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Der TV-Markt im November: ARD kämpft sich vor RTL

Nach dem historisch schwachen Oktober konnte Das Erste wieder etwas zulegen, während RTL nach seinem Aufwärtstrend kräftige Einbußen hinnehmen musste. Die Quotensorgen des ZDF manifestieren sich zunehmend auf das junge Publikum.

Mit EM-Qualifikation, Boxen und dem Saisonfinale der Formel 1 hatte RTL in diesem Monat die Sporthighlights auf seiner Seite. Die meistgesehene Ausstrahlung des Monats war allerdings die «Tatort»-Folge «Eine Frage des Gewissens», die am Sonntagabend auf 10,41 Millionen Zuschauer zu verweisen hatte. Erst auf Rang zwei fand sich dann das EM-Qualispiel zwischen Deutschland und dem tapferen Fußball-Zwerg Gibraltar mit 10,24 Millionen - allerdings auch nur, wenn man die zweite Hälfte gesonders ausweist, wie es RTL tut. Durchgang eins kam zuvor nur auf 9,14 Millionen Menschen. Ähnlich erfolgreich war auch das Freundschaftsspiel gegen Spanien, mit dem Das Erste 9,98 Millionen anlocken konnte. Wladimir Klitschko wurde von 9,16 Millionen gesehen, die reichweitenstärkste ZDF-Präsentation war die Champions-League-Partie zwischen dem FC Bayern und dem AS Rom mit 7,94 Millionen. Das letzte Formel-1-Rennen landete abgeschlagen bei 5,74 Millionen - was allerdings um 14 Uhr ein beachtlicher Wert ist und zu tollen 34,2 Prozent Marktanteil führte.

Ein bemerkenswerter Erfolg war auch die bereits dritte Ausstrahlung von «Die Tribute von Panem - The Hunger Games», die mit 2,79 Millionen jungen Zuschauern und 22,5 Prozent Markanteil den größten Erfolg für ProSieben markierte. Ferner kam der Sender auch mit zwei Folgen von «The Voice of Germany» über die 20-Prozent-Marke, bis zu 2,60 Millionen 14- bis 49-Jährige sahen den Casting-Hit in den vergangenen Wochen. «Schlag den Raab» kam aufgrund der exorbitanten Ausstrahlungsdauer zwar nur auf eine Zuschauerzahl von 1,78 Millionen, verzeichnete gleichzeitig aber einen gewohnt eindrucksvollen Marktanteil von 21,9 Prozent.

Die größten Zuschauerschlager der drei kleinen Sender verteilten sich bis auf eine Ausnahme auf kabel eins und VOX. Ersterer Kanal punktete vor allem dank der Europa-League, die auf Gesamt-Reichweiten von bis zu 2,47 Millionen gelangten. Die zweite Hälfte des Spiels FC Villareal gegen Borussia Mönchengladbach kam sogar auf einen großartigen Marktanteil von 10,9 Prozent, in der werberelevanten Zielgruppe standen etwas schwächere 9,5 Prozent bei 0,82 Millionen auf dem Papier. Hier war jedoch «Grill den Henssler» mit bis zu 10,5 Prozent bei 1,22 Millionen noch weitaus stärker unterwegs, insgesamt sahen am Sonntagabend bis zu 2,33 Millionen Menschen die Kochshow. Und RTL II? Hier war der Spielfilm «R.E.D. - Älter. Härter. Besser.» mit 2,31 Millionen und 7,5 Prozent herausragend, bei den Jüngeren wurden zur Freitags-Primetime sensationelle 11,6 Prozent bei 1,26 Millionen verzeichnet - womit man sogar vor Henssler lag.

