Die Moderatorin von «Kuttner plus Zwei» plaudert mit Quotenmeter.de über Twitter, Jan Böhmermann, ihre Gartenarbeit, Gulasch und natürlich darüber, womit sie ihr Geld verdient. Aktuell sind das vor allem TV-Talks.
Zur Person Sarah Kuttner
Ihre TV-Karriere begann bei VIVA, wo sie als Highlight eine eigene abendliche Late-Night-Show moderierte, die auch ihren Namen trug. Nach inhaltlichen Veränderungen beim Musiksender zog Kuttner weiter zu ZDFneo, wo sie zuerst «Bambule» moderierte und jetzt «Kuttner plus Zwei». In der nächsten und vorletzten Folge der Staffel, die am Donnerstag um 23.15 Uhr beim Digitalsender läuft, begrüßt sie Oliver Rohrbeck und Roger Willemsen. Auf den ersten Blick könnten ihre Gäste nicht unterschiedlicher sein - und haben manchmal doch einige Gemeinsamkeiten. In einer Altbau-Wohnung in Berlin-Kreuzberg trinken, essen - und talken sie. Sarah Kuttner, wir können dieses Interview, das kurz nach Mittag stattfindet, nicht starten, ehe ich nicht gefragt habe, ob es gerade eben Gulasch gab.
Soweit bin ich noch gar nicht. Ich habe bis jetzt erst gefrühstückt. Es gab also nur Kaffee heute. Dass ich das letzte Mal Gulasch gegessen habe, ist schon eine Zeit her. Aber das ist eine gute Idee – ich glaube, ich koche das bald wieder.
Damit uns niemand für ganz verrückt erklärt: Die Gulasch-Sache war eine Art Running-Gag auf Twitter, wo Sie sehr aktiv sind. Da macht man sich ja eigentlich ziemlich nackt.
Nicht unbedingt. Das passiert alles schließlich sehr kontrolliert, weil es ja nur Infos sind, die man preisgeben möchte. Außerdem weiß ja auch niemand so genau, ob das alles stimmt. Für mich bietet Twitter den Vorteil, dass ich dort sehr viel Quatsch los werden kann. Ich bin sowieso ein ziemlich alberner Mensch und Twitter ist ein toller Ort für diese Albernheiten.
Sie bekommen gerade in sozialen Netzwerken viel Feedback für Ihre Posts.
Ja, aber das ist mir gar nicht so wichtig. Ich freue mich über likes und favs, aber sie sind nicht das vorrangige Ziel.
Inwieweit ist Twitter eine Werbeplattform für Sie?
Ich mache auf Twitter eigentlich überhaupt keine Werbung für mich, auch auf Facebook nicht. Natürlich sage ich meinen Freunden und Followern Bescheid, wenn ein Format von mir läuft, aber ich finde es total öde, wenn Promis jeden Tag schreiben: Ich bin hier am Set und heute drehe ich das und schaut mal, heute ist das Shooting. Als Fan und Freund will ich doch unterhalten werden – und mich nicht einer Werbung nach der anderen ausgesetzt sehen. Jeden Tag ein neues Selfie. Im Grunde wird da nur auf Kommentare wie „Oh, Du bist sooo schön!“ gewartet. Von mir gibt es auch kaum Selfies.
Kein Sarah-Selfie?
Keine klassischen Beauty-Selfies. Die wirken immer so offensichtlich eitel. Ein gutes und hübsches Selfie ist für mich immer eine Bitte nach Komplimenten und somit ein Zeichen von Unsicherheit. So will ich mich nicht präsentieren. Ich bin quasi zu eitel für diese Art Eitelkeit.
Sie waren einst bei VIVA, später auch mal bei MTV – und haben Ihre Heimat jetzt bei ZDFneo gefunden. Mit «Kuttner plus Zwei» machen Sie auch ein – sagen wir mal – reiferes Format. Ist Ihr früheres VIVA-Publikum mit Ihnen älter geworden und Ihnen gefolgt?
Das weiß ich gar nicht. Ich kann das schlecht erheben, wie viele das sind. Aber ich bin sowieso niemand, die oft von „Ich und meine Fans“ und „Ohne meine Fans wäre ich nichts“ spricht. Ich sehe es eher so, dass ich im Fernsehen etwas anbiete und die Zuschauer etwas haben möchten. Es ist ein Deal, kein Gefallen. Von mir gibt es daher auch nur Formate, die ich selbst vertretbar finde. In solchen Sachen bin ich echt super pingelig. Das ist vermutlich auch der Grund, warum ich nicht mehr mache als momentan. Geld will ich nur mit Sachen verdienen, die ich selbst auch wirklich gut finde. Aber natürlich bekomme ich auch immer wieder Reaktionen von Leuten, die mich noch aus dem VIVA-Programm kennen.
Ihr Format «Kuttner plus Zwei» ist aktuell Teil des neo-Donnerstags. Wo Sie gerade pingelig sagten: Wie gefällt Ihnen selbst die laufende Staffel?
