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Cooper will keinen Instant Coffee

Paukenschlag Eins: «Twin Peaks» kommt zurück. Paukenschlag Zwei: Vermutlich ohne David Lynch. Eine anspruchsvolle Show ohne ihren originären Showrunner? Für Julian Miller schwer vorstellbar.

«Twin Peaks» ohne David Lynch ist wie ein Mädchen ohne Geheimnis.

Wie ein Hund, der nicht bellt.

Wie Augen ohne Brauen.

Wie eine Kellnerin ohne ihre Uniform.

Wie Kuchen ohne Kirschen.

Wie ein Motorrad ohne Fahrer.

Wie eine Sheriffswache ohne Donuts.

Wie der Holzscheit ohne Rinde.

Wie Vorhangstangen ohne Wattebäusche.

Wie das Feuer ohne die Hitze.

Nein, diese – manchmal etwas schrägen – Analogien sind nicht von mir. Sie stammen von den Darstellern von «Twin Peaks», jener legendären Serie aus den frühen 90er Jahren, die Showtime 2016 nach zweieinhalb Jahrzehnten wieder on air bringen will. Die Ankündigung war ein Paukenschlag: Eine der geschätztesten Qualitätsserien der Vor-«Sopranos»-Ära erhält nun, im Golden Age des seriellen Erzählens, eine Fortsetzung.

Noch ein größerer Paukenschlag war freilich die Meldung vor wenigen Tagen, dass sich Erfinder und Showrunner David Lynch nach Streitigkeiten um das Budget aus dem Projekt zurückgezogen hat.

«Twin Peaks» ohne David Lynch ist derweil nicht nur für die Zuschauer schwer vorstellbar. Der Meister des surrealen Films, dessen Werke oft jenseits jedweder Verständnismöglichkeit angelegt sind, ist in den Köpfen untrennbar mit der Serie um Laura Palmer verbunden. Auch in denen der Darsteller: Denn die riefen, nachdem Lynch die Brocken hingeworfen hatte, prompt jene öffentliche Kampagne ins Leben, um den Autor und Regisseur vielleicht noch umzustimmen. Wahrscheinlich sprechen sie aus Erfahrung: Schließlich war Lynch in die Produktion der zweiten Staffel damals weit weniger involviert als bei den ersten Episoden. Mit den bekannten Folgen: Man machte Fehler bei Plots und Figuren, die Quoten sanken, es kam zur Absetzung.

Und doch klingt in diesem Video auch die Ode an den Showrunner als solches durch: den kreativen Kopf, ohne den nichts geht, der seine künstlerische Vision zum alles bestimmenden Merkmal machen soll (!), dessen unverkennbare einzigartige Handschrift sich durch alle Elemente des Werks zu ziehen hat. Der Showrunner als Auteur, wie sich Godard und Truffaut vor Jahrzehnten den idealen Regisseur gedacht haben. Das Originalgenie, das sich der Anbiederung und Verwässerung entgegenstellt.

Nur mit ihm wollen seine Kollegen noch einmal nach «Twin Peaks». Bestimmt, weil sie wissen, dass es ohne ihn kein wirkliches «Twin Peaks» geben kann.
10.04.2015 13:37 Uhr Kurz-URL: qmde.de/77483
Julian Miller

super
schade


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Tags

360 Grad Sopranos Twin Peaks

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