ihrem finalen Schlag gegen das Computernetzwerk Skynet. Und tatsächlich glückt die Zerstörung von dessen Kern, woraufhin alle todbringenden Maschinen ihren Geist aufgeben. Doch ist es der künstlichen Intelligenz vor ihrem Ableben gelungen, einen Killer-Roboter mithilfe eines heimlich entwickelten Apparats zurück durch die Zeit ins Jahr 1984 zu schicken, um Johns Mutter Sarah noch vor Johns Geburt zu töten und so die menschliche Rebellion im Keim zu ersticken. Um dies zu verhindern, entsendet John seinen treusten Mitstreiter Kyle Reese (Jai Courtney) ebenfalls ins Jahr 1984.

Doch als er dort ankommt, ist alles ganz und gar nicht so, wie er oder John sich das vorgestellt haben. Noch bevor er sichs versieht, wird Kyle selbst von dem nahezu unbesiegbaren T-1000 (Byung-Hun Lee) angegriffen und in letzter Sekunde von niemand Geringerem als Sarah Connor (Emilia Clarke) gerettet, die bereits weitaus taffer ist als gedacht. Als er dann auch noch erfährt, dass sie von einem Terminator (Arnold Schwarzenegger) begleitet wird, zu dem sie ein familiäres Verhältnis pflegt, traut Kyle seinen Augen kaum. Doch um den Weltuntergang zu verhindern, hat er keine andere Wahl, als sich mit dem ungleichen Duo zusammenzuraufen.

Die erste Viertelstunde von «Terminator: Genisys» ist Fanservice in Reinkultur. Direkt in Kyle Reeses einleitendem Monolog aus dem Off werden die weniger beliebten Sequels völlig ignoriert. So wurde der Tag des Jüngsten Gerichts hier nicht nach hinten verschoben, so wie es in «Terminator 3» der Fall war. Und auch Kyles und Johns erstes Aufeinandertreffen läuft gänzlich anders ab, als wir es noch in «Terminator: Die Erlösung» zu Gesicht bekommen haben. Anschließend kommt es zu dem im allerersten «Terminator» bereits erwähnten Triumph über die Maschinen, in dessen Zuge die Menschen auch auf die geheime Zeitmaschine stoßen, deren Benutzung daraufhin erstmals unmittelbar zu sehen ist. Mit dem ersten Zeitsprung greift der Film schließlich einige der markanten Momente aus «Terminator» auf, die zum Teil eins zu eins, Einstellung für Einstellung nachgedreht wurden, nur um ihnen dann einen neuen Dreh zu verpassen und sie so auch mit Elementen aus «Terminator 2» zu vermischen. Das hat alles durchaus einen faszinierenden Reiz.

Was nach dem recht charmanten Trip in die Vergangenheit allerdings folgt, ist die meiste Zeit zum Haareraufen und Hirnverknoten. Regisseur Alan Taylor («Thor - The Dark Kingdom») und seine beiden Drehbuchautoren Laeta Kalogridis («Shutter Island») und Patrick Lussier («Drive Angry») versuchen noch tiefer in die ohnehin stets gegen Paradoxa kämpfende Zeitreisethematik einzusteigen. Deren grundlegende Widersprüche sollen mit der Etablierung alternativer Zeitlinien umgangen werden, doch verzettelt sich das hauptverantwortliche Trio derart, dass das ohnehin schon dürftig konzipierte Konstrukt endgültig unnötig konfus und kompliziert präsentiert wird.

Alan Taylor ließ im Vorfeld des internationalen Starts verlauten, dass er gar nicht erwarte, dass das Publikum den Film verstehe. Wie in diesem selbst auch in einem kurzen Dialog zwischen «Game of Thrones»-Star Emilia Clarke und dem völlig verschenkten Oscarpreisträger J.K. Simmons («Whiplash») direkt aufgegriffen wird, käme es lediglich darauf an zu wissen, dass das Schicksal der gesamten Menschheit auf dem Spiel steht. Dabei ist dies nicht nur ein Armutszeugnis in Bezug auf den Stellenwert und die adäquate Vermittlung der Handlung an sich, sondern steht sich der Film bei dieser Herangehensweise auch gehörig selbst im Weg, da er den vermeintlich so überflüssigen Erklärungen immer wieder viel zu viel Zeit einräumt. Die wenig elegant eingewobenen Passagen verwirren vielmehr, als dass sie irgendetwas Essentielles beitragen und nehmen so gehörig Tempo und Spannung aus den Geschehnissen auf der Leinwand, zumal die Gefahr des drohenden Weltuntergangs nicht annähernd so beklemmend Ausdruck findet, wie es seiner Zeit noch bei «Terminator 2» der Fall war.

