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Der TV-Markt im Januar: ZDF trotzt der Dschungel-Euphorie

Erwartungsgemäß legte RTL dank seiner «IbeS»-Programmierung deutlich zu, doch gegen die Mainzer war abermals kein Kraut gewachsen. Die übrigen Sender verloren fast ausnahmslos.

Der ganz große Quotengigant war «Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!» in diesem Jahr nicht: Nur vier von 16 Folgen überschritten die Sieben-Millionenmarke. Die höchste Reichweite verzeichnete der Staffelauftakt mit 7,50 Millionen Fernsehenden, nachdem im Vorjahr noch bis zu 8,60 Millionen dabei gewesen waren. Damals erreichten übrigens noch sämtliche Folgen sieben Millionen Menschen oder mehr. Zweistellige Reichweiten blieb auch diesmal wieder dem «Tatort» vorbehalten, der am Sonntagabend auf bis zu 10,67 Millionen Menschen gelangte. Allerdings kam von der Krimireihe diesmal auch nur eine einzige Ausgabe auf mehr als zehn Millionen Interessenten. Die Marktanteile lagen zwischen 22,8 und 28,5 Prozent - und damit aufgrund der deutlich prominenteren Sendezeit um 20:15 Uhr klar unter dem «IbeS»-Bestwert. Sehr erfolgreich war auch die Free-TV-Premiere von «James Bond 007 - Skyfall» mit 7,79 Millionen Zuschauern und 24,0 Prozent.

In der werberelevanten Zielgruppe waren die RTL-Übertragungen aus dem australischen Regenwald aber unangefochtene Spitzenreiter. Gleich vier Folgen sahen mehr als vier Millionen Menschen - das schaffte keine andere Ausstrahlung in diesem Monat. Entsprechend beeindruckend fielen auch die Marktanteile mit bis zu 45,7 Prozent aus, gleich sieben Folgen knackten die Marke von 40 Prozent. Fernab der RTL-Dominanz erreichte die Premiere des WM-Films «Die Mannschaft» mit 28,7 Prozent bei 3,56 Millionen den höchsten Marktanteil des Monats, auch «Skyfall» und gleich vier «Tatort»-Ausstrahlungen lagen deutlich oberhalb der 20-Prozent-Marke zur Primetime. Bei den übrigen Privatsendern gelang dieses Kunststück ansonsten nur «Schlag den Raab» mit tollen 21,5 Prozent bei 1,91 Millionen jungen Zuschauern. Beim Gesamtpublikum gingen 3,08 Millionen Fernsehende mit nicht minder beeindruckenden 13,1 Prozent einher. Bei den drei kleinen Sendern kam nicht eine einzige Primetime-Sendung auf einen zweistelligen Marktanteil.


Alle Zuschauer (Januar 2015)


ALLE ZUSCHAUER (JANUAR)
11,3
11,5
14,2
12,7
11,2
9,5
3,6
3,9
5,0
5,1
7,6
8,0
5,1
5,5
3,5
3,5
Marktanteile in %  |  Januar 2015 ggü. Dezember 2014

Wer im Vorfeld gedacht hatte, dass RTL in seinem Dschungel-Monat eventuell mal wieder ein Wörtchen um den Gesamt-Sieg mitreden könnte, wurde eines Besseren belehrt: Das ZDF ließ der Konkurrenz mit beeindruckenden 14,2 Prozent keinerlei Chance und verzeichnete sogar den stärksten Wert seit den WM-Monaten Juni und Juli, als sogar 17,6 bzw. 14,8 Prozent auf dem Papier standen. Im letzten Drittel des vergangenen Kalenderjahres erreichten die Mainzer verlässlich zwischen 12,3 und 12,7 Prozent. Im Gegensatz hierzu kam der öffentlich-rechtliche Mitbewerber Das Erste erneut nicht über mäßige 11,3 Prozent hinaus und knüpfte damit an das unbefriedigende Niveau der vergangenen Monate an, als jeweils auch nur zwischen 11,1 und 11,8 Prozent möglich waren. Erst auf Rang drei folgte RTL, das mit 11,2 Prozent immerhin den besten Wert seit Oktober verzeichnete - damals kamen 11,5 Prozent zustande. In den restlichen drei Monaten der bisherigen TV-Saison hatten sich die Kölner mit mauen 9,5 bis 10,7 Prozent zu begnügen.

