Die Turner-Sender wollen die Anzahl ihrer eigenen Formate in den nächsten drei Jahren verdoppeln. Besonders TNT bewegt sich mit der Bestellung von «The Alienist» auf Kaliber wie HBO zu.
Mit mehr Wagemut bestreiten TNT und TBS die nahe Zukunft, das war die Quintessenz der Programmpräsentation der Turner-Sender, die Senderchef Kevin Reilly, ehemals Chairman von FOX, seinem Publikum im Madison Square Garden näherbrachte. Seit Januar im Amt, versprach Reilly, dass sich insbesondere TBS mehr zutrauen wird. Der Sender, der aktuell hauptsächlich auf Comedys baut, findet seinen aktuell wohl größten Ratings-Hit in Wiederholungen von «The Big Bang Theory». Zu mehr als einem Rerun-Sender soll sich TBS nun entwickeln, als eine Revolution beschreiben die Verantwortlichen das Vorhaben. Zum Originalserien-Vorstoß von TBS sollen nun alle möglichen Arten von neuen Programmen gehören, nicht nur Live-Action Comedies, sondern auch eigene Animations-Serien, Late-Night-Talkshows, ungescriptete Sendungen sowie Sportübertragungen.
Zum bereits bestehenden TBS-Portfolio passt die zehn Episoden umfassende Ensemble-Comedy
«Wrecked» von den Autoren Justin und Jordan Shipley und Showrunner Moses Port. Die Serie handelt von einer Gruppe Fremder, die sich aneinander gewöhnen müssen, um auf einer einsamen Insel zu überleben, auf der sie gestrandet sind. «Wrecked» startet im vierten Quartal zusammen mit den weiteren neuen Serien
«Angie Tribeca» von Steve und Nancy Carelland und
«The Detour», einer Comedy-Serie der ehemaligen «Daily Show»-Korrespondenten Samantha Bee und Jason Jones. Um vermeintliche Alienentführungen geht es außerdem in der neuen Produktion
«The Group», die von Greg Daniels, einem der Executive Producer von «The Office», stammt. Conan O’Briens Conaco und Warner Horizon produzieren die Serie um eine Selbsthilfegruppe, die sich von Aliens bedroht sieht. TBS‘ Entscheidungen bewegen sich in Richtung eines Rebrandings. Um mehr als 15 Sendungen soll das Programm in den nächsten zwei Jahren wachsen.
TNT, das im Serienbereich in der jüngeren Vergangenheit bereits wesentlich aktiver war, will vor allem dahingehend aktiv werden, mutigere Formate mit Ecken und Kanten an den Start zu bringen. Die Änderungen sind weniger drastisch als bei TBS, lediglich der Fokus und die Programmfarbe sollen sich wandeln. Dass man nicht in eine komplett andere Richtung voranschreitet, war zu erwarten, schließlich liegt hinter TNT der stärkste Sommer seit Jahren mit Hits wie «The Last Ship» oder «The Librarians». Zwar werde man damit nicht alle aktuellen Zuschauer ansprechen können, nach Reilly sei dies aber der Schlüssel, um auch neue Interessenten anzuziehen.
Eine dieser gewagteren Sendungen findet sich in
«Animal Kingdom» wieder, das von Jonathan Lisco geschrieben wurde. Die Serie ist am ehesten als Crime-Drama in einem Surfer-Umfeld zu verstehen. Bereits 2010 gab es einen gleichnamigen Film, auf dem die Produktion basiert. Ursprünglich wurde «Animal Kingdom» 2012 für Showtime entwickelt. Außerdem beschäftigt sich
«Will» mit den wilden jungen Jahren William Shakespeares. Letztere Serie hatte bereits eine straight-to-series-Order bei Pivot. Das Drama setzt auf einen hippen Soundtrack, auf ein zeitgemäßes Bild und ein außergewöhnliches Produktionsdesign.
Das heißeste Eisen im Feuer von TNTs Programm-Ofen stellt jedoch
«The Alienist» dar. Die Paramount-Serie ist eine Adaption des gleichnamigen Romans von Caleb Carr. «True Detective»-Regisseur Cary Fukunaga und die Drehbuchautoren Eric Roth und Hossein Amini treiben das Projekt voran. Die Produktion soll sinnbildlich für TNTs Neuausrichtung stehen, provokativ und ‚edgy‘ sein. TNT willigte ein, fünf Millionen Dollar pro Episode springen zu lassen und bekannte sich so klar zur wichtigsten neuen Serie. Reilly soll ein großer Fan des Buches sein, bot aggressiv für den Stoff, orderte «The Alienist» straight-to-series und garantierte eine hohes Budget, um so andere Premium-Kabelsender auszustechen. «The Alienist» spielt im New York des 19. Jahrhunderts. Der damalige Polizei-Commisioner Theodor Roosevelt ist darin einem Serien-Killer auf der Spur. Eigentlich hatte Roosevelt jedoch zuvor seine Sporen als Arzt und Reporter verdient.