Zum Jahresbeginn bringt RTL eine Comedyserie auf die Bildschirme, die sich einmal mehr mit den Problemen der Mann-Frau-Kommunikation befasst.
Cast und Crew
- Regie: Edzard Onneken (1-5), Sebastian Sorger (6-7)
- Drehbuch: Claudia Kratochvil
- Idee: Linda de Mol
- Darsteller: Andreas Pietschmann, Hans-Jochen Wagner, Christoph Letkowski, Eva-Maria Grein von Friedl, Luise Bähr, Katharina Müller-Elmau, Maren Kroymann
- Produktionsfirma: Schwartzkopff TV Productions GmbH & Co. KG
- Produzent: Karsten Roeder
- Kamera: Jochen Stäblein
- Schnitt: Boris Gromatzki, Dagmar Pohle
Gemeinsam trennt es sich schöner: Drei Männer zwischen Mitte 30 und Mitte 40 ziehen vorübergehend zusammen, weil jeder von ihnen mitten in einer Ehe- oder Beziehungskrise steckt. Von ihren Frauen vor die Tür gesetzt, richten sie sich vorübergehend in einer leicht heruntergekommenen Villa in Hamburg-Blankenese ein. Völlig unerwartet entwickelt sich aus der Männer-WG von Kumpeltyp Joris (Christoph Letkowski), Perfektionist David (Hans-Jochen Wagner) und Erfolgsmensch Ben (Andreas Pietschmann) eine tiefe Freundschaft und eine Art Familienersatz, der allen dreien ganz neue Lebensperspektiven eröffnet.
Kinogängern und Theaterfreunden könnte diese Ausgangssituation ansatzweise bekannt vorkommen. Vor wenigen Monaten adaptierte «Doctor’s Diary»-Regisseurin Franziska Meyer Price das gleichnamige Theaterstück «Männerhort» für die große Leinwand und ließ dort einen exzellenten Cast aus Christoph Maria Herbst, Elyas M’Barek und Detlev Buck ein ziemlich identisches Szenario durchleben. Wenngleich die großen Lobeshymnen seitens der Kritiker ausblieben, ließ sich dem Kammerspiel viel absprechen, wohl aber nicht eine gewissermaßen freche Dreistigkeit, mit welcher das Ensemble die Gags des Drehbuchs vortrug. Sonderlich innovativ kam dabei weder die Kino-, noch die Bühnenvariante daher. Doch angesichts des omnipräsenten Comedythemas gescheiterter Mann-Frau-Kommunikation tut dem Thema alles gut, was der angestaubten Prämisse auch nur ansatzweise frischen Wind einverleibt. Unter der Aufsicht von Schwartzkopff TV, einer Produktionsfirma, die sich bislang eher weniger auf fiktionale Formate konzentrierte, entstand nach einer Idee der holländischen Kult-Entertainerin Linda de Mol die 7-teilige Serie «Männer! – Alles auf Anfang». Im Grunde handelt es sich hierbei um die glattgebügelte Variante von «Männerhort» und damit einmal mehr um eine ewig gleich dargebrachte Erzählung darüber, was beim Zusammenleben zwischen Frau und Mann falsch läuft. So sei bereits an dieser Stelle das ernüchternde Resümee gezogen, dass dem Trend, den Mario Barth mit seinem Bühnenprogramm «Männer sind Schweine, Frauen aber auch» 2005 losgetreten hat, nach rund einem Jahrzehnt längst die Puste ausgegangen ist.
