Die erfolgreiche Klinikserie «In aller Freundschaft» bekommt einen jungen Ableger. Wie sich Roy Peter Link in seiner neuen Klinik in Erfurt schlägt...
Cast & Crew
- Darsteller: Roy Peter Link ist Dr. Niklas Ahrend, Mike Adler ist Dr. Matteo Moreau, Sanam Afrashteh ist Dr. Leyla Sherbaz, Katharina Nesytowa ist Dr. Theresa Koshka, Mirka Pigulla ist Julia Berger, Stefan Ruppe ist Eilas Bähr, Philipp Danne ist Ben Ahlbeck, Paula Schramm ist Annika Rösler und Marijam Agischewa ist Prof. Dr. Karin Patzelt
- Regisseure: Peter Wekwerth, Jan Bauer, Jurij Neumann, Micaela Zschieschow
- Bücher: . Ralf Pingel, Andreas Wachta, Mandy Cankaya, Ariane Homayounfar, Bernadette Feiler
- Head of Writersroom: Andreas Wachta
- Produzenten: Sven Sund, Gabriela Brenner
- Executive Producer: Jana Brandt (MDR)
- Produktion: Saxonia Media
Ein neuer Wind weht im ARD-Vorabendprogramm, das zuletzt hauptsächlich durch mit Kalauer versetzten Kleinstadt-Krimis bestückt war. Weil sich die verschiedenen Ausführungen der «Heiter bis tödlich»-Marke nie wirklich durchsetzen konnten, versucht's Das Erste nun mit klassischen Weeklys. Ende Februar beginnt die wöchentliche Rückkehr von «Verbotene Liebe», schon in Kürze bekommt das am Dienstagabend unglaublich erfolgreiche «In aller Freundschaft» einen Vorabendableger. Dieser spielt in Erfurt und ist in allen Facetten ein Stück weit jünger angelegt als das in der Leipziger Sachsenklinik spielende Original.
Roy Peter Link, dem jungen Volk vor allem durch seine Rolle als Jonas in «Anna & die Liebe» bekannt, hat den Hauptpart erhalten. Er wechselt vom Dienstagabend somit in den Donnerstagvorabend. Link bleibt in der Figur des Dr. Niklas Ahrend, dieam Dienstag ihren Dienst in Leipzig quittiert hat und in der Hoffnung auf weniger Ärger an das neue Klinikum in Erfurt geht. Als Oberarzt wird er mit einem motivierten Team junger Assistenzärzte um das Leben der Patienten kämpfen und sich den Herausforderungen des Lebens stellen.
Am Donnerstagvorabend gehören nicht nur Notfälle und komplizierte OPs zu Niklas‘ Alltag. Schon kurz nach seiner Ankunft legt Chefärztin Prof. Dr. Karin Patzelt (gespielt von Marijam Agischewa) die Verantwortung für fünf Assistenzärzte in seine Hände. Die meisten davon sind Ende 20 – deren Darsteller haben einschlägige TV-Erfahrung, manchmal sogar mit Rollen im «IaF»-Original, wie zum Beispiel bei der überzeugend agierenden Paula Schramm, die in ihrer Figur Annika als Liebling der Patienten dargestellt wird.
© ARD/Tom Schulze
Im Bild, Reihe hinten v.l.n.r.: , Klinikleiter Wolfgang Berger (Horst Günter Marx), Elias Bähr (Stefan Ruppe), Ben Ahlbeck (Philipp Danne)., Dr. Matteo Moreau (Mike Adler), Dr. Theresa Koshka (Katharina Nesytowa) Reihe vorne v.l.n.r.: Julia Berger (Mirka Pigulla), Prof. Dr. Karin Patzelt (Marijam Agischewa), Dr. Niklas Ahrend (Roy Peter Link), Dr. Leila Sherbaz (Sanam Afrashteh), Annika Rösler (Paula Schramm).
Wie im Original ziehen sich einige Fälle über mehrere Folgen: So spielt der herzkranke Kardiologe Dr. Harald Loosen, der direkt bei der Ankunft von Niklas einen Infarkt erleidet gleich in den ersten drei Episoden eine wichtige Rolle. Und er wird das Geschehen in Erfurt auch in weiteren Episoden bestimmen. Als Gegenspieler von Niklas hat die Produktion den von Mike Adler gemimten Dr. Matteo Moreau auserwählt. Der Doc wird als „Star“ der Erfurter Klinik beschrieben. Hinter den Kulissen kennen sich die Darsteller Adler und Link bestens; schon bei «Anna & die Liebe» arbeiteten sie zusammen.
Moreau ist eine Art vorsichtiger Antagonist – so weit halt, wie ein Bösewicht in die heile Welt des «IaF»-Universums passt. Das Büchlein einer kleinen Patientin in den Mülleimer schmeißen geht eben nur für wenige Sekunden. Dann muss es schnell wieder herausgeholt werden. Und entfährt dem Doc dann doch einmal ein unfreundlicher Ton, so dauert es keine fünf Sendeminuten, bis er dafür die Rechnung bekommt. Moreau verleiht dem Format eine wichtige Würze – zu viel heile Welt würde auf diesem Sendeplatz nicht funktionieren. Rigoros dargestellt wird sein Charakter nicht – und hier ist es fraglich, ob eine konsequentere Figurenführung nicht die bessere Alternative gewesen wäre. Insgesamt lässt sich das, was sich im modern eingerichteten Johannes-Thal-Klinikum abspielt, als überaus friedfertig bezeichnen.
Das spricht dafür, dass die Produzenten der Saxonia doch kein so ganz junges Publikum ins Auge fassen. Für den Durchschnitts-30-Jährigen dürfte neben den wohligen Atmosphäre somit doch ein wenig Langeweile auftauchen. Je älter die Zielgruppe aber wird, umso mehr Spaß dürfte sie am Format haben. Vom Look her könnte die Serie jedenfalls locker auch zur besten Sendezeit ausgestrahlt werden. Sämtliche Sets sind modern eingerichtet; da können sich wohl sogar die besten Privatkliniken des Landes eine Scheibe abschneiden: Ledermöbel in den Arzt-Büros, Touch-Screens am Empfang, knallige Farben an den Wänden.
Dass die ARD es am Vorabend nun mit dem Genre Krankenhausserie versucht und sich des Erfolgs der Sachsenklinik und dem großen Know-How der Macher bedient, ist konsequent und richtig. Ob das Experiment, von dem gleich satte 42 Episoden geordert wurden, auch funktioniert, steht auf einem anderen Blatt. Qualitativ jedenfalls sind die jungen Ärzte um Roy Peter Link den sonst um 18.50 Uhr gezeigten Dorf-Krimis klar überlegen.
Das Erste zeigt die Serie ab Donnerstag, 22. Januar 2015, um 18.50 Uhr.