Comedy werde derzeit von einer Realness beherrscht, die aus Amerika rüberschwappt. Sein neues «Luke! Die Woche & Ich» soll sich nicht nur deshalb von der «heute-show» unterscheiden, weil der 25-jährige Luke eher unpolitisch ist, sondern auch weil seine Show ein "Wir-Gefühl" verleihen soll.
Zur Person: Luke Mockridge
Luke Mockridge moderiert seit September 2013 das Comedy-Kult-Format «NightWash» und gewann im gleichen Jahr den Comedypreis als „Bester Newcomer“. Im Oktober 2014 moderierte er die «1LIVE Köln Comedy Nacht XXL» vor 11.000 Gästen in der ausverkauften Kölner Lanxess Arena. Auf dem YouTube-Channel „Snoozzze“ veröffentlicht der Entertainer mit Joyce Ilg und Julian Weißbach seit 2014 regelmäßig witzige Clips. Aktuell ist er mit seinem Solo-Programm „I’m lucky, I’m Luke!“ auf ausverkaufter Deutschlandtour und bringt tausende begeisterte Zuschauer zum Lachen. Bekannt ist er zudem durch zahlreiche Auftritte in der ProSieben-Sendung «TV total». Herr Mockridge, am 13. März startet mit «Luke! Die Woche und ich» eine Art komödiantischer Wochenrückblick. Kaya Yanar hat beispielsweise ein ähnliches Format auf RTL, außerdem gibt es die «heute show» beim ZDF. Alle Formate laufen auch freitags. Die «RTL Freitag Nacht News» hatten einen ähnlichen Ansatz. Was wird bei Ihnen anders und neu?
Mich unterscheidet von der «heute show», dass ich mich nicht darüber aufregen werde, dass Merkel und/oder andere Politiker sich versprechen oder stolpern. Natürlich finde ich es wichtig, dass es einen satirischen Spiegel im Fernsehen gibt, aber ich bin eher unpolitisch. Ich habe ein gesundes Interesse, aber würde nicht Zähne knirschend die Morgenzeitung lesen. Mit Kaya Yanar bin ich groß geworden. «Was guckst du?» war ein geflügeltes Wort bei uns auf dem Schulhof und er ist für mich einer der genialsten Bühnenkünstler Deutschlands. Mit «Luke! Die Woche und Ich» komme nun ich. Ich stehe zwar erst vier Jahre auf der Bühne, spiele aber bis zu 280 Live-Jobs im Jahr und bekomme immer mehr eine Idee davon, wer ich sein will. Auf der Bühne, aber auch abseits.
Ich liebe es, Menschen zu unterhalten und meine Sicht der Dinge auf die Allgemeinheit loszulassen. Das Live-"Wir Gefühl", das mich mit meinen Zuschauern auf Tour verbindet, möchte ich ins Fernsehen bringen. Ich bin kein Witzeerzähler oder Zotenreisser, sondern erzähle Geschichten, habe Haltung und unterhalte gern. Da wird mit den Gästen spontan mal die Gitarre ausgepackt, sich ans Klavier gesetzt oder meine "geheime" Affinität fürs Musical ausgelebt. Dazu kommen Stand-Ups und lustige Einspieler. Da ich von der Bühne komme und die Interaktion mit dem Publikum liebe, werden vereinzelt Gäste aus dem Publikum als Kultusminister auftreten und können via Buzzer live die Sendung zensieren und einschreiten, wenn es irgendwann zu krass wird. Und krass wird es. Ich freue mich!
Es wird ihre erste eigene Show bei einem großen deutschen Privatsender. Gab oder gibt es bei den bereits genannten Formaten eine Art Vorbild für Sie, das Ihnen hilft, sich anfangs in Ihrer neuen Sendung zu orientieren?
