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Die Kritiker: «Polizeiruf 110: Sturm im Kopf»

Das Rostocker Team sorgt mit «Polizeiruf 110: Sturm im Kopf» für einen spannenden Fall zwischen Realismus und kinetischer Wirkung.

Cast und Crew

  • Regie: Christian von Castelberg
  • Drehbuch: Florian Oeller
  • Darsteller: Anneke Kim Sarnau, Charly Hübner, Christian Friedel, Andreas Guenther, Josef Heynert, Uwe Preuss, Fanny Staffa, Hilmar Eichhorn, Ole Schloßhauer, Pheline Roggan, Marie Leuenberger, Hansjürgen Hürrig
  • Kamera: Martin Farkas
  • Schnitt: Dagmar Lichius, Antja Zynga
  • Musik: Eckart Gadow
Auf einem brachliegenden Werftgelände wird eine Leiche entdeckt, die der Polizei aus sogleich zweierlei Gründen ins Auge sticht. Da wäre zunächst der außergewöhnliche Umstand, dass sie ganze vier Kopfschüsse aufweist. Zudem handelt es sich beim Opfer um nicht irgendjemanden, sondern um Achim Hiller, den Chef der Hilgro Wind AG. Während die Kommissare Katrin König und Alexander Bukow ihre Ermittlungsarbeit aufnehmen, macht in Rostock ein verwirrter, musizierender Mann auf sich aufmerksam. Dieser behauptet, nicht zu wissen, wer er ist und was er in den vergangenen Stunden getan hat – allerdings zeigt er sich vollstens davon überzeugt, kürzlich jemanden erschossen zu haben. Da seine Hand Schmauchspuren aufweist, nehmen die Polizisten seine Aussagen ernst. Allerdings finden sie kein Motiv, so dass sie mutmaßen, dass sich hinter der Ermordung Hillers mehr verbirgt …

Der elfte «Polizeiruf 110» mit dem Rostocker Team lässt Charly Hübners Figur weiter die soziale Leiter hinunterfallen: Nachdem er während seines vorherigen Einsatzes seinen Kollegen Thiesler (vermeintlich aus Versehen) anschoss, fällt er in ein emotionales Loch, trudelt orientierungslos zurück zu seinem Vater und fühlt sich nahezu ununterbrochen missverstanden. Einzig Katrin König zeigt einen Funken Verständnis für Bukows Lage, der vor dem fraglichen Unfall erfahren hat, dass Thiesler eine Affäre mit Bukows Gattin hat. Vielleicht ist König daher so nachsichtig, weil auch ihre Karriere dunkle Passagen aufweist, an die sie neuerdings mit Nachdruck erinnert wird. Diese Subplots über die Sorgen des zentralen Ermittlerduos sind gut konstruiert – und vertiefen nicht allein die Charaktere Königs und Bukows, sondern fließen auch thematisch clever in den eigentlichen Kriminalfall ein, wodurch sie den Gesamteindruck dieser Episode verstärken.

Regisseur Christian von Castelberg und Drehbuchautor Florian Oeller denken in diesem Neunzigminüter außerhalb der «Polizeiruf 110»-Norm und entfalten eine Kriminalgeschichte, die gleichermaßen mit psychologischen Elementen spielt wie auch mit – wenngleich nicht all zu spitzen – Seitenhieben auf die unerhörte Macht, die Politiker und Wirtschaftsbosse haben. Dem allein schon aufgrund der Spannungen im Revier und der privaten Probleme unkonzentrierten Team werden im Laufe des Falls durch Intrigen und Korruption mehr und mehr die Hände gebunden. Doch daher brodeln auch (teils schlecht) versteckte Aggressionen hoch, bis sich im intensiven Finale alle Gefühle entladen.

Der verwirrte Unbekannte, der sich für einen Mörder hält, wird derweil durch den titelgebenden Orkan in seinem Kopf gehemmt. Christian Friedel, bereits bestens aus Michael Hanekes «Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte» bekannt und demnächst im Kinofilm «Elser – Er hätte die Welt verändert» brillierend, schafft es, zugleich verletztlich und geheimnisvoll zu sein, und so der Täter- beziehungsweise Motivsuche eine emotionale Seite zu geben. Dass von Castelberg die Verwirrtheit des Musikanten ebenso wie den Strudel aus Machtspielen und die Ohnmacht der Ermittler mit einer kinetischen, wuchtigen Bildsprache verdeutlicht, macht die Sache dann erst richtig rund. Somit besticht «Polizeiruf 110: Sturm im Kopf» mit einer authentischen Figurenzeichnung und realistisch-spannender Stimmung, aber auch durch eine mitreißende, filmische Inszenierung. Nun hätte nur noch die Aufklärung des Mordes nicht ganz so stürmisch erfolgen müssen …

«Polizeiruf 110: Sturm im Kopf» ist am 1. März 2015 ab 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.
27.02.2015 12:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/76607
Sidney Schering

super
schade


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Das weiße Band Eine deutsche Kindergeschichte Elser Elser – Er hätte die Welt verändert Er hätte die Welt verändert Polizeiruf 110 Polizeiruf 110: Sturm im Kopf Sturm im Kopf

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