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Dig it?!

Unter großem Bohei startete diese Woche «Dig», eine neue Mystery-Serie, bei USA Network. Nach dem Piloten fragt man sich vor allem eines: Was genau hat man da gerade gesehen?

Cast & Crew

  • Produktion und Executive Producer: Universal Cable Producitons
  • Schöpfer: Gideon Raff und Tim Kring
  • Schauspieler: Jason Isaacs, Anne Heche, Melinda Page Hamilton, Alison Sudol, David Constabile, Lauren Ambrose, Ori Pfeffer, Regina Taylor u.v.m.
FBI Special Agent Peter Connelly hat es nach Jerusalem verschlagen. Er will dort einen amerikanischen Palästinenser festnehmen, der in den USA den Sohn eines einflussreichen Senators ermordet und ein unersetzliches, steinaltes Artefakt entwendet hat. Doch vor Ort stehen ihm größere Auseinandersetzungen mit den israelischen Behörden bevor als erwartet: Denn der Mann ist auch in Israel straffällig geworden.

Um jede Menge lautstarke Auseinandersetzungen, eine Verfolgungsjagd und ellenlanges Kompetenzwirrwarr in der amerikanischen Botschaft abzukürzen: Die israelischen Behörden sind schneller und fassen den Mann, erklären sich später aber zur Kooperation bereit.

Connelly trifft derweil auf eine rothaarige junge Frau, der er an allerhand mystische Orte in der geheimnisvollen Stadt folgt und die ihn an seine verstorbene Tochter erinnert. Sie erzählt ihm, dass sie im Team eines weltberühmten Archäologen an der Ausgrabung eines uralten Artefakts arbeitet, dessen Entdeckung die Weltgeschichte für immer verändern könnte.

Am nächsten Morgen wird es noch mysteriöser: Connelly erfährt in der Botschaft, dass sie irgendwann in der vergangenen Nacht ermordet worden ist. Er besteht darauf, seinem Gegenpart bei den israelischen Ermittlungsbehörden bei dem Fall zu helfen.

Währenddessen wird irgendwo in der Wüste von New Mexico ein Junge unter höchst seltsamen Umständen in einem Hochsicherheitsgebäude festgehalten. Dort muss er in unangenehm kahlen Räumen hausen, die er nicht verlassen darf. Manchmal hört er Stimmen. Als er flieht, verfolgen ihn seine Bewacher und erschießen ihn, weil er die Erde berührt und dadurch seine Reinheit verloren habe.

In Norwegen wird derweil ein Kalb geboren, das in einer alten Prophezeiung beschriebene Eigenschaften aufweist. Eine Gruppe orthodoxer Juden, die ebenfalls sehr Mystisches im Schilde zu führen scheint, will es unter strenger Geheimhaltung nach Jerusalem transportieren.

Klingt schräg? Dieser Eindruck täuscht nicht. Denn „schräg“ beschreibt den Piloten von «Dig» wohl mit am besten. Für Co-Creator Tim Kring, der die Serie zusammen mit «Homeland» und «Hatufim»-Erfinder Gideon Raff entwickelte, ist das nicht neu. Man denke an seine «Heroes» oder das kurzlebige «Touch». Doch was das permanente Im-Dunkeln-Halten des Zuschauers und das alles durchdringende Einhüllen in einen undurschaubaren Mystizismus angeht, spielt «Dig» nochmal in einer anderen Liga. Es ist zwar nicht sonderlich schwer, den Plots zu folgen. Doch man versteht beim besten Willen nicht, was das alles soll.

Vielleicht ist das aber der falsche Blickwinkel. Vielleicht muss man sich dieser Serie anders nähern und sich von vornherein bewusst sein, dass eine befriedigende Auflösung nach den zehn geplanten Folgen womöglich nur Wunschdenken ist, dass die Prophezeiung nun mal Prophezeiung ist und man nie wirklich Genaues erfahren wird. Dass – wie damals bei «Lost» – der Weg das Ziel ist. Es soll ja Zuschauer geben, die das abkönnen.

Für Gideon Raff, der sich durch seine hoch politischen Stoffe einen Namen gemacht hat, sind das freilich ganz neue Töne. Denn politisch wird es in «Dig» nur ganz am Rande: Die Reibereien zwischen den israelischen und amerikanischen Behörden mag man gerne allegorisch für den Knatsch interpretieren, den es zwischen den USA und Israel trotz freilich exzellenter Beziehungen manchmal geben mag. Dass die Archäologentruppe einen Teil ihrer Grabungen einstellen musste, weil sie sich zu nah an den Tempelberg buddelten, verdeutlicht Jerusalems besonderen Status als ein Heiligtum für Christen, Juden und Moslems. Doch Jerusalem ist in «Dig» in erster Linie ein mystischer und kein politischer Ort. Sicherlich eine valide Auffassung und ein sehr interessanter Blickwinkel.

Und obwohl «Dig» durchaus interessante Plots erzählt und mit tollen Schauspielern erstklassig inszeniert ist, bleibt nach dem Piloten ein sehr seltsames Gefühl: Die Frage, was man da eigentlich gerade gesehen hat.
08.03.2015 12:43 Uhr Kurz-URL: qmde.de/76797
Julian Miller

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Tags

Dig Hatufim Heroes Homeland Lost Touch

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