Im April tat sich einiges auf dem Fernsehmarkt: Das Erste und RTL verzeichneten deutliche Gewinne, das ZDF fuhr die schwächsten Werte der Saison ein und kabel eins sendete wieder Lebenszeichen.
Der April war der Monat der ganz großen Quotenhits, wie die recht üppige Liste der zweistelligen Millionen-Reichweiten zeigt. Weniger erstaunlich hingegen die Ausstrahlungen, die über zehn Millionen Zuschauer kamen, denn hier schlugen einmal mehr König Fußball sowie der «Tatort» dreifach zu. Der große Erfolg des runden Leders stand maßgeblich im Zusammenhang mit dem FC Bayern München, dessen Pokalspiele gegen Dortmund (12,87 Millionen) und Leverkusen (10,22 Millionen) noch etwas stärker frequentiert waren als die Champions-League-Partien gegen den FC Porto (9,55 Millionen im Hin- sowie 11,23 Millionen im Rückspiel). Stärkster «Tatort» des Monats war «Der Himmel ist ein Platz auf Erden» mit einer großartigen Reichweite von 12,11 Millionen. Und das Privatfernsehen? Hier schaffte es immerhin ein Format über die Marke von fünf Millionen: «Wer wird Millionär?». Die beiden Specials in der zweiten Monatshälfte kamen am Montagabend sogar jeweils knapp über sechs Millionen Interessenten, was mit tollen 19,5 bzw. 19,0 Prozent Marktanteil einherging.
Enttäuschend für die werbefinanzierten Sender dürfte insbesondere der Umstand sein, dass auch beim Publikum zwischen 14 und 49 Jahren die öffentlich-rechtlichen Fußball- und «Tatort»-Ausstrahlungen mit deutlichem Abstand an der Spitze des Rankings lagen. Immerhin auf «Schlag den Raab» war Verlass, das mit 22,5 Prozent Marktanteil auf Rang neun der stärksten Primetime-Präsentationen lag. Die Reichweiten von 2,82 Millionen insgesamt sowie 1,87 Millionen in der Zielgruppe lesen sich weitaus weniger berauschend - was vornehmlich der äußerst üppigen Sendezeit bis weit nach Mitternacht geschuldet ist. Davon abgesehen knackte nur noch die Premiere von «Merida - Legende der Highlands» die Marke von 20 Prozent, ProSieben hatte mit «G.I. Joe: Die Abrechnung» und «Star Trek: Into Darkness» jedoch ebenfalls auf zwei beachtliche Film-Hits zu verweisen. Die Marktanteile betrugen 17,9 und 17,6 Prozent. Und Sat.1? Hier begeisterte immerhin die romantische Komödie «Schlussmacher» mit 15,9 Prozent der Zielgruppe. Auf über drei Millionen Zuschauer beim Gesamtpublikum kam der Sender jedoch kein einziges Mal.
Dies galt wenig überraschend auch einmal mehr für die kleinen Sender kabel eins, VOX und RTL II - letztgenannte Programmstation lag sogar ausnahmslos unter zwei Millionen. Bei kabel eins profitierte man noch einmal von der Europa-League, die bis zu 2,87 Millionen und 12,1 Prozent Gesamt-Marktanteil verzeichnete. Mit maximal 10,0 Prozent der Zielgruppe lagen die Live-Übertragungen vom VfL Wolfsburg jedoch klar hinter den erfolgreichsten VOX-Präsentationen «Ice Age 3» und «Rizzoli & Isles», die bis zu 12,3 Prozent generierten. Beim Gesamtpublikum waren allerdings 2,59 Millionen sowie 8,5 Prozent das Höchste der Quoten-Gefühle, verbucht mit dem dritten Teil der «Ice Age»-Filmreihe.
Alle Zuschauer (April 2015)
ALLE ZUSCHAUER (APRIL)
12,2
11,6
12,2
12,8
9,9
9,8
3,9
4,0
5,1
4,9
7,9
8,3
5,4
5,4
4,1
3,6
Marktanteile in % | April 2015 ggü. März 2015
Welch ein Herzschlagfinale zwischen dem Ersten und Zweiten Deutschen Fernsehen. Durch deutliche Zugewinne auf der einen und klare Verluste auf der anderen Seite landeten beide Sender letztlich bei 12,2 Prozent - doch die Zufriedenheit mit diesem Wert dürfte völlig divergieren. Während Das Erste nämlich erstmals seit dem WM-Monat Juli wieder auf mehr als 11,8 Prozent Marktanteil zu verweisen hatte, verzeichneten die Mainzer den schlechtesten Wert seit August letzten Jahres (11,6 Prozent). Seither hatte das ZDF immer mindestens 12,3 Prozent verbucht, im aktuellen Kalenderjahr standen sogar bisher gigantische 12,8 bis 14,2 Prozent auf der Haben-Seite. RTL machte mit 9,9 Prozent das Triple der Einstelligkeit nach zuletzt sogar nur 9,6 und 9,8 Prozent perfekt und steht auch weiterhin klar im Schatten der großen öffentlich-rechtlichen Kanäle.
