Popcorn und Rollenwechsel: Die Musik vor der Filmmagie
Es sind die Klänge, die uns auf den Filmgenuss einstimmen: Die Begleitmelodien zu den Studiologo-Einblendungen. Sidney Schering präsentiert Fakten und Anekdoten zu fünf dieser Musiken.
Walt Disney Pictures (mittlerweile in der Logoanimation verkürzt zu 'Disney')
Zwar sind die Soundeffekte nicht immer so stark aufgedreht wie im obigen Video, doch wann immer ein Disney-Film nicht mit seinem ganz eigenen Score eröffnet, dann erklingt diese Musik: 'When You Wish Upon a Star' von Leigh Harline und Ned Washington. Selbst die klassische Logovariante, die von 1985 bis 2006 genutzt wurde, setzte auf den ersten Disney-Song, der einen Oscar erhielt. Die aus «Pinocchio» stammende Hymne auf das Träumen und Wünschen wurde damals jedoch in einer sehr obskuren, verzerrten Variante eingespielt. Seit «Pirates of the Caribbean – Fluch der Karibik 2» ist obige Orchestrierung zu hören. Diese wurde von «Tarzan»-Komponist Marc Mancina verfasst und unter der Aufsicht von Chris Montan, dem Präsidenten von Walt Disney Music, aufgenommen.
20th Century Fox
Möglicherweise die berühmteste Fanfare Hollywoods. Komponiert wurde sie im Jahr 1933 von Alfred Newman («Alles über Eva»), der wenige Jahre später zum Kopf der Musikabteilung des Studios ernannt wurde. Das Stück, mit dem die Grandeur Hollywoods eingefangen werden sollte, geriet ein Jahrzehnt nach Newmans Abdanken von diesem Posten in den 60ern allerdings allmählich in Vergessenheit. Dass sie heute sogar prominenter ist als zu ihrer ersten Blütezeit, hat die Fanfare wohl Newman-Fan George Lucas zu verdanken, der darauf bestand, «Krieg der Sterne» mit dem Stück zu eröffnen. Um einen harmonischen Übergang zwischen der Fox-Musik und dem «Star Wars»-Eröffnungstitel zu ermöglichen, verfasste Komponist John Williams die Musik zum Prolog der Sternensaga in der Tonart von Newmans nun ikonischem Werk. Seither ist die Fox-Fanfare nahezu unersätzlich geworden. 1994 wurde die Fanfare letztendlich mit einem Orchester aufgenommen, das drei Mal größer war als bei der Aufzeichnung der bis dahin genutzten Standardfassung. Insbesondere setzte man dabei auf eine stärkere Streichersektion.
Warner Bros.
Auch Warner setzte anfangs auf eine Fanfare. Das 1937 von Max Steiner («Vom Winde verweht») geschriebene Stück erreichte aber nie den Kultstatus der Fox-Musik und wurde über die Jahrzehnte hinweg immer seltener genutzt. Nach einer Phase ohne feste Erkennungsmusik legte sich Warner 1999 darauf fest, einige Takte von 'As Times Goes By' zu verwenden, Herman Hupfeld Musicalkomposition aus dem Jahr 1931, die seit der Warner-Produktion «Casablanca» auch fest in der Filmgeschichte verankert ist.
StudioCanal
Für sein im September 2011 eingeführtes Logo heuerte StudioCanal die britische Agentur DEVILFISH an, die das Logo nicht etwa komplett am Computer generierte, sondern für den Hintergrund der Namenseinblendung in London eine 25 Ebenen umfassende Glasinstallation aufbaute und diese mehrfarbig beleuchtete. «Thor»-Kameramann Harris Zambarloukos filmte diese Installation, der französische Komponist Alexandre Desplat («Grand Budapest Hotel») erhielt die Aufgabe, eine passende Musik zu schreiben und mit einem 60-köpfigen Orchester einzuspielen. Das Arrangement fußt auf Streichern, Holzblasinstrumenten und Stabspielen und ist lose von Desplats verträumter Musik zu «Das Mädchen mit dem Perlenohrring» inspiriert.
Universal Pictures
Die seit 1997 bekannte Version der Universal-Musik stammt von der Komponistenlegende Jerry Goldsmith («Lawrence von Arabien»). Zum 100. Jubiläum der Studiogründung wurden die Logoanimation sowie die Musik aktualisiert, wobei Goldsmiths Stück weiterhin die Basis darstellen sollte. Auf musikalischer Seite wurde Brian Tyler («Iron Man 3») verpflichtet, der sich durch die neue Animation zum Einbinden eines Chors und Akzente setzenden Violinen inspirieren ließ. Der berühmt-berüchtigte Bass am Ende des Logos stammt in Tylers Fassung von einem riesigen Drum-Set, das er aus aller Welt zusammenstellen ließ, um dem Globus im Studiologo gerecht zu werden. Da Universal Pictures sehr penetrant dahingehend ist, auf DVD und Blu-ray sein Logo vor dem Hauptmenü vollständig abspielen zu lassen und das Vorspulen oder Überspringen durch eine spezielle Codierung zu unterbinden, hat sich der britische Musiker und Comedian Bill Bailey unterdessen einen Scherz erlaubt: Bailey, dessen Bühnenprogramme bei Universal erscheinen, präsentierte auf einer seiner Touren eine 'Fast Forward Version', um jedem Filmfreund Genugtuung für all die vergeudete Zeit zu verleihen, die man mit dem vollständigen Logo verbracht hat:
Welches dieser Studio-Erkennungsmelodien ist die beste?