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RTL Nitro-Senderchef Oliver Schablitzki zur Eventisierung: 'Manchmal ist weniger auch mehr'

Der Fernsehmacher spricht im Exklusiv-Interview über eine neue Franzosen-Sitcom, den Frauenanteil seines Senders und Thementage, die künftig lautstärker, aber auch seltener bei RTL Nitro stattfinden sollen.

Zur Person: Oliver Schablitzki

Oliver Schablitzki führt RTL Nitro seit Sendestart im April 2012. Der Programmmacher kommt von MTV Networks, wo er zuletzt als stellvertretender General Manager für Nickelodeon Nordeuropa tätig war. Der heute 44-Jährige war zuvor auch bei Super RTL tätig. Bei RTL Nitro konnte der Senderchef den Marktanteil zuletzt von 1,2% (13/14) auf 1,7% (14/15) steigern.
Oliver Schablitzki, RTL Nitro feierte zuletzt neue Quotenerfolge (wir berichteten). Wie fällt da die Saison-Bilanz aus bzw. wo sehen Sie noch Baustellen?
Wir hatten die Hoffnung, dass unser Plan mit dem Line-Up aufgeht. Das ist jetzt passiert im Zusammenspiel aus dem Brot-und-Butter-Geschäft in der Daytime und dem wichtigen in der Primetime. Teilweise haben wir das so erwartet, teilweise waren wir überrascht - aber Baustellen gibt es immer noch. Die größte Überraschung war unser Crime Factual Angebot am Montagabend. Es läuft sehr gut. Dafür hat der Donnerstag mit den Sitcoms noch Entwicklungsbedarf. Sitcom ist eine wichtige Farbe für uns, aber sobald es in die Primetime geht, holen wir noch nicht die Werte, die wir erwarten. Das gilt zum Beispiel für «Modern Familiy» oder «Anger Management». Die gute Nachricht ist, dass wir eine Entwicklung sehen. Die Quoten haben sich verdoppelt – aber zugegeben auf sehr niedrigem Niveau. Das ist eben nicht genug. Wir wollen Formate wie «Lazy Company» zeigen, die kein anderer Sender hat. Es gibt im deutschen Fernsehen wenige Sender mit Sitcoms. Das ist unsere Chance, auf mittlere Sicht ein solides Angebot zu setzen, das sich zum Beispiel von ProSieben auch abhebt, die ja sehr stark auf wenige, aber gut laufende Sitcoms setzen.

Sitcom ist eine wichtige Farbe für uns, aber sobald es in die Primetime geht, holen wir noch nicht die Werte, die wir erwarten. Das gilt zum Beispiel für «Modern Familiy» oder «Anger Management». Die gute Nachricht ist, dass wir eine Entwicklung sehen. Die Quoten haben sich verdoppelt – aber zugegeben auf sehr niedrigem Niveau.
RTL-Nitro-Chef Oliver Schablitzky im Exklusiv-Interview mit Quotenmeter.de
Direkter Mitbewerber bleibt aus Quotensicht DMAX?
Ja, das hängt immer davon ab, auf welchen Markt man guckt: Schaut man auf die Männerzielgruppe ist das sicherlich DMAX, schaut man auf das Programm, überschneidet sich unser Geschäft nur im Bereich des Factual-Entertainment.

Eine der neuen Sitcoms ist «Lazy Company». Was begeistert Sie an dieser Serie?
«Lazy Company» ist wie «Inglorious Bastards» – als Comedy-Serie. Es gibt wenige Versuche, französische Comedy-Serien aus dem Pay-TV nach Deutschland zu holen. Ich glaube aber, es gibt in Deutschland Platz für so eine hochwertig produzierte Serie. Die ist sehr lustig geschrieben, hat starke Figuren, einen historischen Hintergrund und damit eine gewisse Zeitlosigkeit. Es geht um eine US-amerikanische Kompanie, die zum D-Day nach Frankreich an die Front geschickt wird. Die Soldaten sollten eigentlich als Schlachtvieh eingesetzt werden, behaupten sich dann aber an der Front. Das ist der Grundkontext der Serie, die natürlich rabenschwarz erzählt wird. Das ist ein anderer Umgang mit dem sonst düsteren Thema Krieg. «Lazy Company» ist also keine Serie für 20.15 Uhr, wird aber sicher ein dezidiertes Stammpublikum gegen 22 Uhr finden.

