Die US-Präsidentschaftswahl hat aller Voraussicht nach der amtierende Präsident George W. Bush gewonnen. Die großen deutschen TV-Stationen berichteten über die „US-Election 2004“ in großen Sondersendungen. Quotenmeter.de hat sich die Nacht um die Ohren geschlagen und verrät, warum Sat.1/N24 die beste Berichterstattung abgeliefert haben.
5 Stunden und 8 Minuten Wahlsondersendungen. Ab Mitternacht bis acht Minuten nach fünf, dann habe ich, Manuel Weis, die Segel gestrichen. Gewonnen hat der Republikaner George W. Bush – auch wenn dies erst nach weiteren Auszählungen verifiziert werden kann. Enttäuschung für das demokratische Lager – Enttäuschung bei uns über die Berichterstattung mancher Fernsehanstalten. Die übertragenden Sender in der Einzelkritik:
ARD
Fangen wir mit dem klaren Verlierer an. Nach dem Wahldesaster nach der Wahl 2002 (die ARD sah CSU-Chef Stoiber bis in der Nacht hinein vorne) galt es, das Wahl-Image aufzupolieren. Die Führungsetage ließ sich für die US-Election etwas Besonderes einfallen: Talk-Lady Sandra Maischberger sollte in der langen Wahlnacht mit gemütlichen Talkrunden aus einem Restaurant die Zuschauer bei Laune halten. Schließlich lassen die Ergebnisse in den USA oftmals länger auf sich warten. Doch der Plan ging nach hinten los. Die Gesprächsrunden waren zwar durchaus interessant, doch bekam man wichtige Informationen im Ersten nie als Erstes. Maischberger bekam keine Infos gereicht und schaltete meist zu spät zurück ins Wahlstudio zu Jörg Schönenborn. Auch fehlten größtenteils die Impressionen aus den Metropolen der USA.
ZDF
Mit dem Zweiten sieht man besser. Das ist richtig. Besser als mit dem Ersten. Dafür sorgten
«heute-journal»-Chef Claus Kleber und
«heute»-Anchor Steffen Seibert. Sie führten die Gesprächsrunden mit Gästen im Washingtoner Studio selbst. Immer wieder meldete sich auch ZDF-Star Thomas Gottschalk zu Wort. Alles in Allem eine solide Wahlberichterstattung, dennoch fehlten auch hier die Einblicke in die Metropolen, die die privaten Fernsehanstalten lieferten.
RTL
So viel vorne weg: Der Kölner Sender hatte ganz klar den besten Platz erhascht. Nur einen Steinwurf vom Weißen Haus entfernt, auf einem Hochhaus, hatten sie ihr Wahlstudio eingerichtet. Durch die Nacht führten Christof Lang, langjähriger RTL Amerika-Korrespondent und derzeitiger
«Nachtjournal»-Redaktionsleiter, sowie der neue RTL-Chefredakteur Peter Kloeppel. Und was die beiden zeigten, war um längen besser, als das, was die Öffentlich-Rechtlichen veranstalteten. Wenn RTL On-Air war, bekam der Zuschauer Zahlen aus erster Hand geliefert. Wenn RTL On-Air war… Denn: Die Wahlberichterstattung wurde immer wieder von Amerika-Dokumentationen unterbrochen, während derer der Zuschauer mit kleinen Buttons am oberen rechten Bildrand vertröstet wurde. Dort fanden sich Hinweise wie „Zitterpartie in Ohio“ wieder.
Kommen wir nun zum Duell der beiden Nachrichtensender N24 und n-tv:
n-tv
Es ist eigentlich nicht verwunderlich, dass n-tv im vergangenen Monat zum ersten Mal seit Bestehen des Senders hinter die Konkurrenz aus Berlin gefallen ist. Obwohl die Sendung solide präsentiert wurde, entstand beim Zuschauen immer wieder der Zwang wegzuschalten. Werde ich hier wirklich umfassend informiert? Mir kamen Zweifel auf. Immer wieder gab es Schalten zur RTL/n-tv Wahlparty nach Berlin, auf der nach drei Uhr aber immer mehr Gäste die Türe zumachten, und zwar von außen. n-tv war an diesem Abend klar die zweitbeste Wahl, allerdings nach dem großen Rivalen N24.
N24/Sat.1
Zunächst dürfen wir gratulieren. Wer hätte noch vor einem Jahr gedacht, dass Sat.1 in Sachen Nachrichten mal die Nase vorne haben wird? Dank der Verpflichtung von Anchor Thomas Kausch ist dies aber nun so. Aus dem N24 Studio sendeten Sat.1 Informationschef Thomas Kausch, N24 Chef-Moderator Alexander Privitera und Sonderkorrespondent Dieter Kronzucker. Halbstündlich wurde mit Michel Friedman
«Klartext» geredet. Weshalb aber war der Zuschauer hier am besten informiert? Da wären zum einen die häufigen Schalten nach Amerika zu nennen. Stephan Strothe meldete sich vom Weißen Haus, Stefan Bachenheimer von der Wahlparty der Republikaner und Alexandra Carle aus Bosten, wo die Demokraten hätten feiern wollen. Besonders geschickt setzte der Sender den Ticker ein. Die Ergebnisse liefen laufend durch das Bild, neue Ergebnisse wurden groß als Eilmeldung eingeblendet. Des Weiteren wurden auch auf Ergebnisse anderer Networks verwiesen. Der Sender, der ihre Zahlen vom Partner CBS bezog, unterrichtete die Zuschauer auch, welchen Kandidaten Fox News und ABC vorne sahen. Abgerundet wurde die Sendung durch die gelungene Moderation des Trios.
Also: Ein überraschender Ausgang im Duell der TV-Sender.