Zweiter großer Verlierer neben dem ZDF ist diesmal wieder Sat.1, für das angesichts von nur noch 7,9 Prozent der klare Aufwärtstrend seit Januar jäh beendet wurde. Nur im ersten Monat dieses Kalenderjahres fiel der Gesamt-Marktanteil mit 7,6 Prozent noch etwas schwächer aus als diesmal. Konstant hält sich ProSieben, während VOX mit 5,1 Prozent wieder der Sprung über die psychologisch wichtige Fünf-Prozenthürde glückte. Im März war man erstmals seit den WM-Monaten Juni und Juli unter die besagte Marke gefallen. Bemerkenswert stark präsentierte sich kabel eins, das mit 4,1 Prozent erstmals seit August wieder mehr als vier Prozent aller Zuschauer erreichte. Zuvor kam der Privatsender vier Mal in Folge nur noch auf 3,5 bzw. 3,6 Prozent, was den plötzlichen Sprung umso erstaunlicher macht.
Hinsichtlich der Gesamtperformance aller acht großen Sender scheint es, als sei die schrittweise Fragmentierung des Fernsehmarktes zunächst einmal gestoppt. Nach einem neuen Tiefpunkt von kumuliert gerade einmal noch 59,7 Prozent im Dezember liegt man seit Januar beständig bei 60,0 bis 61,5 Prozent. In diesem Monat wurden 60,7 Prozent verzeichnet, im März standen etwas schwächere 60,4 Prozent zu Buche. Vergleicht man diesen Wert mit den im Vorjahr verbuchten 62,0 Prozent, lässt sich allerdings weiterhin ein Trend in die - aus Sicht der Big Player auf dem deutschen Sendermarkt - falsche Richtung festmachen.
14- bis 49-Jährige (April 2015)
14- BIS 49-JÄHRIGE (APRIL)
7,2
6,5
5,5
6,0
13,2
12,6
6,1
6,4
6,8
6,7
9,5
9,7
10,7
10,9
5,6
5,2
Marktanteile in % | April 2015 ggü. März 2015
Freude bei RTL, Enttäuschung bei ProSieben: Während Deutschlands größter Privatsender mit 13,2 Prozent vom Dschungelcamp-dominierten Januar abgesehen den stärksten Marktanteil seit November verbuchte, fiel sein Hauptkonkurrent mit seinen 10,7 Prozent auf den zweitschwächsten Wert der gesamten TV-Saison zurück. Gegenüber einstigen Sensationswerten sind die Kölner zwar noch immer weit entfernt, aber immerhin konnten sie diesmal auch ohne die ganz großen täglichen Programm-Highlights einen Aufwärtstrend verbuchen. Der Bronzerang ging wie so oft an Sat.1, das mit 9,5 Prozent wieder auf dem Februar-Niveau liegt.
Hinter dem unangefochtenen Spitzentrio positionierte sich etwas überraschend das Erste Deutsche Fernsehen, das mit 7,2 Prozent nicht nur einen großen Sprung gegenüber den 6,5 Prozent vom Februar und März machte, sondern erstmals nach Mai vergangenen Jahres ohne Live-Übertragung eines großen Sport-Turniers wieder mehr als sieben Prozent verbuchte. Die Kluft zum öffentlich-rechtlichen Mitbewerber ist ganz im Gegensatz zum Gesamtpublikum erheblich, denn das ZDF hatte sich mit gerade einmal 5,5 Prozent und dem letzten Platz im Ranking der großen Sender zu begnügen. In den ersten drei Monaten dieses Kalenderjahres waren die Mainzer noch auf immerhin 5,9 bis 6,6 Prozent gekommen.
Erneut klar unterhalb von sieben Prozent lag VOX, genauer gesagt kamen nach 6,7 Prozent im März diesmal 6,8 Prozent zustande. Bereits seit Dezember hat sich der einst so erfolgreiche Privatsender mit Werten zwischen 6,6 und 6,9 Prozent zu begnügen. Ob es da ein Trost ist, dass Schwestersender RTL II deutlich von 6,4 auf 6,1 Prozent zurückfiel? Unwahrscheinlich. Die ProSiebenSat.1-Gruppe muss sich derweil mit kleineren Erfolgen begnügen, von den größeren Vertretern des Konzerns legte einzig und allein kabel eins zu. Mit einem deutlichen Satz von 5,2 auf 5,6 Prozent beschleunigte man den Aufwärtstrend der vergangenen Monate erheblich, nachdem der Sender im Januar auf bedrohlich schwache 5,0 Prozent zurückgefallen war.
Da alleine Das Erste und RTL über einen Prozentpunkt hinzu gewannen, schaut auch die Gesamtbilanz der "Big Eight" etwas erfreulicher aus als in den beiden Vormonaten. Mit 64,6 Prozent wurde der höchste Wert seit Januar (65,7 Prozent) generiert. Im Februar hatten die großen Programmstationen mit 63,6 Prozent den geringsten Marktanteil in der Geschichte der Quotenmessung verbucht. Einzig im Vergleich mit dem Vorjahresmonat sieht es nicht allzu freundlich aus: Damals konsumierten noch 65,8 Prozent ARD, ZDF, RTL und Co.
