ProSieben gibt im Entertainment-Bereich so richtig Gas. Joko & Klaas sind frisch mit neuen Verträgen ausgestattet, bekommen eine neue Variety-Show. Im Serienbereich sicherte man sich die CBS-Sommershow «Zoo». Außerdem geplant: Eine deutsche Version von «The Island».
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Wir werden in allen Genres unsere Innovations-Stärke beweisen. Die ProSieben-Zuschauer lieben unseren Mut, neue Programme zu entwickeln - auch wenn sie nicht immer sofort einschalten. Wir stellen heute viele Programme vor, die in der
nächsten Season neu kommen. Aber es werden noch deutlich mehr. Wir
werden unseren Zuschauern viele magische Momente schenken.
”
ProSieben-Chef Wolfgang Link
"Ein Kind hat ja immer irgendwo Schnupfen", sagte Wolfgang Link am Dienstagabend bei der großen Programmpressekonferenz seiner Sender mit einem Schmunzeln. Link muss es wissen. Er trägt als Chef der deutschen Free-TV-Sender nicht nur die Gesamtverantwortung, sondern ist als Geschäftsführer von ProSieben auch für den Kanal zuständig, der in den vergangenen Jahren eigentlich stets die wenigsten Sorgen machte. Nicht lange ist es her, dass die rote Sieben in der klassischen Zielgruppe nur noch hauchdünn hinter RTL lag. Bei den 14- bis 29-Jährigen ist man an den Kölnern schon längst vorbei gezogen. Gerade in den vergangenen Tagen und Wochen bröckelte aber der große Glanz ein bisschen. Ab 2016 muss der Sender ohne Stefan Raab auskommen, zudem floppten wichtige Sommershows wie «Die Band» oder die US-Serie «Empire».
Während die Musikshow mit Samu Haber längst ins samstägliche Morgenprogramm verschoben wurde und somit keine Rolle mehr in der Planung von ProSieben spielt, hat man das Hip-Hop-Drama, das immerhin der erfolgreichste US-Serienneustart seit vielen Jahren war, noch nicht abgeschrieben. Link verglich die Serie in diesem Punkt mit «Grey's Anatomy» - das Krankenhausformat tat sich in der ersten Staffel bei der roten Sieben ebenfalls ziemlich schwer und kam erst auf anderem Sendeplatz in der zweiten Season richtig in Gang.
Angeführt werden soll die neue Showoffensive vom nächsten Versuch, das Genre "Survival" in Deutschland salonfähig zu machen. Bisherige Versuche von ProSieben, Sat.1 oder einst RTL II scheiterten - und sowohl «Das Inselduell» als auch eine Adaption des seit Jahren in Amerika erfolgreichen «Survivor» stießen hierzulande nur auf sehr begrenzte Gegenliebe. Das neue ProSieben-Format
«The Island» ist international ebenfalls überaus gefragt. Eigentlich aus Großbritannien kommend, feierte es vor einigen Wochen im Sommerprogramm von NBC seine Premiere. Mit meist etwas über drei Millionen Zuschauern war die Abenteuersendung dort aber vom Status "Mega-Erfolg" recht weit entfernt. Anders als bei anderen Insel-Formaten geht es bei «The Island» nicht ums Gewinnen - auch Nominierungen kommen in dem Konzept nicht vor. Die Männer sollen sich schlicht und ergreifend auf einer kleinen Insel, im Falle der ProSieben-Version vor Panama gelegen, durchschlagen. Der Clou: Sie sind dort wirklich allein und filmen sich in den vier Wochen der Produktionszeit auch komplett selbst.
Spannend ist die Programmierung des neuen Formats: Es wird an acht aufeinanderfolgenden Tagen immer um 22.15 Uhr bei ProSieben laufen - also so ausgestrahlt wie «Promi Big Brother» in Sat.1 oder «Ich bin ein Star - Holt mich hier raus» bei RTL.
Nach dem Flop von «Catch the Millionaire» geht man bei ProSieben zudem wieder das Thema Dating an. In
«Kiss Bang Love» geht es aber schneller zur Sache als bei Genre-Kollegen. Da wird nämlich zuerst geküsst und dann geschaut, wie man sich so versteht. Ein Mann darf sich bei 15 Frauen ausprobieren. Klaas-Heufer Umlauf, der durch die Präsentation führte, bezeichnete das neue Format schelmisch als "Tinder, die Show". Joko und Klaas wurden frisch mit neuen und mehrjährigen Verträgen ausgestattet und bekommen wenig überraschend eine neue Staffel von «Circus HalliGalli» spendiert, auch ihr «Duell um die Welt» geht weiter. Wolfgang Link: "Mit Joko und Klaas haben wir in den vergangenen Jahren mehrere ausgezeichnete neue Shows entwickelt. Diesen Weg wollen wir mit den beiden weitergehen." Neu für 2016 ist eine Variety-Show mit beiden angekündigt, die sich derzeit noch in Entwicklung befindet. Sie hört aktuell auf den bescheidenen Namen
«Die beste Show der Welt».