«Männer! – Alles auf Anfang» besitzt ein ausgewogenes Verhältnis von Vorzügen und Nachteilen. Das große Problem der Prüderie, das deutsche TV-Produktionen wie selbstredend an den Tag legen, findet sich beim neuen RTL-Format bereits in der Wahl des Vorspannes wieder. Zu Cee-Lo Greens „Fuck You“ spielt sich die obligatorische Bildmontage mit Namenseinblendungen ab, doch anstatt passend zum Ausstrahlungstermin nach 21 Uhr auf ebenjene explizite Songvariante zurückzugreifen, trägt der US-amerikanische R’n‘B- und Rapstar munter seine abgeschwächte „Forget You“-Version vor. Dies ist beileibe kein übergroßer Mangel, steht jedoch stellvertretend für die allgegenwärtige Mutlosigkeit, welche die Macher in «Männer!» an den Tag legen. Als Kulisse dient die Hansestadt Hamburg, genauer der Nobelvorort Blankenese sowie das In-Viertel der Hafencity. Das Erscheinungsbild ist geleckt wie in einer durchschnittlichen Hollywoodproduktion, die Rollenbilder von Mann und Frau sind klar definiert und die Charakterzüge sämtlicher Figuren beschränken sich auf Reißbrettschemata gängiger Gendercomedies. So wirklich ärgerlich ist dies ob der dadurch entstehenden Mittelmäßigkeit zwar nicht, Freunde der anspruchsvollen Fernsehunterhaltung sei es an dieser Stelle jedoch verziehen, sollten diese das Lesen dieser Rezension bereits an dieser Stelle beenden.
© RTL/ Georges Pauly
Drei Männer zwischen Mitte 30 und Mitte 40 ziehen vorübergehend zusammen, weil jeder von ihnen mitten in einer Ehe- bzw. Beziehungskrise steckt. Die Idee zur Serie, die im Original aus den Niederlanden stammt, hatte Linda de Mol.
Womit «Männer! – Alles auf Anfang» hingegen punkten kann, ist der Cast. Wenngleich sich Christoph Letkowski («Feuchtgebiete»), Hans-Jochen Wagner («Tatort») und Andreas Pietschmann («Polizeiruf 110») auf ihr Stereotypendasein als chronischer Fremdgänger, anhängliche Klette oder Sexmuffel beschränken lassen, so ist es doch eine angenehme, stimmige Chemie unter den Darstellern, die das Bildschirmgeschehen zumindest zeitweise unterhaltsam gestaltet. Auch die Damen kommen erwartungsgemäß wenig profiliert daher. Eine eventuelle Charakterformung selbiger findet in den ersten Folgen gar eher am Rande statt. Mehr noch: Während sich die Herren der Schöpfung nach und nach zumindest ansatzweise weiterentwickeln, fristen Katharina Müller-Elmau («Vincent will Meer») als freiheitsliebende Luxuslady Tamara, Luise Bähr («Die Bergretter») in der Rolle der psychisch labilen Joyce und Eva-Maria Grein («IK 1 – Touristen in Gefahr») als gehörnte Ehefrau Sophie ein Dasein als stichwortgebende Randfiguren.
Als Zuschauer fällt es schwer, so etwas wie eine Daseinsberechtigung in «Männer! – Alles auf Anfang» zu erkennen. Als Serie, die sich auf die zwischenmenschliche Entwicklung innerhalb der Charaktere zu konzentriert, sind die Drehbücher von Claudia Kratochvil («Rote Rosen») zu oberflächlich. Eine hohe Pointendichte gibt es nicht, sodass die Serie auch als reine Comedyshow nicht funktionieren würde. Im Stile des niederländischen Originals «Divorce» versucht sich «Männer!» an dem schmalen Grad zwischen Komik und Tragik, kommt dabei jedoch nie zu einer gewissen Ausgewogenheit. Hinzu kommt eine technisch und inhaltlich sehr beliebige Erzählweise, die einen Radiopopsong an den nächsten reiht und aus inhaltlicher Sicht nicht über solche schon vielfach durchgekaute Themen wie das Aufeinandertreffen von männlicher Sexunlust und permanente Anmachversuche seitens der Freundin zwecks Familiengründung aufgreift. Auch unterschiedliche Auffassungen vom Zusammenleben sowie der ewige Drang danach, fremde Frauen ins Bett zu kriegen, hat man schon vielfach intensiver respektive lustiger dargeboten bekommen, weshalb wir an dieser Stelle noch einmal auf den eingangs erwähnten «Männerhort» zu sprechen kommen wollen, dessen Drehbuch zwar nicht zwingend innovativer, dafür jedoch wesentlich mutiger und damit schlicht unterhaltsamer war. Trotz alledem ist «Männer! – Alles auf Anfang» ob seines qualitativ hochwertigen Produktionsstandards kein ärgerliches Format, sondern lediglich ein inhaltlich belangloses.
«Männer! – Alles auf Anfang» ist ab Donnerstag, dem 15. Januar immer abends um 21:15 bei RTL zu sehen.
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