Warm anziehen – es ist Dschungel-Zeit. Die RTL-Konkurrenz fürchtet die zwei Wochen im Januar. Zu recht?
Wenn der Dschungel nur wieder vorbei ist – das haben sich in den vergangenen Tagen etliche Programmmacher gedacht und ganz besonders die in Unterföhring und Berlin. Die eigentliche Live-Sendung von
«Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!» beschert dem Kölner Privatsender im Abendprogramm um die 40 Prozent Marktanteil, wird regelmäßig auch im Gesamtmarkt Tagessieger. Die Ereignisse im Dschungel werden darüberhinaus intensiv im restlichen RTL-Programm begleitet. Im Kölner Sendezentrum gibt es ein extra Dschungel-Studio, aus dem Teile der Magazine von «Guten Morgen Deutschland» und «Punkt 12» kommen.
Die positive Strahlkraft der C-Promi-Show ist unbestritten. RTL wird den Januar mit etwa fünfzehneinhalb Prozent Marktanteil in der klassischen Zielgruppe abschließen. Am Dienstag kratzte man sogar an der 20-Prozent-Marke. Nimmt man 15,5 Prozent als wahrscheinlichen Wert bei den 14- bis 49-Jährigen im Januar, so wäre dies eine Steigerung um 3,3 Prozentpunkte. Diese kommen natürlich von der angeschobenen Primetime – was aber ist dran an der Vermutung, dass auch die RTL-Magazine enorm profitieren?
Das ist aber nicht ohne Ausnahmen korrekt.
«Punkt 12» legte in den vergangenen Wochen in der Tat zu; um zwischen zwei und drei Prozentpunkte. Und da lässt sich durchaus ein Zusammenhang mit dem Dschungel herstellen. Als die Kölner vergangenen Freitag um kurz vor zwölf Uhr ankündigten, dass ein Star freiwillig gegangen sei, den Namen aber erst 100 Minuten später verrieten, wurde mit 21 Prozent bei den Umworbenen die beste Quote der Dschungel-Zeit gemessen. Das von Katja Burkard moderierte Mittagsmagazin, das zwischen 12 und 14 Uhr auf Sendung geht, kam seit Dschungel-Start auf 19,7 Prozent Marktanteil. 20,8 und 20,7 Prozent wurden zu Beginn dieser Woche ermittelt.
«Guten Morgen Deutschland» hingegen profitiert nicht in dieser Form von den Promis im australischen Busch. Die zweieinhalbstündige Morgensendung, die um 6 Uhr beginnt, landete vergangenen Donnerstag und Freitag sogar unter der 12-Prozent-Marke bei den Jungen, lag an diesen beiden Tagen gleichauf mit dem
«Frühstücksfernsehen» von Sat.1. Mit 13,2 Prozent in der ersten Dschungel-Woche und 14,4 Prozent in der zweiten gab es durch «Ich bin ein Star» keine Zugewinne.
Das Morgenmagazin erreichte im November und Dezember 2014 durchschnittlich 14,4 Prozent – liegt also im Dschungel-Zeitraum sogar unter den üblichen Ergebnissen. Das Konkurrenzprodukt von Sat.1, das «Frühstücksfernsehen», nutzte die „Dschungel-Schwäche“ am Morgen nicht. Im Vergleich mit dem Zeitraum Ende 2014 verlor die aus Berlin kommende Sendung ebenfalls – und zwar etwa 0,5 Prozentpunkte bei den Werberelevanten. Erkennbar ist aber, dass sich das Format vor allem in der zweiten Dschungel-Woche schwerer tat. Holte die viereinhalbstündige Sat.1-Livesendung am Montag, 19. Januar, zum Beispiel fast 16 Prozent bei den Werberelevanten, waren es diesen Dienstag und Mittwoch nur noch 11,3 und 11,6 Prozent. Mit im Schnitt fast 13 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen gelang es RTL aber nicht, die Morgenshow unter den Sat.1-Schnitt zu drücken.
Fazit: Der Erfolg von «Ich bin ein Star» tut den RTL-Quoten fraglos sehr gut. Und mit steigendem Diskussionsstoff (vor allem in der zweiten Woche) profitierten auch die Magazine der Kölner zunehmend. Womöglich wäre dieser Trend noch extremer, hätte in Australien in den ersten Tagen nicht gähnende Langeweile geherrscht. Dass es die Konkurrenz zur Dschungel-Zeit aber grundsätzlich auch tagsüber unglaublich schwer habe, ist allerdings leicht übertrieben.