ProSieben im Schnellüberblick
Sender Season MA 13/14: 11,1 %
Sender Season MA 14/15: 11,1 %
Das heißeste Eisen: Eine wirklich gute Variety-Show hat dem deutschen Fernsehen zuletzt gefehlt. Ob Joko und Klaas die richtige Besetzung für ein solches Format sind, mag auf einem anderen Blatt stehen. «Die beste Show der Welt», die 2016 einige Primetime-Sendeplätze der roten Sieben füllen soll, ist aber auf jeden Fall schon jetzt einer der spannendsten Show-Neustarts des nächsten Kalenderjahrs. Und vielleicht erfinden sich ja auch die beiden «HalliGalli»-Moderatoren in diesem Format neu.
Der Rohrkrepierer: So unverständlich es sein mag, dass Survival-Shows mit auf Inseln ausgesetzten Kandidaten hierzulande nicht funktionieren - die reine Statistik lügt nicht. Dass ProSieben mit «The Island» nun einen neuen Anlauf nimmt, ist sicher aller Ehren Wert. Zweifel an einem Quotenerfolg müssen aber - trotz der cleveren Eventprogrammierung - erlaubt sein. Im Show-Labor entwickelt wurde zudem ein neues Format mit Lena Gercke, in dem kleine Bosheiten, also "Pranks" eine wichtige Rolle spielen. Dschungel-Gagschreiber Micky Beisenherz wird mit
«Der Feind in meinen Ohr» (AT) ein neues Format ausprobieren, in dem er seinen "Opfern" Dinge ins Ohr flüstert, die sie eventuell gar nicht hören wollen. Wenig konkret wurde ProSieben hingegen bei der Vorstellung einer für 2016 geplanten weiteren Samstags-Show, die derzeit den Namen
«Teamwork» und das Etikett "Challenge-Show" trägt. Live-Fernsehen soll ebenfalls nicht zu kurz kommen - und hierfür ist ProSieben in Sachen Entwicklung sogar inhouse tätig geworden. In
«I know what you want» treten fünf Promis auf und müssen erahnen, was Deutschland so richtig begeistert. Laut ProSieben sei dann alles erlaubt. Und zwar wirklich alles.
Schwerer hat es ProSieben schon im US-Serien-Bereich. Hier fehlt dem zur Zeit noch auf der Sitcom-Welle schwebenden Kanal aktuell der Erfolg versprechende Nachschub aus Amerika. So blieb
«Undateable», ein NBC-Format, die einzige Neuvorstellung aus diesem Bereich. Stattdessen probiert sich ProSieben lieber wieder an Dramen, die gerne auch fortlaufende Handlungen haben. Die Starts von «The 100» und «The Strain» Ende Juli am Mittwochabend waren schon bekannt, neu hinzu kommen für die nächsten Monate auch das in Amerika gerade erst angelaufene
«Zoo» nach einer Romanvorlage von Erfolgsautor James Patterson. Darin kommt es zum Aufstand der Tiere, denn die Säuger der Welt verschwören sich gegen die Menschheit. In
«The Royals» spielt die wunderbare Liz Hurley Queen Helena. Mark Schwahn hat von der Serie zunächst zehn Episoden für den US-Sender E! hergestellt. Die Macher dort waren so begeistert, dass eine zweite Staffel noch vor der Ausstrahlung der ersten Folge bestellt wurde.
An seiner Marke «Galileo» wird ProSieben trotz zuletzt sinkender Quoten festhalten - wenig überraschend ist auch, dass «Big Pictures», das kürzlich sogar eine «DSDS»-Ausgabe quotentechnisch hinter sich ließ, in der neuen Saison zurückkehrt. Und auch neue Programme werden entwickelt. Im Winter wird es zum ersten Mal «Die lange Nacht des Wissens» geben - die vielleicht längste Wissenssendung seit der Mondlandung.
Es gibt 4 Kommentare zum Artikel
08.07.2015 20:30 Uhr 2
Drei Monate ist nicht zeitnah? :shock: :? Im Übrigen beginnt die Lizenzzeit auch erst nach drei Monaten, also früher dürfte ProSieben "The Big Bang Theory", "The Flash" und "Gotham" gar nicht ausstrahlen.
08.07.2015 20:39 Uhr 3
Das mit den drei Monaten wusste ich nicht, aber der Zeitrahmen wird dahingehend doch sehr gedehnt...
08.07.2015 21:22 Uhr 4
Die neunte Staffel von "The Big Bang Theory" wurde noch nicht einmal gedreht und startet in den USA erst im September dieses Jahres. Eine Teilung der Staffel ist aus zwei Gründen notwendig:
1. Man ist ab einem gewissen Zeitpunkt zu nah an der US-Ausstrahlung.
2. Ohne Teilung hätte man im Herbst keine neuen Folgen mehr.