Weiter hinten musste sich Sat.1 wieder von diversen Zuschauern trennen und gelangte gerade einmal noch auf 7,6 Prozent Marktanteil. Damit verfehlte man erstmals seit den WM-Monaten wieder die Acht-Prozentmarke und kann sich beim Juni vergangenen Jahres bedanken, dass man nicht sogar einen Quoten-Flop von historischem Ausmaß hinzunehmen hatte: Damals lief es mit 7,2 Prozent noch etwas schlechter, ansonsten kamen seit 2003/04 (seither liegen uns verlässliche Monats-Durchschnittswerte vor) stets mindestens 7,7 Prozent zustande. Aber auch für ProSieben lief es angesichts von nur 5,1 Prozent diesmal sicher nicht nach Maß. Gegenüber den 5,5 Prozent des Dezembers ging es noch einmal deutlich bergab, die Saison-Tendenz zeigt zudem kontinuierlich abwärts: Im September hatten noch 5,9 Prozent das Programm verfolgt.

Auch die Programmverantwortlichen der kleineren Sender wurden nicht verschont, vor allem RTL II hatte mit nur noch 3,6 statt 3,9 Prozent deutliche Abschläge hinzunehmen. Zuvor war man sehr verlässlich fünf Monate lang auf 3,9 bzw. 4,0 Prozent gekommen. VOX gab nur leicht auf 5,0 Prozent ab, war dafür aber bereits im Dezember klar von 5,4 auf 5,1 Prozent abgerutscht. Ähnlich sah es bei kabel eins aus, wo man sich mit 3,5 Prozent konstant hielt - nachdem im Vormonat aber ein Verlust von 0,3 Prozentpunkten zu Buche gestanden hatte.

Lohnenswert ist gerade diesmal auch ein Blick auf die Werte des Januars 2014, wo RTL ähnlich wie diesmal mit «DSDS», «Der Bachelor» und «IbeS» drei große Shows gestartet hatte. Damals kamen noch wesentlich bessere 12,8 Prozent zustande, das ZDF gelangte auf 13,4 Prozent und Das Erste auf 11,7 Prozent. Die kleineren Kanäle liefen damals noch ausnahmslos stärker. Dies schlug sich auch auf die Gesamt-Bilanz der "Big Eight" nieder, die mit 61,5 Prozent erneut deutlich hinter den 63,8 Prozent des Vorjahres-Januar zurückblieben. Immerhin: Nach den historisch schlechten 59,7 Prozent im Dezember ging es wieder ein wenig bergauf.


14- bis 49-Jährige (Januar 2015)


14- BIS 49-JÄHRIGE (JANUAR)
6,3
6,5
6,6
6,4
15,7
12,2
5,9
6,1
6,6
6,7
9,0
9,8
10,6
11,0
5,0
5,1
Marktanteile in %  |  Januar 2015 ggü. Dezember 2014

Durchatmen bei RTL: Die Pflicht hat man erfüllt. Nach den abermals richtig miesen 12,2 Prozent im Dezember verbesserten sich die Kölner um dreieinhalb Prozentpunkte auf 15,7 Prozent, womit der mit Abstand stärkste Saison-Wert verzeichnet wurde. Im Oktober gelangte man auf 14,6 Prozent, ansonsten wurden nie mehr als 13,4 Prozent erreicht. Einen kleinen Wermutstropfen hatten die Verantwortlichen allerdings trotzdem hinzunehmen, denn die vor Jahresfrist verzeichneten 17,5 Prozent wurden bei weitem nicht erreicht. In dieser Hinsicht konnte der ärgste Mitbewerber ProSieben noch recht zufrieden sein, wo 10,6 Prozent möglich waren - im Januar 2014 waren es kaum bessere 10,8 Prozent. Dennoch wurde das schwächste Saison-Ergebnis erreicht, nachdem man zuvor schon von September bis Dezember kontinuierlich von 11,8 auf 11,0 Prozent abgab.

