Der erfolgreichste Kinofilm Spaniens findet mit jeder Menge Temperament und Lokalkolorit nun auch seinen Weg in die deutschen Kinos.
Filmfacts «8 Namen für die Liebe»
- Kinostart: 11. Juni 2015
- Genre: Komödie/Romanze
- FSK: 6
- Laufzeit: 99 Min.
- Regie: Emilio Martínez-Lázaro
- Drehbuch: Borja Cobeaga, Diego San José
- Darsteller: Clara Lago, Dani Rovira, Carmen Machi, Karra Elejalde
- OT: Ocho apellidos vascos (E 2014)
Es mag angesichts der Blockbuster-Flut aus Hollywood bisweilen ein wenig untergehen, doch in steter Regelmäßigkeit, wenn auch nicht allzu hoher Frequenz, erreichen auch die deutschen Lichtspielhäuser filmische Werke aus Spanien, die sich spätestens bei ihrer Heimkinoauswertung zu wahren Publikumslieblingen mausern. Gerade Dramen («Das Meer in mir»), Horrorfilme («[REC]») oder faszinierende Gemische aus beiden Genres («Das Waisenhaus», «Pans Labyrinth») haben neben Filmen von Dauerbrennern wie Festival-Liebling Pedro Almodóvar («Volver») auch außerhalb der Grenzen ihres Produktionslandes viel Anklang gefunden.
Dass auch die spanische Komödie «8 Namen für die Liebe» einen deutschen Kinostart bekommen hat, war wohl nur eine Frage der Zeit, nachdem der Film in seiner Heimat mehr als zehn Millionen Menschen in die Kinos locken konnte und so innerhalb Spaniens zum dort bis dato erfolgreichsten Kinofilm (noch vor James Camerons Über-Blockbuster «Avatar») avancierte. Auch wenn dieser enorme Erfolg angesichts des doch recht konventionell aufbereiteten, wenn auch thematisch durchaus speziellen Werks doch ein wenig überrascht, ist «8 Namen für die Liebe» in der Tat eine gefällige Romantik-Komödie mit einem vorzüglich aufgelegten Hauptdarstellergespann.
Nachdem ihre ersehnte Hochzeit geplatzt ist, gibt sich die gefrustete Baskin Amaia (Clara Lago) in Sevilla ordentlich die Kante. Volltrunken lernt sie dort den stolzen Aufreißer Rafa (Dani Rovira) kennen und geht nach einem hitzigen Schlagabtausch tatsächlich mit ihm nach Hause, wo sie allerdings prompt ins Bett fällt und einschläft. Am nächsten Morgen schleicht sie sich heimlich aus der Wohnung, vergisst dabei jedoch ihre Tasche. Rafa, der sich auf Anhieb bis über beide Ohren in sie verknallt, seine geliebte Heimat jedoch noch nie verlassen hat, reist ihr daraufhin ins verhasste Baskenland nach, in der Hoffnung, somit ihr Herz erobern zu können.
Amaia ist bei seiner Ankunft in ihrem malerischen kleinen Heimatort allerdings alles andere als angetan. Als sich dann aber überraschend ihr Vater (Karra Elejalde), zu dem sie seit mehreren Jahren keinen Kontakt mehr hatte, zu einem überraschenden Besuch ankündigt, kommt ihr Rafa plötzlich sehr gelegen. Da sie ihrem Vater nicht gestehen will, dass ihr Fast-Ehemann sie sitzengelassen hat, soll nun der liebestolle Spanier diesen verkörpern. Bei dem eher kläglichen Versuch, als waschechter Baske aufzutreten, schlittert Rafa von einer chaotischen Situation in die nächste.
«8 Namen für die Liebe» verlässt sich voll und ganz auf den urspanischen „Konflikt“ zwischen der spanischen Bevölkerung und den Bewohnern des im Norden des Staates liegenden Baskenlandes, der von allerlei Vorurteilen geprägt ist. Um die scheinbar allgegenwärtige gegenseitige Abneigung zu verdeutlichen, überspitzen Regisseur Emilio Martínez-Lázaro und seine Autoren Borja Cobeaga und Diego San José bewusst die Klischees über beide Seiten, an denen im Kern jedoch durchaus etwas Wahres stecken dürfte. Wie schon der mit Hispano-Flair und entsprechenden Klängen überhäufte Auftakt ihres Films nahelegt, sind hier alle (männlichen) Spanier einfältige, wenn auch durchaus liebenswerte Macho-Kerle mit zu viel Gel in den Haaren. Die Basken auf der anderen Seite treten als verschworene, skurrile Gemeinde mit Hang zur Anarchie und Demonstrationen auf, in denen sie vehement ihre Unabhängigkeit fordern.
Zwar hat schon etwa der französische Mega-Hit «Willkommen bei den Sch’tis» bewiesen, dass derartiger lokal-spezifischer Humor in der Tat auch international funktionieren kann, doch dürfte es dem Gros des nicht-spanischen Publikums schwer fallen, in «8 Namen für die Liebe» wirklich alle Seitenhiebe auf die kulturellen, sprachlichen und gesellschaftlichen Eigenarten und Besonderheiten angemessen zu goutieren. Der in erster Linie auf die heimischen Zuschauer zugeschnittene Witz begründet zugleich allerdings auch den enormen Erfolg des Films innerhalb Spaniens. Aber auch jede einzelne Eigenheit „aus erster Hand“ zu kennen, geht das recht klassisch gehaltene Aufeinanderprallen verschiedener Kulturen mit zwangsläufig einhergehender einfacher, aber nett gemeinter versöhnlicher Botschaft zu großen Teilen auf, lebt der Film doch besonders von seiner universellen Situationskomik und den vor Dynamik und Tempo strotzenden Wortgefechten.
Diese werden von einem streckenweise etwas überdreht agierenden, aber grundsympathischen Hauptdarsteller-Quartett zum Leben erweckt, das ein launisch-unterhaltsames Comedy-Gespür an den Tag legt und dafür in drei Fällen (Carmen Machi, Karra Elejalde und Dani Rovira) sogar mit dem Goya, dem wohl wichtigsten spanischen Filmpreis, bedacht wurde. Mit sichtlicher Spielfreude hangeln sich die vier Schauspieler von einer heiklen Lage zur nächsten, während sie auf das unvermeidliche Ende zusteuern, das wahrlich niemanden überraschen dürfte. Doch genretypische Vorhersehbarkeit hin oder her, der Weg dorthin gestaltet sich gerade mit Blick auf artverwandte US-Vorbilder erstaunlich kitschfrei und frech und trotz gelegentlich etwas arg hingebogener Charakterentwicklung angenehm natürlich.
Fazit: «8 Namen für die Liebe» ist eine charmante und lockere Romantik-Komödie für zwischendurch, die mit erfreulich wenig Kitsch, dafür aber mit umso mehr aufgedrehtem spanischen Temperament und einer gehörigen Portion Lokalkolorit-Humor aufwarten kann. Bei weitem kein Meisterwerk, für spanienaffine Freunde des Genres aber durchaus einen Blick wert.
«8 Namen für die Liebe» ist ab dem 11. Juni in den deutschen Kinos zu sehen.