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Jan Böhmermann: Mega-Coup mit Varoufakis-Stinkefinger?

Der Moderator von «Neo Magazin Royale» behauptet, den in «Günther Jauch» gezeigten YouTube-Clip mit dem griechischen Finanzminister gefälscht zu haben. Experten waren sich bisher sicher, die Aufnahmen seien echt.

Moderator Jan Böhmermann könnte in diesen Stunden für ein kleines politisches Beben sorgen. Über einen auf Facebook verbreiteten Clip bekennt er sich dazu, das in der ARD-Talkshow gezeigte Video mit dem Stinkefinger zeigenden griechischen Finanzminister Yanis Varoufakis gefälscht zu haben. “Wo ist denn da jetzt der Finger gewesen? Da war ja kein Finger drin jetzt? Ist der Finger wirklich Fake? Aber wer faked denn so etwas? Das einzige, was ich mir vorstellen kann ist, dass das eine kleine gebührenfinanzierte Loser-Show war.” Entstanden sei die Fälschung laut Aussagen von Böhmermann im Februar, als sein Team das Musikvideo "V for Varoufakis" produziert habe und Material gebraucht habe. Das aber gab es damals eben nicht in Hülle und Fülle. Irgendwann sei man auf den Clip gestoßen, der 2013 in Zagreb entstand.

“Wir dachten, das wär doch ne gute Idee, wenn er bei 'Stick the Finger to Germany' auch den Finger zeigt. Also haben wir da ein bisschen was ausprobiert”, erklärte Böhmermann am Mittwochabend. Bearbeitet wurde das Video laut Böhmermann mit großer Sorgfalt. Sogar auf den Schattenwurf des Videos habe man explizit geachtet. Gerade daran hatten von der ARD beauftragte Experten die Echtheit des YouTube-Clips festgemacht. Irrten sich also sämtliche Experten?

Zur Stunde ist aber völlig unklar, ob Böhmermann einfach nur auf den Diskussions-Zug aufspringt. Der nun veröffentlichte Clip zeigt Ausschnitte von einer angeblich aufwendigen Produktion vor einem Green Screen. Seit Sonntag hatten sich zudem mehrere Beobachter gemeldet, die behaupteten, der Politiker habe in der Tat den Finger gezeigt. Böhmermann geht in dem Video noch weiter; zeigt einen weiteren Ausschnitt, in dem Varoufakis seinen Zeigefinger in die Höhe streckt.

Was also echt ist und was Fake, ist nach diesem Abend unklarer denn je. Eins zeigt der ZDFneo-Mann aber eindeutig: YouTube-Clips können leichtsam manipuliert sein, weshalb Redaktionen immer vorsichtig sein sollten, sie für bare Münze zu nehmen. Eventuell auch im Fall des Clips des Late-Night-Moderators? Jan Böhmermann greift in seinem Clip auch den ARD-Talkmaster an. "Liebe Redaktion von Günther Jauch. Yanis Varoufakis hat Unrecht. Ihr habt das Video nicht gefälscht. Ihr habt das Video einfach nur aus dem Zusammenhang gerissen und nen griechischen Politiker am Stinkefinger durchs Studio gezogen. Damit sich Mutti und Vati abends nach dem «Tatort» nochmal schön aufregen können. 'Der Ausländer! Raus aus Europa mit dem!' (...) So, das habt Ihr gemacht. Und der Rest ist von uns.”

Sollte Böhmermann den Clip in der Tat bearbeitet haben, wäre es nicht der erste große Coup für das «Neo Magazin» gewesen. Vor einiger Zeit fiel Stefan Raab in «TV total» auf eine vermeintliche China-Kopie von «Blamieren oder kassieren» herein. Böhmermann meinte, bislang wäre niemand auf die Idee gekommen, er könnte hinter der Fälschung stecken. Sonst hätte er es schon früher zugegeben. Passen dürfte ihm der Zeitpunkt der angeblichen Enthüllung allemal; am Donnerstag läuft bei ZDFneo und in der Mediathek des ZDF die nächste Ausgabe von «Neo Magazin Royale» - und die dürfte besonders viel Beachtung finden.
18.03.2015 23:30 Uhr Kurz-URL: qmde.de/77019
Manuel Weis

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Blamieren oder kassieren Neo Magazin Neo Magazin Royale TV total Tatort

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