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Ankes Abschied: "Alles muss raus"

Viel hatte Sat.1 sich von «Anke Late Night» erhofft. Fünf Monate und 78 Folgen lang hielt die Nachfolgerin von Harald Schmidt durch. Mit Rückendeckung durch den Chef des Berliner Senders, Roger Schawinski, schien Anke sicher zu sein. Doch bereits nach einer Woche pendelte sich die Quote bei ca. 0,86 Mio. Zuschauern ein - dort, wo sie auch (fast) bis zum Schluss stand. Die Erwartungen hingegen waren höher gesetzt. Mindestens zweistellige Marktanteile forderte ProSieben-Sat.1-Chef Guillaume de Posch im Sommer - für Anke scheinbar unerreichbar. Schließlich wurde die Late Show zwecks Optimierung aus dem Programm genommen. Sat.1 wollte «Anke Late Night» ein klares Image geben. Das Studio wurde verkleinert und der Slogan "Klein. Weiblich. Gut." eingeführt. Doch all das war vergeblich. Nur 0,76 Mio. Zuschauer wollten Anke nach der Sommerpause sehen.



Dabei hatte alles so gut begonnen. Trotz zahlreicher Kritiken, noch bevor die Show überhaupt gestartet war, sah es quotenmäßig hervorragend aus. Durchschnittlich 2,46 Mio. Zuschauer und 22,5 Prozent gaben Anke zum Start am 17. Mai Selbstvertrauen. Doch die Medien meinten es nicht gut mit der tapferen Entertainerin: Zu unprofessionell, zu schrill und zu wenig lustig sei «Anke Late Night» gewesen. So wurden es mit jeder gesendeten Ausgabe immer weniger Zuschauer und die Show konnte sich den schlechten Quoten nicht mehr entziehen.



Harald Schmidts Fußstapfen waren um ein Vielfaches zu groß für die 38-Jährige Kölnerin. Die Witze waren häufig zu oberflächlich, ihre Aktionen mit dem Publikum frustrierend. Und die "Engelkes", welche ein deutlicher Pluspunkt für Anke waren, konnten die Show nicht alleine übernehmen. Zur Mythenbildung gehört auch der Untergang der Late Night Show. Am 5. Oktober gab man das Aus der Sendung bekannt. Am 21. Oktober sollten die letzten Lichter ausgehen. "Schade, dass die Sendung nicht mehr Zuschauern so viel Spaß gemacht hat wie meinem Team und mir", meinte Anke über das Ende ihrer Show.



Die letzte Sendung: "Alles muss raus"



Sichtlich mitgenommen und ganz in Schwarz betrat sie zum Finale ihr Studio. Mehrmals wies Anke auf das Ende der Show hin, weshalb man heute für viele Meldungen keine Zeit habe. Die ganze Einrichtung müsse raus. Es gebe Rabatt auf die gesamte Einrichtung im Studio. "Alles muss raus." Sarkastisch durchquerte Anke ihre letzte Sendung. So verscherbelte sie zum Beispiel eine Videokassette mit den "Engelkes" für 20 Euro.



An der Quote jedoch konnten selbst die Gäste Barbara Schöneberger, Alice Schwarzer, Stefan Raab, Hella von Sinnen, Oliver Pocher und Otto Waalkes nichts ändern. Diese fiel zwar besser aus als sonst, lag mit 0,99 Mio. Zuschauer und 8,3 Prozent allerdings nur dicht über dem Schnitt. Zumindest in der Zielgruppe konnte «Anke Late Night» der Forderung ihres Chefs gerecht werden. Mit einem zweistelligen Markanteil von 10,7 Prozent (0,67 Mio.) schloss Sat.1 die letzte Sendung ab.



Und auch die Ära der Late Shows ist damit vorerst beendet. Sat.1 zeigt um 23:15 Uhr künftig Serien - und lässt Kritikern keine Chance mehr. Denn schließlich ist jedes Ende auch ein Anfang: Anke Engelke darf demnächst wieder für «Ladykracher» vor der Kamera stehen und es bei dem belassen, was sie wirklich kann. Sketche spielen.
22.10.2004 15:48 Uhr Kurz-URL: qmde.de/7549
Andreas Markhauser

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Anke Late Night

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