Taco Ketelaar verantwortet seit Februar 2014 die Unterhaltungs- und Realityformate in der Sat.1-Primetime. Der Sat.1-Unterhaltungschef spricht mit uns vor dem Start von «Newtopia» über das neue Reality-Format und Vergleiche mit «Big Brother».
Zur Person: Taco Ketelaar
Taco Ketelaar ist seit Februar 2014 Senior Vice President Prime Time Entertainment bei Sat.1. Nach seinem Marketingstudium begann der Niederländer seine Karriere im Jahr 1989 zunächst bei Joop van den Ende. Bei Endemol arbeitete der heute 46-Jährige jahrelang mit «Utopia»-Erfinder John de Mol zusammen. Damit war der Niederländer schon für fast alle Endemol-Formate tätig – so auch für die Erfolgs-Reality «Big Brother» oder «Deal or No Deal». Taco Ketelaar gründete im Jahr 2004 die Produktionsfirma 2waytraffic, die er im Jahr 2006 an die Börse in London brachte. Die Firma kaufte im gleichen Jahr für 105 Millionen Pfund die weltweiten Rechte von «Wer wird Millionär?». Im Jahr 2008 hat er 2waytraffic an Sony Pictures verkauft. Zuletzt war der Fernsehmann als Berater sowie CEO und Gesellschafter der Blazhoffski Group tätig, die er 2011 an Warner Bros International Television verkaufte.Taco Ketelaar, ein Jahr sind Sie nun schon bei Sat.1…
Ja, ich mache das sehr gerne (lacht). Ich wollte schon immer für einen großen Sender arbeiten, das war immer mein Traum. Ich war vorher 24 Jahre auf der anderen Seite tätig - bis der Anruf aus München kam (lacht). Nun kümmere mich um alles, was früher klassisch ein Unterhaltungschef gemacht hat.
«Newtopia» gilt als größter Sat.1-Neustart der letzten Jahre – Wie geht es Ihnen dabei?
Ich finde super, dass alle bei Sat.1 an dieses Format so glauben – auch ich. Man weiß natürlich nie, wie die Zuschauer «Newtopia» annehmen werden. Aber es kommen so wenig Game-Changer vorbei, die man kriegen kann. Ich habe damals in den Niederlanden die Anfänge von «Big Brother» mitgemacht, dann später «FearFactor» mit Endemol und viele andere Formate. Jetzt ist das nochmal so ein Game-Changer! Das haben wir in Holland sofort gespürt. Das hat dieses Format im letzten Jahr ganz klar bewiesen mit Quoten in Höhe des vier- bis fünf-fachen, was zuvor auf dem Slot erreicht wurde. Das lief erstaunlich gut. Ich finde es super, dass Sat.1 das machen möchte. Wir haben außerdem wirklich gute Bewerber im Casting. Das wird ganz spannend!
Im Gegensatz zu den Niederlanden wurde das Format in den USA allerdings vorzeitig abgesetzt…
Ja, ich weiß auch warum: Statt in der Access-Primetime täglich am Vorabend lief «Utopia» in den USA nur einmal wöchentlich in der Primetime. Wenn man aber 24 Stunden an 7 Tagen in der Woche Content aufzeichnet, ist es ganz schwierig, das alles auf eine Stunde in der Primetime zu kürzen. Aus meiner Sicht haben es die Macher in den USA nicht so gemacht, wie dieses Format ursprünglich gedacht war. Jedes Format hat seine eigenen Regeln, wie es funktioniert. Bei diesem Format heißt das: Access-Primetime, täglich! Wenn das Format funktionieren soll, muss man das so machen! Wenn man das nur wöchentlich in der Primetime zeigen möchte, würde ich das nicht empfehlen.
Wie gehen Sie mit der hohen Erwartungshaltung an das Format um – auch aus Quotensicht angesichts des enormen Aufwandes?
Aus unserer Erfahrungen wissen wir, dass man bei einer klassischen Soap sein Publikum langsam aufbauen muss. Das wäre die normale Vorgehensweise - das ist uns bewusst. Daher wollen wir dem Format diese Zeit geben. Es wäre natürlich super, wenn «Newtopia» direkt hoch einstartet und da bleibt – ganz klar. Aber das müssen wir abwarten und wir werden dem Format diese Zeit geben.
«Newtopia» wird als Weiterentwicklung von «Big Brother» gesehen. Nervt Sie eigentlich dieser häufige Vergleich?
Wenn es den gleichen Erfolg hat, finde ich das gar nicht schlimm (lacht). Aber es ist eine neue Entwicklung und es gibt ganz klare Unterschiede zu «Big Brother». Ja, es ist auch Reality. Ja, es wird 24 Stunden aufgezeichnet. Aber dann hört es meiner Meinung nach schon auf.
Wie unterscheiden sich die beiden Reality-Formate denn konkret?
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Bei «Newtopia» ist neu, dass es keine Regeln und Aufgaben gibt. Es geht um eine neue Gesellschaft, die aufgebaut wird. Das sind Leute, die selbst bestimmen, was sie machen.
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Ketelaar über die Besonderheit von «Newtopia»
Diese Frage haben wir uns zuvor auch selbst gestellt, weil wir «Promi Big Brother» schon machen. Das haben wir mit knapp 20 Prozent Marktanteil im Schnitt ja im letzten Jahr erfolgreich gemacht. Aus meiner Sicht sind die Formate ganz unterschiedlich. Bei «Newtopia» ist neu, dass es keine Regeln und Aufgaben gibt. Es geht um eine neue Gesellschaft, die aufgebaut wird. Das sind Leute, die selbst bestimmen, was sie machen. Die müssen eigenständig überleben und dann überlegen, wie sie zum Beispiel Geld verdienen wollen. Das Startkapital von 5.000 Euro wird irgendwann aufgebraucht sein. Die bestimmen also selbst, was man darf und was man nicht darf. Zudem gibt es noch mehr Interaktion mit den Zuschauern. Das sind schon alles riesen Unterschiede zu «Big Brother». Die technischen Möglichkeiten sind zudem heutzutage ganz anders. Wir haben zum Beispiel eine 360-Grad-Kamera in der Scheune installiert, die man selbst zu Hause bedienen kann. Dazu gibt es auch eine App.
Wie bewerten Sie als Unterhaltungschef eigentlich die Sat.1-Formate «Deal or No Deal» oder «Nur die Liebe zählt» mit Wayne Carpendale? Zuletzt lief es dort aus Quotensicht ja nicht so gut, sodass die Kuppel-Show sogar aus der Primetime flog…
Ich finde, Wayne ist ein Mega-Talent. Das, was er macht, ist authentisch und gut! Aber das Umfeld, wo wir mit ihm waren, ist sehr schwierig. Das ist eine starke Konkurrenz! Aber klar, die Zuschauerzahlen könnten immer noch höher sein (lacht).
Vielen Dank für das Gespräch, Taco Ketelaar.
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