Comedy muss polarisieren. Wenn eine Comedy-Serie nicht polarisiert, wird sie im besten Falle auch nur mittelmäßig sein. Der Humor entsteht aus der Fallhöhe zwischen dem Thema und den Protagonisten, die sich damit auseinandersetzen.
RTL-Nitro-Chef Oliver Schablitzky im Exklusiv-Interview mit Quotenmeter.de
Keine Bedenken, dass die Serie angesichts dieses Themas zu stark polarisiert?
Comedy muss polarisieren. Wenn eine Comedy-Serie nicht polarisiert, wird sie im besten Falle auch nur mittelmäßig sein. Der Humor entsteht aus der Fallhöhe zwischen dem Thema und den Protagonisten, die sich damit auseinandersetzen.

In der neuen Fernsehsaison ist Fußball die größte Sender-Investition - mit entsprechend großen Erwartungen?
Ja, Fußball ist sicherlich das ambitionierteste Ziel seit der Gründung von RTL Nitro. Das betrifft einerseits die Investition, das ist richtig. Fußball hat eine sehr große Fangemeinde, die dem Sport überall hin begleitet, wo er angeboten wird. Wir wollen damit neue Zielgruppen für RTL Nitro gewinnen. Es besteht andererseits aber auch das Risiko, dass wir Zuschauer verärgern, die statt eines Live-Spiels lieber einen Serienklassiker gesehen hätten. Das müssen wir ausbalancieren. Wir wollen das bisherige RTL Nitro ja auch nicht aufgeben. Das Schöne an Fußball ist, dass es alle anspricht: Männer, aber auch immer mehr Frauen, was für uns ebenso wichtig ist. Wir haben zwar den Schwerpunkt bei den Männern, aber wir wollten Frauen nie ausschließen, haben immer noch einen relativ hohen Frauenanteil von rund 40 Prozent. Das tut dem Sender gut, weil wir damit eine breitere Basis haben als andere sogenannte „Männer-Sender“.

Wie im Vorjahr setzt RTL Nitro auch zukünftig auf Thementage. Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?
Events sind wichtig. Die ganze Fernsehwelt spricht von Eventisierung, da kommen auch wir dann nicht drum herum. Ich glaube, wir müssen und können das aber anders machen. Wir haben schon gute und schlechte Erfahrungen mit Thementagen gemacht – kurioserweise beide Male mit Grill-Thementagen. Der eine Thementag lief gut, der andere erstaunlicherweise nicht. Jetzt machen wir einen Auto-Thementag mit einem lebensgroßen Autoquartett. Wir müssen da aber die ganze Promotion-Kraft verwenden. So etwas halbherzig anzukündigen, bringt nichts! Das haben wir gelernt. Manchmal ist weniger auch mehr. Also lieber ein Event-Tag weniger im Jahr und dafür mehr Lautstärke.

Wie gelingt der Spagat, wenn Sie einerseits kreative Programmflächen für die Markenpflege beibehalten möchten, andererseits aber die Quotenerwartungen mit jedem gewonnen DMAX-Duell wachsen?
Im Tagesgeschäft ist das ein stetiges Abwägen, klar. Mit jedem Schritt, mit dem wir unseren Marktanteil ausbauen, sind wir in der Pflicht, den auch zu halten. Insofern wird das immer schwieriger. Aber wir möchten so lange wie möglich diese Spielflächen nutzen und pflegen. Wenn wir nur noch auf Sicherheit gehen, wäre es der falsche Weg.

Zum Abschluss ein kleiner Blick in die Glaskugel: Die viel zitierte Fragmentierung bereitet den großen Sendern eher Probleme, RTL NITRO zählt aktuell noch zu den Gewinnern. Aber sind der Fragmentierung nicht auch Grenzen gesetzt?
Ich glaube, dass wir uns durch die Fragmentierung in einem extrem großen Aufmerksamkeits-Wettbewerb befinden. Wir können auf dem Markt nur wachsen, wenn es uns gelingt, immer wieder neue Reize zu setzen. Wir werden uns zu keiner Zeit eine Pause gönnen mit der Aufgabe, eine Balance an bewährten Programmen und neuen Themen zu finden. Wo dann die Reise hingeht, müssen wir alle sehen – aber wir hoffen natürlich weiter, immer weiter voran.

Vielen Dank für das Gespräch, Oliver Schablitzki.
07.07.2015 11:08 Uhr Kurz-URL: qmde.de/79311
Benjamin Horbelt

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Tags

Anger Management Inglorious Bastards Lazy Company Modern Familiy

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