Die Action-Sequenzen können dies dann leider auch nur zum Teil wettmachen. Zwar ist ihnen durch die bloße Effekt- und Soundwucht ein passabler Unterhaltungswert nicht abzusprechen, doch dürfte kaum eine der entsprechenden Szenen als großes Highlight länger im Gedächtnis bleiben. Raffinesse und Originalität, wie sie allein in diesem Jahr beispielsweise schon die abgedrehten Actionfeuerwerke «John Wick», «Kingsman: The Secret Service» und «Mad Max: Fury Road» in genreverwandten Szenen zuhauf boten, lässt «Terminator: Genisys» hier leider schmerzlich vermissen. Der zähe Fluss der Handlung geht zum Teil allerdings auch auf das Konto der allzu blassen Hauptfiguren, über die man nur das allernötigste erfährt. Hier verlässt sich der Film ganz explizit auf den mit den Vorgängern aufgebauten Status seiner Protagonisten und bedient somit das generell zwiespältige Vorhaben der Macher, etwas Neues kreieren zu wollen, sich dabei aber auch häufig zu sehr auf das etablierte Fundament der Reihe zu stützen. Dies trifft bisweilen auch auf den regelmäßig eingesetzten Humor zu, der zwar seine amüsanten Momente hat, aufgrund zu forcierter One-Liner aber längst nicht immer zündet.

Dabei stellt sich auch unweigerlich die Frage, auf welche Zielgruppe «Terminator: Genisys» primär denn abzielt. Während sich Franchise-Veteranen an der anfänglichen, wiederholten Einführung des Szenarios und eventuell auch an der Besetzung stören könnten, geht für Neueinsteiger ohne Kenntnis der vorangegangen Teile zum einen der Reiz der Anspielungen auf diese völlig verloren, zum anderen dürfte es jenen bei all den Zeitlinien und teils unterschiedlichen Variationen der Charaktere auch schwer fallen, überhaupt den Überblick darüber zu behalten, was auf der Leinwand eigentlich gerade abgeht. Am Ende bleiben jedenfalls für alle die emotionale Eingebundenheit und das damit im Idealfall einhergehende Mitfiebern mit den Figuren größtenteils auf der Strecke. Lediglich die Beziehung zwischen Sarah Connor und ihrem liebevoll von ihr „Pops“ getauften Terminator-Beschützer lässt ein wenig emotionales Potential aufblitzen.

Dabei macht die Besetzung jedoch eigentlich eine überraschend solide Figur. «Planet der Affen: Revolution»-Star Jason Clarke gelingt es zwar zu Beginn nicht wirklich, John Connors angeblichen Führungscharme einzufangen, doch ist er für die weitere Entwicklung der Figur im Film letztlich eine annehmbare Wahl. Und auch Jai Courtney («Stirb langsam: Ein guter Tag zum Sterben») und Emilia Clarke schlagen sich durchweg recht ordentlich. Ex-Gouverneur Arnold Schwarzenegger, der nach wie vor eher erfolglos an seinem großen Action-Comeback arbeitet, hat derweil nicht viel von seinem früheren Charme eingebüßt. Stets mit einem gewissen Augenzwinkern (und im Orignal nach wie vor mit starkem Akzent) ist der Österreicher somit trotz seines fortgeschrittenen Alters (das inhaltlich übrigens damit erklärt wird, dass das echte menschliche Gewebe, das den Terminator umgibt, ja normal altert) noch einer der positiveren Aspekte des Films.

Fazit: «Terminator: Genisys» ist zusammen mit dem vierten Teil der Reihe der bislang wohl schwächste Eintrag des Franchises. Mit dem grundsätzlich nett gemeinten Ansatz und den Referenzen auf die ersten beiden Teile, deren Wirkung allerdings recht schnell verpufft, verzetteln sich Regisseur Taylor und seine Skript-Schreiber in allzu viele wirre Erklärungen, die auch durch den manchmal etwas aufgesetzten Humor und die ideenarmen, wenn auch mitunter wuchtig-unterhaltsamen Action-Sequenzen nicht mehr gerettet werden können. So bestärkt der neueste Ableger der mittlerweile über 30 Jahre alten Reihe einmal mehr die Forderung, den etwas eingerosteten Terminator endlich ruhen zu lassen und die Weiterführung einer abermals geplanten neuen Trilogie eventuell doch noch einmal zu überdenken.

«Terminator: Genisys» ist ab dem 9. Juli in 2D und 3D in den deutschen Kinos zu sehen.
09.07.2015 09:18 Uhr Kurz-URL: qmde.de/79386
Markus Trutt

super
schade

13 %
87 %

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