Was andere Filmkritiker können, kann unser Kinokolumnist schon lange. Daher bespricht er eine viel besungene Effektfilm-Fortsetzung nach allen Regeln, die der Kritikerzunft geblieben sind.
Mit «Das Imperium schlägt zurück» drängt George Lucas sein Weltraummärchen zu einer zweiten Episode. Der Erfolg des Films ist garantiert - und was kann bei einer Schauspielriege mit solchen Superstars wie Mark Hamill, Harrison Ford, Carrie Fisher oder Muppet-Spieler Frank Oz und «...die keine Gnade kennen»-Macher Irvin Kershner als erklärten Kritikerliebling auf dem Regiestuhl schon schiefgehen? Leider eine ganze Menge.
Die Rebellen haben sich weiterentwickelt: Aus dem unorganisierten, aber schlagkräftigen Haufen aus Teil 1 ist zu Beginn von «Das Imperium schlägt zurück» eine perfekt abgestimmte Einsatzgruppe geworden. Das müssen sie auch sein, wollen sie doch gemeinsam ihr Hauptquartier, das sich auf einem Schneeplaneten befindet, vor dem Imperium - einer Art Plastik-Samurai-Nazi-Gruppe - beschützen. Das Vorhaben misslingt – so wie der ganze Film. Denn besagte Superschurken überwalzen den Stützpunkt der Guten in bester Nazi-Tradition und legen dabei alles in Schutt und Asche. Also: Hopp, hopp, schnell geflohen, liebe Rebellen! Und ganz nebenbei lernt Luke Skywalker (Mark Hamill) noch, dass er die Macht, eine erschreckend dünn erklärte Form von Telekinese, längst nicht so gut beherrscht wie bislang angenommen. Daher muss er rein zufällig genau jetzt, wo die Rebellen dringend an einem Strang ziehen sollten, um ihr Überleben zu sichern, ans andere Ende der Milchstraße düsen.
Dort landet er auf einer schlecht ausgeleuchteten Studiobühne, die sich als Sumpfplanet ausgibt, und macht Bekanntschaft mit Yoda (Frank Oz), dem unehelichen Kind von Kermit Frosch und einer rassistischen Karikatur eines chinesischen Giftgnoms. Dieser ist zwar zu dumm, um auch nur die simpelsten Grundregeln der Grammatik zu beachten, dennoch soll er der mächtigste und weiseste Jedi der Galaxis sein. Im Kampf gegen die Schurken rührt er trotzdem keinen Finger, viel lieber lässt er Luke eine sehr kryptische Ausbildung durchlaufen. Für Prinzessin Leia (Carrie Fisher) und Pilot Han Solo (Harrison Ford) lauert hingegen in den eigenen Reihen Gefahr: Sie fliehen nach der Eroberung ihres Stützpunkts auf einen Planeten, der allein aus einer über den Wolken gebauten Stadt von Schickimicki-Hochhäusern besteht. Dort lebt Hans alter Freund Lando (Billy Dee Williams), welcher in Science-Fiction-Zuhälterkleidung gehüllt ist und sich wie ein alter Trickbetrüger gibt. Passenderweise sagt auch Han zu seiner Flamme Leia, dass er Lando nicht vertraut – aus unerklärlichen Gründen legt er sein Schicksal trotzdem in Landos Hände und wird von ihm prompt ans Messer geliefert. Dummer Han, das hast du doch kommen sehen!
«Das Imperium schlägt zurück» hat es nicht leicht als Nachfolger des extrem erfolgreichen und auch künstlerisch gelungenen «Krieg der Sterne»: Ausführender Produzent und Märchenonkel George Lucas will unbedingt nochmal einen draufsetzen - und so verkommt der Film zu einer Materialschlacht ohne Sinn und Verstand. Das gesamte Finale ist gegenüber der finalen Schlacht gegen den Todesstern in Teil 1 viel zu pathetisch und langgezogen, und das, obwohl dieses Mal viel weniger auf dem Spiel steht. Keine Raumschiffe, die einen überdimensionalen Sternenzerstörer in die Luft jagen, nur Luke und Darth, die mit bunten Lichtern auf sich einschlagen und über ihre Familiengeschichte quasseln. Und davor reiht sich eine unsinnige Szene an die nächste.
