Ein beliebtes Vorurteil in Deutschland besagt, dass amerikanische Stars keinen Spaß verstehen. Doch wer das US-Fernsehen kennt, weiß, dass da nichts dran ist.
Amerikanischen Stars wird vor allem in Deutschland gerne nachgesagt, dass sie und ihre Manager keinen Spaß verstehen würden: Bei «Wetten, dass..?» konnte Gottschalk die Minuten zählen, bis von hinter der Bühne „Get her outta there!“ geschrien wurde. Von der Anekdote mit Tom Hanks und dem Sack hüpfenden Markus Lanz ganz zu schweigen – auch wenn damals vom Gros der deutschen Presse
sehr viel fehlinterpretiert wurde.
Wer das US-Fernsehen kennt, weiß ohnehin, dass diese Behauptung völlig kappes ist. Wozu sich Tom Hanks bei seinen bisher acht «Saturday-Night-Live»-Besuchen so hat hinreißen lassen, übersteigt bei weitem die zum Bonmot gewordene Katzenmütze. Der Grund für die leichte Irritation in deutschen Shows dürfte in den meisten Fällen
fehlende oder unzureichende Kommunikation gewesen sein.
In Amerika scheinen die Absprachen zwischen der Produktion und ihren prominenten Teilnehmern, die sich für ein paar Späßchen hergeben sollen, jedenfalls besser zu funktionieren. Bei der neuen Hidden-Camera-Show «Repeat after me» zum Beispiel, die seit kurzem bei ABC läuft und von Wendi McLendon-Covey moderiert wird. Das Konzept ist einfach: Prominente legen Otto-Normal-Amis mit ihrem exzentrischen bis geistesgestörten Verhalten rein, das ihnen McLendon-Covey klandestin ins Ohr diktiert. Von Weltstars wie Justin Bieber bis zu immerhin in den USA sehr bekannten Namen wie Randy Jackson und Sarah Hyland war schon alles dabei.
Hyland gab die egozentrische junge Schauspielerin, die eine Französischlehrerin engagieren wollte und dabei keine Gelegenheit ausließ, sie beim Vorstellungsgespräch mit ihrem geltungsbedürftigen Gehabe zu irritieren. Bieber wollte von einer Seniorin das Bowlen beigebracht bekommen und stellte sich zur allgemeinen Belustigung dabei so doof an wie zehn Meter Feldweg. Michael Bolten zweckentfremdete in einem Supermarkt eine Banane als Telefon und erntete völlig verdatterte Blicke der Passanten. Und so weiter und so fort.
Das ist kein neues Phänomen, sondern nur eines von vielen Beispielen:
Ellen DeGeneres zimmert aus der Mitmach-Freude an absurden Spielchen ihrer Gäste seit Jahren ganze Sendestrecken am Nachmittag. Von der Late-Night ganz zu schweigen: Dort ist das nicht selten genauso ein essentieller Bestandteil des Sendungsablaufs.
Warum sie in Deutschland zurückhaltender sind? Das könnte viele Ursachen haben. Wahrscheinlich, weil sie sich oft schlicht überrumpelt fühlten. Doch das gängige Vorurteil, die amerikanischen Stars (und ihre Manager) seien für keinen Spaß zu haben, ist unhaltbar. Zumindest in Amerika.