Kinokolumnist Sidney Schering packt erneut die Glaskugel aus und sagt die Publikumsmagneten der kommenden Filmmonate voraus.
2014 war qualitativ viel eher ein gutes als ein schlappes Kinojahr. Für die deutsche Kinolandschaft stellte es allerdings eine derbe Enttäuschung dar. Das offizielle, alles umfassende Fazit der Filmförderungsanstalt folgt zwar erst im Februar, doch schon jetzt stehen genügend Eckdaten, um das Jahr betrübt zu den Akten zu legen. Nach dem historischen Tief kann es aber nur aufwärts gehen. Ohne eine für Flaute sorgende Fußball-Weltmeisterschaft und mit Fortsetzungen einiger der beliebtesten Franchises besteht guter Grund, auf ein Sonnenjahr nach dem Katastrophenjahr zu hoffen. Vom filmischen Line-Up erinnert 2015 an 2012, als insgesamt 135,1 Millionen Besucher gezählt wurden und für die zehn populärsten Filme der Top Ten jeweils zwischen 9,14 und 2,39 Millionen Tickets über die Theke gingen. Ganz optimistisch möchte ich mutmaßen, dass 2015 ähnlich verläuft. Und zwar mit diesen Filmen in den Top Ten …
Platz 10: «Baymax – Riesiges Robowabohu» (2,38 Millionen Besucher)
Disneys Werbemaschine läuft auf Hochtouren und die Mischung aus Superhelden-Thematik, knuffigem Roboter-Humor und herzlicher Story sollte Jung und Alt ansprechen. In den USA war mit 208 Millionen Dollar Einspiel Rang neun der Jahrescharts drin, in Deutschland halte ich vergleichbare Zahlen für möglich.
Platz 9: «Jurassic World» (2,72 Millionen Besucher)
Zugegeben, hier tippe ich allein aufgrund meines Bauchgefühls. Die Dinoreihe lief in Deutschland bislang sehr erfolgreich, aber bis jetzt schlagen News zu Part vier im deutschsprachigen Web kaum Wellen. Daher wird aus Nostalgie und mit Chris-Pratt-Bonus zwar ein Top-Ten-Platz drin sein, aber weniger als bislang von den Dinos gewohnt.
Platz 8: «50 Shades of Grey» (3,01 Millionen Besucher)
Ein Film, der zahlreiche Menschen zum Stöhnen bringen wird. Literaturfreunde etwa werden aufstöhnen, weil sie nicht verstehen können, weshalb die Adaption eines so mies geschriebenen Romans einen Kassenschlager darstellt. Doch der Kartenvorverkauf sorgt für starke Zahlen und «Twilight» lief ja auch erfolgreich …
Platz 7: «Avengers: Age of Ultron» (3,02 Millionen Besucher)
Ein schwieriger Fall: Deutschland ist in Sachen 'Marvel Cinematic Universe' ein Entwicklungsland, der erste «Avengers»-Film etwa war hierzulande zwar kein Flop, lief allerdings auch deutlich schwächer als in weiten Teilen der restlichen Welt. Daher ist es durchaus fraglich, ob die 2,25 Millionen Interessenten des Erstlings getoppt werden können. Andererseits liefen alle Marvel-Studios-Produktionen der zweiten Phase besser als vergleichbare Projekte aus Phase eins. Mit großen Promobemühungen könnten die drei Millionen Zuschauer drin sein …
Platz 6: «Fast & Furious 7» (3,21 Millionen Besucher)
Teil vier überbot Teil drei, Teil fünf übertraf Teil vier, Teil sechs schlug Teil fünf, nun wird Teil sieben noch einen drauf setzen.
Platz 5: «Die Tribute von Panem – Mockingjay: Teil II» (4,10 Millionen Besucher)
Beliebtes Erfolgsfranchise plus Finalbonus.
Platz 4: «Minions» (4,83 Millionen Besucher)
Das zweite Abenteuer von Gru und seinen Minions lockte in Deutschland über 1,1 Millionen mehr Menschen in die Lichtspieltheater als das erste Trickabenteuer aus dem Hause Illumination Entertainment. Die Komödie, die sich allein auf die gelben Chaosköpfe konzentriert, könnte dies wiederholen.
Platz 3: «Fack Ju Göhte! 2» (5,05 Millionen Besucher)
«Zweiohrküken», die letzte große, zeitnah erschienene Fortsetzung eines imposanten deutschen Komödienhits, gab im Vergleich mit dem Original um zwei Millionen Kinogänger nach. Die lauten, bildungstechnisch benachteiligten Schüler aus «Fack Ju Göhte!» könnten ein ähnliches Schicksal durchlaufen.
Platz 2: «SPECTRE» (7,27 Millionen Besucher)
Obwohl James Bond seit über 50 Jahren für gut gefühlte Kinosäle sorgt, gilt seit den Siebzigern ein eisernes Gesetz: Es gibt keine anhaltenden Aufwärtstrends bei Bond. Wenn Film B mehr Besucher hat als Film A, dann hat Film C
nicht mehr, sondern weniger Besucher als Film B. Das bedeutet zwar nicht, dass «SPECTRE» nach dem Aufschwung von «Skyfall» wieder nachlassen
muss, allerdings zeigt die Vergangenheit, dass es ein sehr wahrscheinliches Szenario ist. Die sehr gute Publikumsreaktion auf «Skyfall» wird den Verlust aber sicherlich klein halten.
Platz 1: «Star Wars: Das Erwachen der Macht» (8,03 Millionen Besucher)
Der jeweilige Startschuss der ersten beiden «Star Wars»-Trilogien kam auf knapp mehr als acht Millionen Interessenten – und Disneys Marketingmaschinerie wird alle Hebel in Bewegung setzen, dass sich dies wiederholt. Das Publikumsinteresse scheint gegeben: Egal ob Disneys Übernahme von Lucasfilm, die Enthüllung des Ensembles oder die Veröffentlichung des ersten Trailers. Wann immer sich etwas in Sachen «Star Wars» tut, bebt das Internet, und auch die klassischen Medien springen auf den Zug auf.