Deutliche Verluste schlugen für Sat.1 zu Buche, wo statt 9,8 Prozent nur noch 9,0 Prozent generiert wurden. Zur Ehrenrettung des Senders sollte jedoch angemerkt werden, dass er zuletzt dreimal in Folge nur um Haaresbreite an der Zweistelligkeit scheiterte und im Vergleichsmonat 2014 noch schwächere 8,8 Prozent verzeichnete. Etwas mehr Fantasie brauchen hier schon VOX und RTL II, um sich ihre jeweiligen Ergebnisse schönzureden. Zwar fielen die Verluste gegenüber dem Vormonat jeweils nur moderat aus, allerdings waren schon die Dezember-Zahlen alles andere als zufriedenstellend. Insofern dürften die 6,6 bzw. 5,9 Prozent ganz gewiss nicht im Sinne der Verantwortlichen sein.

Erstaunlich war die Performance des ZDFs, das offenkundig keinerlei Probleme mit dem wiedererstarkten RTL hatte und mit 6,6 Prozent sogar den stärksten Saison-Wert verzeichnete. Besser lief es für die Mainzer zuletzt zur Zeit der Fußball-WM, zwischen August und November hatte man sogar in drei von vier Fällen mit Werten unterhalb der Sechs-Prozentmarke Vorlieb nehmen müssen. Das Erste gab hingegen deutlich nach und musste mit 6,3 Prozent sogar den schwächsten Wert seit Oktober hinnehmen. Fernab jeder Wettbewerbsfähigkeit war kabel eins, das mit 5,0 Prozent erschreckend schlecht abschnitt. Vom Juni 2014 (damals sahen 4,8 Prozent zu) abgesehen muss man schon bis ins Jahr 2006 zurückblicken, um einen Wert unterhalb von fünf Prozent ausfindig zu machen. Diesmal wäre es beinahe abermals geschehen.

Und die Gesamtbilanz? Die war erneut nicht wirklich erbaulich. Gegenüber dem historischen Tiefstwert von nur noch 63,8 Prozent legten die großen Sender zwar wieder klar auf 65,7 Prozent zu, verschlechterten sich gleichzeitig allerdings gegenüber dem Vorjahres-Januar (68,2 Prozent) erheblich. Noch vor zwei Jahren waren regelmäßig an die 70 Prozent möglich.


Alle Zuschauer (Fernsehjahr)


ALLE ZUSCHAUER (FERNSEHJAHR)
11,4
12,1
12,8
12,9
10,6
11,0
3,9
4,0
5,3
5,3
8,2
8,2
5,6
5,7
3,7
3,8
Marktanteile in %  |  Sep. 2014 – Jan. 2015 ggü. Sep. 2013 – Mai 2014

Auch in dieser Saison gibt das ZDF wieder den Takt auf dem deutschen TV-Markt vor. Mit derzeit 12,8 Prozent knüpft man nahtlos an die 12,9 Prozent der Vorsaison an, während die Verfolger recht klare Einbußen hinzunehmen haben. Mit derzeit gerade einmal 11,4 Prozent sieht es immer mehr so aus, als würde Das Erste seinen bisherigen Tiefstwert von 11,8 Prozent unterbieten. An die im Vorjahr erreichten 12,1 Prozent wird man jedenfalls aller Voraussicht nach nicht anknüpfen können. Weiterhin rückläufig ist auch das Interesse am RTL-Programm, im Saison-Schnitt kommen aktuell gerade einmal 10,6 Prozent statt der immerhin 11,0 Prozent zuletzt zustande. Nachdem nun auch noch das Dschungelcamp vorbei ist, wird es in den noch kommenden vier Monaten umso schwerer fallen, die Werte aufrecht zu erhalten.