«TV total» mit Stefan Raab ist für mich das non plus ultra. Raabigramme, Raab in Gefahr und Will Smith Ukulele Session… Leuchttürme der deutschen Fernsehunterhaltung! Wenn ich die musikalische Vielfalt von Stefan umsetzten kann, die Coolness von «HalliGalli» und den William Cohn von Böhmermann, das wäre was... Das schmeichelt mir sehr. Ich mach‘ einfach das worauf ich Bock hab‘ und lass‘ alles auf mich zukommen.
Wie beurteilen Sie aktuell die Lage der deutschen Comedy im Allgemeinen? Als Teil von «Nightwash» sind Sie ja bestens im Bilde.
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Comedy wird authentischer. Die Leute wollen mehr echte Stories hören über One Night Stands, Partynächte, Beziehungen, die über Whatsapp geführt werden, und Emoji Vertipper.
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Comedian Luke Mockridge
Comedy in Deutschland wird "cooler". Bei «Nightwash» habe ich auch als Credo durchsetzen können, dass wir keine Kunstfiguren mehr einladen, die mit Gebiss oder als genervte Putzfrau wischend auf die Bühne kommen. Junge Leute, die was zu erzählen haben, find‘ ich viel spannender. Menschen, die neue Gedanken denken und Wahrheiten aussprechen, die jeder erkannt, aber keiner so pointiert dargelegt hat. Comedy wird authentischer. Die Leute wollen mehr echte Stories hören über One Night Stands, Partynächte, Beziehungen, die über Whatsapp geführt werden, und Emoji Vertipper ("eigentlich wollte ich dir ein Kuss Smiley schicken und nicht die Kackwurst mit Augen"). Die Realness schwappt aus Amerika rüber und Leute gehen einfach so auf die Bühne. Jeans, T-Shirt, Mirko! Hammer! Deswegen feier‘ ich Carolin Kebekus extremst ab… sie ist für mich die Vorreiterin dieser neuen Bewegung!
Sie haben in ihrer Karriere bereits viele Stationen hinter sich. Sie arbeiteten bereits als Autor für «switch reloaded», sind Moderator von «Nightwash» und tourten mit ihrem Bühnenprogramm durchs Land. Welche dieser Karriereabschnitte und Jobs hat Sie am meisten geprägt?
So Alibi "Ich hab euch alle gleich lieb" das auch klingen mag: Die Mischung machts! Ich habe neben dem Studium angefangen Comedy-Texte zu schreiben und da Köln ein Dorf ist, ging das alles sehr schnell und ein Stein brachte den nächsten zum Rollen! Ich möchte auch weiterhin in allen Bereichen arbeiten. Hoffentlich darf ich noch lange in diesem Beruf arbeiten.
Wenn man Ihre Vita liest, bekommt man den Eindruck, Ihr Ziel war es schon immer, mit Ihrem Beruf Leute zu unterhalten. Wann und wie haben Sie sich für diese Karriere entschieden?
Gewusst habe ich es immer, aber ich war immer sehr schüchtern. Als ich zum Studium nach Kanada gezogen bin, habe ich gemerkt was ich wollte. Durch ein Casting für ein Musical habe ich dann die Liebe zur Bühne walten lassen. "Mach doch! Hier kennt dich keiner!" Ich habe die Rolle bekommen und bin mit der kanadischen Bühnenproduktion von "High School Musical" durchs Land getourt. Zwei Jahre später stand ich auf einer deutschen Comedybühne.
Sie sind schon recht oft an der Seite von Stefan Raab aufgetreten. Wie würden Sie ihr Verhältnis zu ihm beschreiben und wie kam der Kontakt zustande?
Köln ist ein Dorf. Die, die bei «Nightwash» gut funktionieren, sind meistens dann auch irgendwann bei Raab zu sehen. Ich wollte bei «TV total» immer etwas Besonderes machen. Ich habe daher eigene Nummern exklusiv für die Show geschrieben. Mit 13 Jahren hab ich immer heimlich «TV total» geguckt und mir vorgestellt diese Treppe runter zu laufen. Wahnsinn, als das wahr wurde. Stefan Raab und ich haben ein gutes Verhältnis. Wir teilen die Musik und sind irgendwie auf einer Wellenlänge. Mittlerweile ist alles sehr entspannt und ich hole mir oft Einschätzungen und Tipps von ihm.