Alle Zuschauer (Fernsehjahr)
ALLE ZUSCHAUER (FERNSEHJAHR)
11,6
12,1
12,7
12,9
10,3
11,0
3,9
4,0
5,2
5,3
8,1
8,2
5,5
5,7
3,7
3,8
Marktanteile in % | Sep. 2014 – Apr. 2015 ggü. Sep. 2013 – Mai 2014
Einen Monat vor dem Ende der TV-Saison scheinen die wichtigsten Fragen längst geklärt. Dem ZDF darf vorzeitig zur dritten TV-Meisterschaft in Folge gratuliert werden. Das Niveau der Vorsaison scheint man allerdings knapp zu verfehlen, schließlich bleibt gerade einmal noch ein Monat, um die fehlenden 0,2 Prozentpunkte zu den anvisierten 12,9 Prozent aufzuholen - und zuletzt gingen die Marktanteile ja tendenziell eher in die falsche Richtung. Das Erste lag bislang in sieben von acht Fällen unterhalb der Zwölf-Prozentmarke, sodass es nicht verwundert, dass auch die Gesamtbilanz mit 11,6 Prozent wesentlich schwächer ausfällt als 2013/14, als noch 12,1 Prozent zu Buche gestanden hatten. RTL wird dem Absturz in die Einstelligkeit aller Voraussicht nach noch einmal entgehen - selbst im Falle eines Saison-Abschlusses von nur 7,5 Prozent läge die private Sendestation noch im zweistelligen Bereich -, doch der Negativtrend der vergangenen Jahre geht unvermindert weiter.
Kein gutes Zeichen für die Verfassung der großen Sender: Auch die Plätze vier bis acht haben ausnahmslos mit Verlusten zu kämpfen, obgleich nur mit marginalen in Höhe von 0,1 bzw. 0,2 Prozent. Entsprechend mau fällt auch die Gesamt-Bilanz mit nur noch 61,0 Prozent aus, während im Vorjahreszeitraum noch 63,1 Prozent zu Buche gestanden hatten. Ohnehin dreht sich die Abwärtsspirale seit Jahren: 2012/13 sahen noch 64,9 Prozent die acht größten Sender des Landes, zuvor waren es sogar stets deutlich mehr als zwei Drittel aller ab-3-jährigen.
14- bis 49-Jährige (Fernsehjahr)
14- BIS 49-JÄHRIGE (FERNSEHJAHR)
6,5
6,8
6,0
6,3
13,4
14,2
6,3
6,7
6,9
7,1
9,6
9,4
11,1
11,4
5,3
5,6
Marktanteile in % | Sep. 2014 – Apr. 2015 ggü. Sep. 2013 – Mai 2014
Auch beim jüngeren Publikum wimmelt es in dieser Saison förmlich von Verlierern, einzig Sat.1 verbucht ein schüchternes Plus von 9,4 auf 9,6 Prozent. Dennoch bleibt der Bällchensender deutlich hinter RTL und ProSieben zurück, die beide ihren Vorjahreswert wohl nicht werden halten können. In Köln muss man man mit seinen 13,4 Prozent sogar eigentlich noch zufrieden sein, denn gerade einmal zwei der bisherigen acht Monate lagen oberhalb dieses Wertes: Der Oktober mit starken 14,6 Prozent und der Januar mit noch besseren 15,7 Prozent. Ohne diese beiden Ausreißer nach oben läge man bereits unter zwölf Prozent. ProSieben hingegen kam zwischen September und November noch auf starke 11,6 Prozent, seit Dezember standen allerdings im Mittel nur noch 10,8 Prozent auf dem Papier. Unterm Strich resultieren hieraus noch immer befriedigende 11,1 Prozent.
Eine ähnliche Entwicklung wie ProSieben nahm auch VOX, das nach dem ersten Drittel der TV-Saison noch starke 7,2 Prozent verbuchte, seit Dezember aber nie mehr die Sieben-Prozenthürde genommen hat. Mit momentan 6,9 Prozent muss man darum bangen, erstmals seit neun Jahren wieder unter sieben Prozent zu rutschen. Im Mai wird man noch einmal die Möglichkeit haben, dies zu verhindern. Ein breites hinteres Mittelfeld stellen Das Erste, RTL II und das ZDF, die allesamt knapp einen halben Prozentpunkt gegenüber der vergangenen Saison einbüßen. Schlusslicht ist mit weitem Abstand kabel eins, das mit nur noch 5,3 Prozent nicht einmal in Schlagdistanz zu den anderen Sendern kommt.
Und die Gesamtbilanz der großen Sender? Die ist wenig überraschend klar rückläufig. Mit 65,1 Prozent rutschen sie erstmals unter die Marke von zwei Dritteln aller Konsumenten, nachdem 2013/14 noch deutlich bessere 67,5 Prozent auf dem Papier standen. Kaum realistisch, dass der Mai ausreicht, daran noch allzu viel zu ändern.
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