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Flüchtlingsproblematik ist präsenter denn je

Kein anderes Thema beschäftigte die Talkshows in der vergangenen Woche so sehr wie die Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer. Gleich mehrere Sendungen nahmen sich dem Thema an. Doch wie war dies vor dem Unglück?

Die Gäste der Woche

Am Freitag, den 1. Mai, besucht ein Paar die «NDR Talkshow» um 22.10 Uhr. Thies Matzen und Kicki Ericson umrunden seit mehr als 25 Jahren auf ihrem Segelschiff die Erde. Das Boot wurde inzwischen zu einem zweiten zuhause für den Kieler Fotografen und Bootsbauern und für die Architektin aus Wien. Völlig abgeschieden von der Außenwelt und mit einfachsten Mitteln verbringt das Paar mehr Zeit auf den Weltmeeren als an Land.
In den vergangenen Monaten wurden die Fernsehsender hierzulande häufig für ihren Umgang mit der Flüchtlingsproblematik kritisiert. Die Kritiker behaupten, dass das diffizile Thema von den Medien totgeschwiegen werde. Im Anschluss an das Schiffsunglück im Mittelmeer nahmen sich gleich mehrere Talkshows, von großen und kleinen Sendern, dem Thema an.

Den Auftakt machte dabei am Sonntagabend, auf dem 21.45-Uhr-Sendeplatz im Ersten, «Günther Jauch». Jauch erläuterte mit seinen Gästen die Frage „Das Flüchtlingsdrama! Was ist unsere Pflicht?“ Zu diesen Gästen zählten unter anderem der ehemalige Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich und das Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung Heribert Prantl. Die Kombination aus brisantem Thema und namhaften Gästen verhalf «Günther Jauch» zu einer Gesamtreichweite von 4,28 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 15,6 Prozent. Die Sendung schnitt somit deutlich über dem Senderschnitt des Ersten ab. Bei den Jüngeren blieb man gegenüber den Werten vor der Osterpause noch zurück. Rund 750.000 Zuschauer im Alter 14 zwischen 49 Jahren schalteten am Sonntagabend im Ersten ein und sorgten somit für einen Marktanteil von 7,0 Prozent. Diese Werte lagen noch immer knapp über dem Senderschnitt. Am 29. März waren es noch 880.000 Zuschauer und 7,5 Prozent.

Doch nicht nur der große Sonntagabendtalk nahm sich dem Thema an, auch «maybrit illner» debattierte am Donnerstag, den 23. April, darüber. Als Gäste waren unter anderem Wolfgang Bosbach, Vorsitzender des Innenausschusses im Deutschen Bundestag von der CDU und Katrin Göring-Eckhardt, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, eingeladen. „SOS Flüchtlinge – Gerettet, um zu bleiben?“ stand als übergeordnete Frage an. War das Thema am Sonntagabend noch ein Quotengarant, bescherte es dem ZDF und «maybrit illner» ab 22.15 Uhr noch 2,14 Millionen Zuschauer, die 10,2 Prozent aller Fernsehenden ab drei Jahren entsprachen. In der Gruppe der 14- bis 49-Jährigen sprach man knapp 260.000 Zuschauer an, die «maybrit illner» nur zu einem Anteil von 3,1 Prozent verhalfen.

Auch verhältnismäßig kleine Sender wie N24 beschäftigten sich mit der Flüchtlingsproblematik. Die neueste Ausgabe von «Studio Friedman» ging am Donnerstagvorabend um 17.15 Uhr auf Sendung. Knapp 40 Minuten diskutierte Gastgeber Michel Friedman mit Jürgen Trittin und Stephan Mayer das Thema und den zukünftigen Umgang mit Flüchtlingen. Für den Talk am Vorabend interessierten sich dabei rund 70.000 Zuschauer insgesamt. Der Nachrichtensender erreichte somit 0,7 Prozent aller Fernsehenden. Aus der Zielgruppe fanden sich nur zirka 20.000 Zuschauer vor den Geräten ein, die immerhin für einen Marktanteil von 0,5 Prozent sorgten.

Festzustellen ist allerdings auch, dass sich die Medien in Deutschland dem Thema nicht nur im Katastrophenfall annehmen, sondern dass die Talkshows schon früher darüber diskutieren. Allen voran «mabrit illner», die sich sowohl am 16. April als auch am 12. März mit den Schlepper-Banden beschäftigte. Im April ging es zwar noch um die Fremdenfeindlichkeit, aber auch um die Unterbringung der in Deutschland schutzsuchenden Flüchtlinge. Am 12. März besprach man die Aufnahmebestimmungen für Flüchtlinge, so dass Deutschland auch einen volkswirtschaftlichen Vorteil aus der Problematik ziehen könne, in dem zusätzliche Fachkräfte nach Deutschland ziehen. «Anne Will» setzte sich zuletzt am 17. Dezember mit dem Thema auseinander und diskutierte damals die Frage „Flüchtlinge herzlich willkommen – Aber auch vor meiner Haustür?“ Damals schalteten immerhin 1,04 Millionen Zuschauer ein und sorgten für einen Marktanteil von leicht unterdurchschnittlichen 10,1 Prozent.
26.04.2015 17:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/77815
Dennis Weber

super
schade


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Anne Will Günther Jauch Studio Friedman mabrit illner maybrit illner

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