Auch auf YouTube sind Sie präsent. Worin besteht der wesentliche Unterschied zwischen Ihrer YouTube-Präsenz und Ihren Auftritten im Fernsehen? Werden Sie sich durch Ihre Engagements im Fernsehen künftig etwas mehr von YouTube abwenden und warum war oder ist es Ihnen wichtig, auch bei YouTube in Aktion zu treten?
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YouTube hat immer was Kumpelhaftes und ist eine großartige Schule was Authenzität angeht
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Comedian Luke Mockridge
YouTube ist geil, weil man einfach macht und es ein fantastischer Multiplikator ist. Wir halten eine Kamera drauf und labern los, spielen kleine Sketche oder machen Scherzanrufe. YouTube hat immer was Kumpelhaftes und ist eine großartige Schule was Authentizität angeht. Ich werde immer auf beiden Plattformen vertreten sein. Der Unterschied der beiden Medien besteht für mich darin, dass Fernsehen doch mehr eine Unnahbarkeit suggeriert. YouTube hingegen passiert auf Augenhöhe. Man sitzt ja auch schon per Definition näher vor dem Computer und hat theoretisch auch die Chance zu antworten und mit Kommentaren auf Gesehenes einzugehen.
Der Comedy-Freitag bei Sat.1 war früher eines der absoluten Aushängeschilder des Senders. Zuletzt waren an diesem Abend weniger Comedy-Formate zu sehen als noch vor ein paar Jahren. «Jetzt wird’s schräg», wo auch Sie zu sehen waren, startete zuletzt jedoch zufriedenstellend. Sehen Sie sich als Teil der neuen Sat.1-Generation und wie werden Sie versuchen, den Sender zu prägen?
Bei mir steht immer Format vor Sender. Sat.1 macht gerade coole Sachen. «Jetzt wird’s schräg» ist eine Sendung, die einfach unglaublichen Spaß macht. Ich könnte stundenlang drehen und schlage oft vor, Szenen nochmals zu machen. Aufgrund meiner Auftritte bei «Jetzt wird’s schräg» sind die Verantwortlichen aufmerksam geworden und haben mich bei meinem Solo-Programm besucht. Danach war eigentlich alles klar und die Idee zu meiner Sendung wurde geboren. Mit ProSiebenSat.1 kann ich mich einfach am besten identifizieren. Das passt einfach.
«Luke! Die Woche und ich» beginnt nach «The Voice Kids». Wie passen die beiden Formate zusammen?
Unser Schriftzug ist auch rot!
(lacht) Ne, passt total! Ich bin als Host für eine solche Show mit 25 sehr, sehr jung. Es wird viel Musik bei mir geben und ich bin prinzipiell jemand, der nicht - wie andere Kollegen- von oben nach unten schlägt und sich über Dinge künstlich echauffiert. Ich liebe es ein "Wir Gefühl" zu erschaffen und Dinge positiv zu sehen. Leben macht Spaß und wir sind alle "lucky". Deswegen heißt mein Programm auch "I'm lucky, I'm Luke!".Am Ende einer Sendung muss für mich persönlich ein Plus stehen! Positiv, happy, gut drauf und lustig! Das passt zu «The Voice Kids».
Sie sind einer der Gewinner des vergangenen Fernsehjahres. Wo sehen Sie sich in, sagen wir, sieben Jahren?
Vielen Dank! Ich hoffe, dass ich in sieben Jahren immer noch das mache, worauf ich Bock habe, Spaß am Leben habe und meinen Job immer noch so liebe wie ich es jetzt tue.
Vielen Dank für das Interview.
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