Die Rückkehr des Wissensmagazins ins deutsche Fernsehen verlief sehr unspektakulär - und ist doch ein positives Signal des Senders. Zuvor hatte dieser am Vorabend Teleshopping versendet.
Infos zu «Welt der Wunder»
- zunächst zwischen 1996 und 2004 bei ProSieben gezeigt, dann von 2005 bis 2014 bei RTL II
- seit Oktober 2013 gibt es eigenen "Welt der Wunder"-Spartensender
- seit der ersten Stunde als Produzent und Moderator tätig: Hendrik Hey
- seit 2005 gibt es eigenen Innovationspreis in den Kategorien Profis und Jugend - für Menschen und Organisationen, die Wegweisendes für die Zukunft leisten
Lassen Sie es mich gleich vorweg sagen: Inhaltlich bot das Comeback von
«Welt der Wunder» am Montag kaum etwas Überraschendes, das sich von der bisherigen Ausrichtung des Formats unterschied. Die werktägliche Programmierung des Wissensmagazins, das auf eine sehr bewegte TV-Geschichte zurückblicken kann (siehe Infobox) und sich inzwischen auch fernab des linearen Fernsehens weitere Standbeine aufgebaut hat, ist vor allem ein Signal von N24, dass man seine eigentliche Ausrichtung nicht komplett zugunsten schneller und einfacher Gewinnmaximierungsstrategien aufgegeben hat. Immerhin bestückte der Nachrichtensender den durchaus prominenten Slot zwischen 19 und 20 Uhr zuvor vier Jahre lang mit «sonnenklar.tv».
Hintergrund dieser völligen inhaltlichen Kapitulation war, dass man nach der Herauslösung aus der ProSiebenSat.1-Gruppe nach verlässlichen Einnahmen strebte, die das Fortbestehen des verhältnismäßig kleinen Senders sichern sollte. Nachdem die Einzelvermarktung geglückt ist und bereits Ende 2013 die Übernahme durch die Axel Springer AG erfolgte, möchte man nun diesen Fremdkörper hinter sich lassen und stattdessen wieder auf Wissensvermittlung setzen. Hierfür wurde «Welt der Wunder» eingekauft, das erstmals in seiner Fernsehgeschichte gleich fünf Mal wöchentlich auf Sendung gehen darf. Als Moderatorin fungiert die langjährige Nachrichtensprecherin Inge Steiner, die damit auch aus ihrer Babypause zurückkehrt.
Wer sich angesichts dieser doppelten Feierlichkeit für N24 und die «WdW»-Redaktion auf ein großes Spektakel eingestellt hat, wird allerdings gleich zu Beginn der Auftaktfolge aus seinen Träumen gerissen. Steiner begrüßt das Publikum mit dem unspektakulären Satz "Es ist wieder Zeit für Welt der Wunder" und leitet anschließend ohne Umschweife zum ersten Thema über. Deutlicher kann man kaum betonen, was im Fokus des Interesses stehen soll: Die Beiträge aus dem umfassenden «Welt der Wunder»-Archiv, welche wiederum einen Schwerpunkt auf die Wissensvermittlung zu Lasten schriller Sprecher und allzu aufdringlicher Inszenierungen setzen. Es gibt in der netto gerade einmal knapp 40 Minuten umfassenden Sendung insgesamt vier Beiträge, deren Länge zwischen gut fünf und knapp 15 Minuten variieren.
Ob es angesichts dessen überhaupt einer Moderation bedarf, kann durchaus in Frage gestellt werden. Steiner ist vor jedem Beitrag sowie zur Verabschiedung am Ende der Sendung nur jeweils wenige Sekunden zu sehen, um auf das nächste Thema überzuleiten. Das Studio-Design kommt durchaus zeitgemäß daher, nimmt aber ohnehin kaum eine nennenswerte Rolle ein. Einzig in den (wenigen) Momenten, in denen lediglich Moderatorin und Studio zu sehen sind, wirkt der optische Gesamteindruck ein wenig künstlich und kalt - auch deshalb, weil Steiner darin etwas verloren scheint.
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«Welt der Wunder»-Quotenverlauf
- 2004: 2,29 Mio. / 14,1%
- 2005: 1,49 Mio. / 9,3%
- 2006: 1,23 Mio. / 7,9%
- 2007: 1,09 Mio. / 7,3%
- 2008-2011: je ca. 0,9 Mio. und 6,5%
- 2012: 0,78 Mio. / 5,9%
- 2013: 0,70 Mio. / 4,7 %
Zuschauer ab 3, MA 14-49
Ob es «Welt der Wunder» gelingen wird, das über Jahre auf diesem Sendeplatz aufgrund chronischer Substanzarmut vertriebene Publikum zurück zu gewinnen, werden die kommenden Wochen und Monate zeigen müssen. Bei RTL II litt die Sendung zuletzt unter einem kontinuierlichen Zuschauerschwund (siehe Infobox), der letztlich Ende 2013 auch zum Aus führte. Nicht gerade dankbar ist im Quotenkampf die Tatsache, dass man in direkter Konkurrenz zur ProSieben-Sendung «Galileo» ins Rennen gehen muss - welches sich allerdings in der jüngeren Vergangenheit ebenfalls nicht mehr übermächtig präsentierte. Die Beiträge der Sendung sind in jedem Fall einen Blick wert, weshalb sich N24 hier als ernstzunehmende Alternative zu «Galileo» aufstellt. Ein anderer Sendeplatz wäre aber für das Team gewiss dankbarer gewesen.