Ein paar Beispiele: Gleich zu Beginn reitet Luke Skywalker, der Anführer der Rebellen, mutterseelenallein auf einem Zukunfts-Arktislama durch einen Blizzard. Mal ganz davon abgesehen, dass das merkwürdige Reittier im Schnee keine Spuren hinterlässt, dürfte jedem klar sein, dass man seinen wichtigsten Mann nicht unbewacht in die Wildnis entlassen sollte. Dass Luke zudem ohne Walkie-Talkie davonreitet, schlägt dem Fass noch den Boden aus. Und so kommt es, wie es kommen musste: Luke wird von einem deformierten Yeti niedergestreckt, so dass er beim bald anstehenden Angriff des Imperiums ausgeschaltet ist. Eigentlich haben die Rebellen es also verdient, dass ihr geheimer Stützpunkt zerstört wird, wenn sie ihr wertvollstes Mitglied völlig ohne Not in Gefahr bringen, statt ihm eine sichere Schreibtischanstellung zu geben!
Sowieso gehen den Rebellen andauernd genau dann Dinge kaputt, wenn es George Lucas zwecks Spannungskurve in den Kram passt. Der im letzten Teil noch wegen seiner Leistung groß gelobte Milleniumfalke hat zu Beginn dieses Films aus unerklärlichen Gründen eine üble Panne. Aha, und auf dem gesamten Eisplaneten kennt sich niemand genug mit dem Teil aus, um es schnell zu reparieren?
Andererseits ist das Imperium auch nicht das Hellste: Irgendwann hält Darth mit einem Offizier per Videotelefonie Kriegsrat und wird von seinem Gesprächspartner gekränkt. Daraufhin stranguliert Darth ihn mit der bloßen Kraft seiner Gedanken. Wenn Darth doch alles und jeden erwürgen kann, ohne auch nur ansatzweise in seiner Nähe zu sein, wieso denkt er nicht einfach an einen der Rebellen und verbiegt ihm das Rückgrat, so wie Uri Geller es mit Löffeln anstellt? So viel zur "Macht". Überhaupt scheint sie sich am ehesten zur Autowäsche zu eignen: Luke erleidet mitten in Yodas Sumpf eine Bruchlandung, sein Raumschiff versackt dabei halb im Morast. Da bleibt es auch Ewigkeiten ungerührt stehen, bis es mit einem Schlag völlig versinkt. Die Gesetze der Physik halt … Dann hebt Luke sein Raumschiff mit Gedankenkraft empor, und sobald er wieder ins All fliegt, ist es so frisch und rein wie eine Gebirgswiese. Das will ich auch können, dann spar ich mir in Zukunft den wöchentlichen Besuch in der Waschanlage.
Und dann ist da noch die Sache mit dem toten Rebellen. Schon vor Monaten machte das Gerücht die Runde, dass George Lucas vorhabe, eine der Hauptfiguren in diesem Teil sein Ende finden zu lassen. Wenn man den Film sieht, dann weiss man, dass die Filmemacher das wohl selbst in Umlauf gebracht haben: Im dritten Akt steht fast jeder der Weltallreisenden an einem Punkt, an dem es ihm scheinbar gleich an den Kragen geht. Was am Ende geschieht, wird natürlich nicht verraten, denn nichts läge mir ferner als meinen Lesern den gesamten Film zu erzählen, aber letztlich ist es nicht mehr als ein Taschenspieler-Trick, um das Interesse an dem Film zu steigern. Dummerweise werden die Vorschuss-Lorbeeren und der Erfolg der restlichen George-Lucas-Filme schon dafür sorgen, dass «Das Imperium schlägt zurück» zu dem Kino-Hit des Jahres und eines Tages fortgesetzt wird. Verdient hat er es auf keinen Fall.