Ich bin schon zufrieden – und muss sagen, dass ich bei solchen Sachen echt kritisch bin. Deshalb schaue ich meine eigenen Sendungen eigentlich auch gar nicht noch einmal an – und vor allem nicht unter dem Aspekt, was ich genau besser machen könnte. Ich glaube, wenn ich das machen würde, dann würde die ganz wichtige Leichtigkeit flöten gehen. Wenn mal was nicht geklappt hat, dann versuche ich so hippie-mäßig wie möglich zu sagen: Es ist, wie es ist. Und wenn Sachen wirklich ganz enorm schief gehen, dann merke ich das ohnehin schon während der Aufzeichnung und ziehe daraus Konsequenzen. Das tolle an einem Format wie diesem ist ja letztlich auch, dass man einfach Mensch sein darf. Und Menschen funktionieren manchmal gut - und manchmal auch nicht.
Gibt es Gäste, an die Sie sich besonders gern zurückerinnern? Haben Sie entsprechend auch Lieblingsfolgen?
Da will ich ungern ganz ins Detail gehen. Das wäre vermutlich nicht fair. Manche Shows sind anstrengend, weil die Gäste keinen Draht zueinander finden. Dann muss ich etwas mehr moderativ in Erscheinung treten, ein bisschen so wie eine Kindergärtnerin. Oft ist das aber nicht der Fall. Kürzlich lief eine Folge mit Kool Savas und Wigald Boning – die war super. Kool Savas gibt selten TV-Interviews. Deshalb war er anfangs ein bisschen schüchtern. Boning war aber ganz zart und so war es eine ganz niedliche Mischung, weil trotzdem niemand Angst voreinander hatte. Das passiert in meiner Sendung übrigens gar nicht so selten, dass Leute da einen zu großen Respekt voreinander haben. Am Ende waren beide einfach nur albern, offen und toll.
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Jan Böhmermann ist ein sehr auf Arbeit und Erfolg konzentrierter Mann. Das bewundere ich, weil ich ganz anders bin. Ich bin kaum ehrgeizig. Böhmermann hingegen will unbedingt nach ganz oben.
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Sarah Kuttner über ihren Kollegen Jan Böhmermann
Sie twittern viel zum Thema Fernsehen – und haben früher ja selbst eine Late Night-Show gemacht. Derzeit macht in diesem Genre vor allem Jan Böhmermann Schlagzeilen. Können Sie über seinen Humor lachen?
Eigentlich schaue ich wirklich wenig fern. Nur Sachen, mit denen ich meinen Kopf durchspüle. «Germany’s Next Topmodel», das Dschungelcamp. Das muss mich dann nur unterhalten – sonst nichts. Jan Böhmermann ist ein sehr auf Arbeit und Erfolg konzentrierter Mann. Das bewundere ich, weil ich ganz anders bin. Ich bin kaum ehrgeizig. Böhmermann hingegen will unbedingt nach ganz oben. Dafür macht er unglaublich viel, arbeitet hart und zielstrebig. Inhaltlich kann ich kaum etwas sagen, ich sehe ihn fast nie. Seinen Humor teile ich nicht immer, aber da bin ich auch sehr eigen.
Gibt es ein Genre im Fernsehen, dass Sie mal gerne moderieren würden? Ein Quiz vielleicht? Oder eine neue «Heiter bis tödlich»-Reihe mit Ihnen als Dorfermittlerin?
Ich glaube, dass ich im Talk-Bereich wirklich am Besten bin. «Bambule» war zwar ein Magazin, hatte aber dennoch etwas sehr Eigenes und Personality-haftes. Quizshows oder Samstagabendformate sind glaube ich nicht mein Fall. Ich bin zu speziell dafür. Ich will in der Nische bleiben. Je größer ein Projekt wird, desto mehr Leute sprechen und bestimmen auch mit.
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Ich will in der Nische bleiben. Je größer ein Projekt wird, desto mehr Leute sprechen und bestimmen auch mit.
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Sarah Kuttner
Welche Pläne haben Sie im Sommer, wenn es schon nicht die große Showbühne wird?
Ich muss mein Buch fertig schreiben und dann geht auch schon die Gartenzeit wieder los. Da habe ich einiges zu tun.
Die Gartenprojekte würden uns jetzt ausnahmsweise doch interessieren.
Ich habe neulich festgestellt, dass einer meiner Rhododendren gestorben ist. Also entweder muss ich den ausbuddeln oder ich muss etwas dazupflanzen, das sich an den toten Stängeln hochhangelt. Wichtig ist auch, dass ich es hinkriege, dass die daneben stehenden Rhododendren nicht auch noch sterben. Dafür sollte das Wasser draußen mal wieder angeschlossen werden. Ich brauche Dünger und Erde…
…kurze Zwischenfrage: Sagen Sie das jetzt, weil ich nachschauen muss, wie viele „h“ in Rhododendron vorkommen?
Das müsste man recherchieren, ja
(lacht)
Dann los. Danke jedenfalls für das spaßige Gespräch, Frau Kuttner.
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