Sat.1 bleibt weiterhin meilenweit von der Zweistelligkeit entfernt, die miesen 8,2 Prozent des Vorjahres werden wohl in etwa bestätigt werden. Auch ProSieben sollte sich nach dem Abwärtstrend der vergangenen Monate hüten, nicht in eine Abwärtsspirale zu geraten. Nach derzeitigem Stand würde man mit 5,6 Prozent die zuletzt erreichten 5,7 Prozent allerdings nur ganz knapp verfehlen. Auch bei VOX sieht es derzeit nicht danach aus, als könne man sich nach miesen 5,3 Prozent zuletzt wieder rehabilitieren. In der Vorsaison hatte man einen halben Prozentpunkt abgeben müssen, derzeit sieht es sehr nach Stabilisation aus - oder nach Stagnation, je nach persönlicher Interpretation. Leichte Verluste um jeweils 0,1 Prozentpunkt müssen nach aktuellem Stand die beiden kleinsten Großen, also RTL II und kabel eins, hinnehmen.


14- bis 49-Jährige (Fernsehjahr)


14- BIS 49-JÄHRIGE (FERNSEHJAHR)
6,4
6,8
6,1
6,3
13,8
14,2
6,3
6,7
7,0
7,1
9,6
9,4
11,3
11,4
5,6
5,6
Marktanteile in %  |  Sep. 2014 – Jan. 2015 ggü. Sep. 2013 – Mai 2014

Auch bei den jüngeren Zuschauern ist die Liste an Saison-Gewinnern arg begrenzt. Nach derzeitigem Stand wäre es ausgerechnet das zuvor jahrelang so krisengeschüttelte Sat.1, das leicht von 9,4 auf 9,6 Prozent zulegen könnte. An der Spitze wird allerdings RTL verbleiben, das momentan einen Verlust von etwa einem halben Prozentpunkt auf 13,8 Prozent verarbeiten muss. Damit schrumpft der Vorsprung auf ProSieben weiter, denn in Unterföhring kann man sich über recht stabile 11,3 Prozent freuen. Das ganze Ausmaß des schrittweisen RTL-Abstiegs offenbart sich allerdings noch viel deutlicher, wenn man die aktuellen Werte mit jenen vergleicht, die noch vor vier Jahren erzielt wurden. Damals beendete der Kölner Privatsender die Saison mit grandiosen 19,2 Prozent Marktanteil, ProSieben kam auf 11,5 Prozent - lag also fast acht Prozentpunkte entfernt. Mittlerweile ist man bei etwa zweieinhalb Prozentpunkten Differenz angekommen.

Und wie sieht es bei den kleineren Sendern aus? Zum klar überwiegenden Teil alles andere als gut. VOX ist inzwischen auf 7,0 Prozent zusammengeschrumpft, nachdem 2013/14 schon nur 7,1 Prozent möglich waren. Mitte 2013 durften sich die Programmverantwortlichen noch über tolle 7,9 Prozent freuen. RTL II hielt sich damals noch konstant bei 6,7 Prozent, wird aber dafür in dieser Saison mit aktuell nur 6,3 Prozent abgestraft. Bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten liegt zwar Das Erste mit 6,4 Prozent noch leicht vor dem ZDF, das nur auf 6,1 Prozent verweisen kann. Da man allerdings zuvor noch 6,8 Prozent vorweisen konnte, zeigt die Erfolgskurve auch eher nach unten. Und bei kabel eins muss man allmählich aufpassen, nicht in die Bedeutungslosigkeit abzurutschen. Gerade einmal noch 5,3 Prozent verzeichnet der Sender nach fünf von neun Monaten der Saison, zuletzt waren immerhin noch 5,6 Prozent möglich.
01.02.2015 09:19 Uhr Kurz-URL: qmde.de/76058
Manuel Nunez Sanchez

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