Die heiße Tennis-Zeit steht an. Am Sonntag starteten in Paris die French Open, Ende Juni geht es nach London zum bekanntesten Rasen-Turnier der Welt. Matthias Stach, der vielleicht bekannteste Tennis-Kommentator Deutschlands, gibt einen Ausblick und fordert Änderungen im Reglement.
Die French Open bei Eurosport
Insgesamt über 400 Stunden LIVE-Tennis stehen vom 24. Mai bis 7. Juni bei Eurosport, Eurosport 2, Eurosport HD und Eurosport 2 HD auf dem Programm. Zudem stehen via Eurosport360HD – exklusiv bei Sky –bis zu acht zusätzliche HD-Optionskanäle zur Verfügung. Im Eurosport Player werden erstmals Livestreamings von bis zu 15 Plätzen angeboten. Das Eurosport-Team an den Mikros setzt sich zusammen aus den ehemaligen Tennis-Profis Alex Antonitsch und Markus Zoecke sowie den bewährten Kommentatoren Oliver Faßnacht, Jürgen Höthker, Ulf Kahmke, Michaela Sachenbacher, Armin Schlicht, Matthias Stach und Markus Theil. Die Übertragungen werden am Ende eines Tages von «Game, Set & Mats» mit Mats Wilander und Barbara Schett (in der ersten Woche jeweils ab etwa 20.30 Uhr) abgerundet.Tennis in Deutschland zu kommentieren ist ein hartes Brot. Diejenigen, die sagen, die Sportart mit den gelben Filzbällen hätte ihre besten Zeiten gehabt, werden nicht still. Und in der Tat: Es waren doch eher die 80er und die 90er, als deutsche Helden wie Boris Becker, Michael Stich oder Steffi Graf von sich reden machten und einen regelrechten Tennis-Boom auslösten. Heute heißen die Tennis-Helden Tommy Haas, Sabine Lisicki oder Andrea Petkovic, liefern aber schwankende Leistungen ab. Reporter Matthias Stach kennt die Tennis-Szene seit über einem viertel Jahrhundert, ist als Final-Kommentator bei Eurosport gesetzt und wird in den kommenden zwei Wochen die dort übertragenen French Open begleiten. Er weiß: „Man wird die Kirche auch dieses Mal wieder im Dorf lassen müssen.“ Von den Herren der Schöpfung sei in Paris und London aus deutscher Sicht wieder nicht allzu viel zu erwarten.
„Sagen wir es so: Sie stehen nicht unter Druck“, schmunzelt Fachmann Stach mit Blick auf Philipp Kohlschreiber und Co. Das Erreichen der zweiten Turnier-Woche wäre eine große Überraschung, meint er. „Entsprechend werden sich wohl wieder alle auf die Damen stürzen, aber auch hier gibt es, vor allem auf Sand, trotz der überragenden French Open im Vorjahr, nicht immer Grund zum Jubeln.“ Andrea Petkovic zum Beispiel war zuletzt verletzungsgeplagt. „Irgendein Hero muss jetzt mal wieder kommen, dann wird sich einiges ändern“, meint der Sportjournalist. Die TV-Sender jedenfalls haben in der Vergangenheit alles dafür getan, um den Sport so gut wie möglich zu pushen. Stach lobt dabei neben Eurosport ausdrücklich die ProSiebenSat.1-Sendergruppe, die trotz oft wenig berauschender Zuschauerzahlen bei Fed Cup-Partien durchhält und Tennis regelmäßig ins Programm von Sat.1 Gold nimmt.
„Hut ab, das ist in der heutigen TV-Medien-Welt sicher eine Ausnahme, wenn ich an Unterhaltungsshows denke, die schon nach einem Piloten mit schwachen Quoten nicht fortgesetzt werden“, sagt Stach, gibt aber auch zu bedenken, dass für Tennis eigentlich andere Regeln gelten müssten. Schaue man sich rund um die Tennis-Plätze um, dann sei doch sehr deutlich, dass die Sportart ein „etwas reiferes Publikum“ anspreche. Entsprechend könne die klassische werberelevante Zielgruppe gar nicht so wichtig sein.
Dennoch: Sein Ziel sei es auch immer, die Zuschauer anzusprechen, die nicht zu den Insidern gehören. „Während eines Matches versuche ich eine gute Mischung aus Fachkommentaren und Unterhaltungswert zu finden. Das ist etwas schwerer, wenn man ein schlechtes Spiel überträgt“, sagt er grinsend. Vor 16.000 Zuschauern in einem proppevollen Stadion bei einem Grand-Slam-Halbfinale könnte fast jeder Kommentator eine gute Figur machen. Eine Herausforderung bei den French Open seien da schon mehr die Spiele der ersten Woche, die auf den Außenplätzen stattfinden. Oftmals spannende Duelle, auf die sich Stach ausdrücklich freut. Dennoch können Spiele, die über fünf Stunden dauern, auch mal zäh werden. „Es gibt die Diskussion, ob der Tennissport wieder in Fahrt kommt, ja schon sehr lange“, berichtet Stach und regt Regeländerungen an. „Spiele über fünf Stunden sind – so wie sie jetzt ausgetragen werden – halt nicht mehr zeitgemäß“, meint er und verweist auf Anpassungen des Regelwerks beim Tischtennis oder Volleyball.
„
Spiele über fünf Stunden sind – so wie sie jetzt ausgetragen werden – halt nicht mehr zeitgemäß“,
”
Tennis-Kommentator Matthias Stach
Gerade nach einem vollendeten Satz – und während der ersten Spiele des Folgesatzes, sei ein erhöhtes Zapping-Verhalten auch durch die Quotenerhebungen erwiesen, sagt Stach. Entsprechend könnte es eine Lösung sein, dass Sätze im Tennis künftig schon bei vier oder fünf zu Ende sind. „Dafür könnte man dann ein Best-Of-Seven spielen. Die Matches sollen meiner Meinung nach gar nicht unbedingt kürzer werden, sie brauchen aber mehr wichtige Phasen“, so Stach.
Denn an der grundsätzlichen Faszination des Sports habe sich nichts geändert – entsprechend hege er auch schon eine große Vorfreude auf die Ende Juni beginnenden All England Championships, auch als Wimbledon bekannt. Der Klassiker im Grand Slam-Kalender hat sich in den vergangenen Jahren auch (vorsichtig) modernisiert. „Es ist lauter und moderner geworden, hat auch ein bisschen was von einer Party, wenn ich mir den Murray-Mountain anschaue“. Rasentennis aber habe sein ganz spezielles Flair, allein schon vom Klang her. „Das ploppt anders und ist feiner”, weiß Stach. Und echte Liebhaber des Sports können dann sehr einfach verschmerzen, wenn für die deutschen Teilnehmer eventuell schon weit vor dem Finale Schluss ist.
Es gibt 0 Kommentare zum Artikel