Der Sendeplatz um 19 Uhr wird für die deutschen Privatsender immer wichtiger. «Newtopia» hat dort für neuen Schwung gesorgt – und macht trotz aktueller Quotenschwäche einem Veteranen Probleme.
Gut vier Monate ist «Newtopia» nun auf Sendung: Einst als „Game Changer“ von Sat.1-Unterhaltungschef Taco Ketelaar bezeichnet, läuft die um 19 Uhr gezeigte Talpa Produktion mittlerweile klar unter den Erwartungen. «Newtopia» aber zeigt, wie hart umkämpft der Vorabend in Deutschland inzwischen ist. Alle Sender wollen vor 20 Uhr möglichst starke Programme zeigen, um Zuschauer für den Start in die Primetime um 20.15 Uhr anzulocken. Einige von ihnen nehmen sogar in Kauf, dass vor 20 Uhr nicht die vollen zwölf Minuten Werbung gezeigt werden, um so das Publikum an sich zu binden.
Schon im Februar wagte Quotenmeter.de die Prognose, dass sich durch den Start von «Newtopia» einiges verändern könnte – und dass nicht alle Sendungen friedlich nebeneinander existieren würden. Nun scheint es, als ob sich der Neustart «Newtopia» selbst am schwersten tut. Als Vergleichszeiträume für alle Formate sollen jeweils der 1. bis 23. Februar sowie der 1. und 23. Juli gelten. Sat.1, das nun auf «Newtopia» setzt, hat sich in diesem Punkt tatsächlich verbessert. Auch wenn die Realityshow über den Aufbau einer neuen Gesellschaft mit inzwischen nur noch 8,1 Prozent Marktanteil im Schnitt die Erwartungen unterbietet, das zuvor zu dieser Zeit gesendete «Navy CIS» kam allerdings nur auf 6,5 Prozent. Somit hat Sat.1 kräftig zugelegt (muss für das Programm aber auch deutlich tiefer in die Tasche greifen). Der Bällchensender verbucht ein Plus von aktuell 1,6 Prozentpunkten bei den 14- bis 49-Jährigen.
Deutlich geändert hat sich inzwischen auch die RTL-Vorabendsoap
«Alles was zählt», die mit neuen Geschichten und teils neuem Cast daherkommt. Entsprechend ist auch die Bilanz der 19.05 Uhr-Serie positiv. Das Format von UFA Serial Drama kam im angegebenen Februar-Zeitraum auf durchschnittlich 13,9 Prozent Marktanteil in der klassischen Zielgruppe – man lag somit also knapp oberhalb der für RTL normalen Werte. Im Juni nun sieht die Bilanz ein wenig besser aus; mit durchschnittlich 14,2 Prozent Marktanteil steigerten sich die Werte um 0,3 Punkte.
Wo Licht ist, da muss irgendwo aber auch Schatten sein. Zu den Verlierern des Vorabend-Kampfes gehört unter anderem das langjährige ProSieben-Aushängeschild «Galileo», dessen Situation schon im Februar mit damals noch durchschnittlich 10,4 Prozent nicht allzu komfortabel war. Inzwischen erreicht die von Stefan Gödde oder Aiman Abdallah präsentierte und rund 70 Minuten lange Sendung im Schnitt noch 10,1 Prozent Marktanteil bei den Umworbenen. Das entspricht einem Minus von rund 0,3 Punkten. Der ProSieben-Schnitt lag zuletzt bei rund elf Prozent – die Wissenssendung sollte also in der kommenden Zeit wieder leicht zulegen. Keine Verändungen gibt es unterdessen beim kabel eins-Format
«Achtung Kontrolle», das eine für Senderverhältnisse durchschnittliche Performance ablegt. Sowohl im Februar-Zeitraum als auch nun im Juni generierte der Mix aus Doku- und Scripted Reality 5,2 Prozent Marktanteil bei den jungen Menschen.
Am deutlichsten nachgegeben – und das war aufgrund der Ausrichtung des Gesamtsenders zu erwarten – hat derweil
«Das perfekte Dinner» von VOX. Auch wenn es zuletzt immer wieder Ausreißer nach oben gab (über neun Prozent am 17. Juni), sind die Quoten der Produktion von ITV Studios Germany um exakt einen Prozentpunkt gefallen. Im Vergleichszeitraum des sechsten Kalendermonats kam die 19-Uhr-Show auf 6,7 Prozent Marktanteil und lag somit knapp unterhalb des VOX-Schnitts. Im Februar standen hier noch 1,0 Prozentpunkte zu Buche. Bleibt noch ein Blick auf RTL IIs
«Berlin – Tag & Nacht», das wegen einer gänzlich anderen Zielgruppe als bei «Newtopia» keine Bange haben musste. Wie bei der filmpool-Produktion üblich laufen hier die Sommermonate tradtionell etwas stärker. Holte die Serie im Februar im Schnitt 10,3 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen, lag man vom 1. bis zum 23. Juni 2015 bei im Schnitt genau elf Prozent.
Bleibt festzuhalten: «Newtopia» hat – trotz aktueller Schwächephase – Bewegung in den Vorabend gebracht und in erster Linie sehr etablierten Formaten geschadet. Dass man vor allem «Das perfekte Dinner» torpediert und somit ein Format von ITV Studios, dürfte den neuen Inhabern der Firma Talpa (die wurde nämlich von ITV erworben) nicht sonderlich schmecken.
Es gibt 0 Kommentare zum Artikel