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The Ones you Love to Hate...

«Empire» ist einer der größten Hits der aktuellen Season in den USA. Die Serie hat einige dramaturgische Besonderheiten:

Lucius Lyon ist der Gründer und Geschäftsführer von Empire Entertainment, einer der erfolgreichsten Plattenfirmen Amerikas. Er ist hinterlistig, homophob, rachsüchtig. Als ihm ein langjähriger Weggefährte, der Cousin seiner Ex-Frau, in die Quere kommt, knallt er ihn kaltblütig ab und vertuscht seine Tat.

Seine Ex-Frau heißt Cooky und ist gerade nach siebzehn Jahren aus der Haft entlassen worden. Sie saß wegen umfangreicher Drogengeschäfte und hatte mit dem Erlös ihrer illegalen Umtriebe Lucius‘ Unternehmen hochgezogen. Jetzt will sie ihren Teil vom Kuchen – und geht dabei ähnlich hinterlistig und rachsüchtig vor wie ihr Ex-Mann.

Der älteste Sohn von Lucius und Cooky heißt Andre und führt die kaufmännischen Geschäfte von Empire Entertainment. Auch er fällt primär durch sein unablässiges Intrigieren auf: Nachdem sein Vater seinen drei Söhnen klar gemacht hat, dass er in Bälde entscheiden wird, wer von ihnen Empire übernehmen soll, ist Andre jedes Mittel recht, um seine beiden Brüder auszustechen.

Tatkräftige Hilfe erhält er dabei von seiner machtgierigen Frau Rhonda.

Andres jüngster Bruder Hakeem fällt derweil hauptsächlich durch seine promiskuitiv-misogynen Züge auf, sein überkommenes Geschlechterrollenbild, sein nicht selten passiv-aggressives Verhalten. Vor allem, wenn er gesoffen hat und randaliert.

All diese Figuren haben eine Gemeinsamkeit: ihre zahlreichen negativen Eigenschaften, ihre vielen unsympathischen Charakterzüge und Verhaltensweisen, die es schwer machen, mit ihnen empathisch zu sein. Um sie dreht sich die neue FOX-Serie «Empire», die im Januar in den USA anlief und schnell zu einem der erfolgreichsten Neustarts der Saison avancierte. Woche für Woche steigen die Zuschauerzahlen.

Dabei gibt es mit Jamal Lyon, dem schwulen Sohn von Lucius, dessen sexuelle Orientierung ihn in der diesbezüglich reaktionären afroamerikanischen Familie zum Außenseiter macht, nur eine Figur, die arm an negativen Eigenschaften ist.

Das ist in mehrerlei Hinsicht interessant: Schließlich ist Likeability bei «Empire» so rar gesät wie in kaum einer anderen Network-Produktion. Sind deswegen die Geschichten vielleicht spannender und bewegen mehr Zuschauer zum Einschalten? Eine Marktlücke neben den zahlreichen auf Empathie, Identifikation und Likeability getrimmten Serien, die zumeist großen Wert auf positiv besetzte Charaktere legen?

Gerade in Deutschland wird Drehbuchautoren, die einen gewissen Grad an kommerziellem Erfolg anstreben, prinzipiell dazu geraten, trotz aller im Plot inhärenten Konflikte positiv angelegte Figuren zu erschaffen, die zu Identifikation und Empathie einladen, oder zumindest auf eine allzu zentrale Überbetonung des Abstoßenden, des prinzipiell Unsympathischen zu verzichten. «Empire» zeigt gerade, dass zumindest auf dem amerikanischen Markt auch das Gegenteil funktioniert: eine Serie um Figuren, deren zahlreiche unsympathische Eigenschaften zwar stimmig in den dramaturgischen Gesamtkontext eingebettet sind, die aber – bis auf wenige Ausnahmen – nicht dazu einladen, als Zuschauer Partei für sie zu ergreifen.

Intrigiert wurde in amerikanischen Serien natürlich schon immer gerne. Das an sich ist nicht neu. Man denke da an JR Ewing, der seiner Familie in «Dallas» vierzehn Staffeln lang das Leben schwer gemacht hat. Doch meist gibt es bei solchen Stoffen einen starken, liebenswürdig gezeichneten Gegenpol. Man denke da an Bobby Ewing und seine knuffige Frau Pamela. In «Empire» findet sich – bis auf das Middle Child Jamal – keine solche Figur. Und trotzdem funktioniert die Serie nicht nur inhaltlich hervorragend, sondern sie findet noch dazu breiten Anklang beim Publikum. Sometimes the ones you love to hate are the ones you like to watch the most.
06.02.2015 12:30 Uhr Kurz-URL: qmde.de/76176
Julian Miller

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360 Grad Dallas Empire

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