Alle Zuschauer (November 2014)


ALLE ZUSCHAUER (NOVEMBER)
11,8
11,1
12,3
12,3
10,7
11,5
4,0
3,9
5,4
5,5
8,3
8,5
5,7
5,9
3,8
3,8
Marktanteile in %  |  November 2014 ggü. Oktober 2014

Zum vierten Mal in Folge liegt das Zweite Deutsche Fernsehen an der Spitze des Senderrankings. Mit 12,3 Prozent Marktanteil knüpfen die Mainzer an die beiden ersten Monate der neuen TV-Saison an, wo 12,5 und 12,3 Prozent zu Buche standen. Bemerkenswerter ist jedoch die konträre Entwicklung der beiden Verfolger: Während Das Erste von 11,1 auf 11,8 Prozent zulegt, verliert RTL deutlich von 11,5 Prozent auf gerade einmal 10,7 Prozent. Allzu überraschend kommt dieser Machtwechsel allerdings nicht, schließlich lag der Kölner Privatsender im Vormonat erstmals seit Januar wieder vor einer der beiden großen öffentlich-rechtlichen Stationen. Dabei profitierte man nicht zuletzt auch von der Schwäche des Ersten, das im Oktober einen historischen Tiefstwert hinzunehmen hatte.

Eher auf dem absteigenden Ast ist auch Sat.1, das mit 8,3 Prozent zum dritten Mal hintereinander leicht gegenüber dem jeweiligen Vormonat abzugeben hatte. Im August kamen noch erstaunlich gute 8,7 Prozent zustande, seither verlor man kontinuierlich an Zuspruch - wenn auch nur in einem sehr überschaubaren Ausmaß. Eine ähnliche Entwicklung ist derzeit auch bei ProSieben absehbar, das mit 5,7 Prozent den schwächsten Marktanteil seit dem WM-Monat Juli generiert. Im August wurden 6,0 Prozent erzielt, in die TV-Saison startete man dann mit zweimal 5,9 Prozent in Folge. Bei VOX, RTL II und kabel eins hält man weitgehend die Stellung, bei allen drei Sendern ist derzeit keine signifikante Tendenz für das Fernsehjahr absehbar.

Alles in allem war der November wieder ein eher durchwachsener Monat für die acht großen Programmstationen. Bis auf Das Erste gelang es keinem Sender, deutliche Gewinne zu verbuchen, sodass der kumulierte Gesamt-Marktanteil leicht von 62,5 auf 62,0 Prozent zurückging. Im August war erstmals in der TV-Geschichte ein Wert knapp unterhalb der 60-Prozentmarke verzeichnet worden, seither steigerten sich die "Big Eight" aber wieder auf 61,5 bzw. 62,5 Prozent.

14- bis 49-Jährige (November 2014)


14- BIS 49-JÄHRIGE (NOVEMBER)
6,6
6,2
5,7
5,8
13,4
14,6
6,4
6,7
7,3
7,0
9,8
9,8
11,5
11,6
5,5
5,3
Marktanteile in %  |  November 2014 ggü. Oktober 2014

Wenig überraschend ist RTL auch in diesem Monat wieder deutlicher Marktführer der werberelevanten Zielgruppe. Nachdem man allerdings seinen Abstand auf Hauptkonkurrent ProSieben im Oktober auf beachtliche drei Prozentpunkte gesteigert hatte, liegt er nun wieder nur bei rund zwei Prozentpunkten. Nachdem zuletzt mit 14,6 Prozent der zweitbeste Wert im aktuellen Kalenderjahr verzeichnet wurde, gibt man nun wieder kräftig auf gerade einmal noch 13,4 Prozent ab. Doch auch bei ProSieben läuft es derzeit nicht ganz nach Plan: Nach einem starken Saison-Auftakt mit 11,8 Prozent war man zuletzt bereits auf 11,6 Prozent abgerutscht, mit 11,5 Prozent setzt sich dieser Trend - trotz der Schwäche des Kölner Mitbewerbers - fort.

Fernab jeglicher Konkurrenz ist nach wie vor Sat.1, das abermals einen zweistelligen Wert knapp verpasst. Mit 9,8 Prozent liegt der Sender relativ stabil. VOX verbessert sich von 7,0 auf 7,3 Prozent, allerdings auch nach einem vergleichsweise enttäuschenden Oktober. Der Jahresbestwert liegt nach wie vor bei 7,4 Prozent im September. Als Gewinner darf sich auch beim jüngeren Publikum Das Erste feiern lassen, das sich mit 6,6 Prozent deutlich steigert und nun wieder knapp vor RTL II mit 6,4 Prozent liegt. Ganz anders sieht es beim ZDF aus, wo mit 5,7 Prozent zum dritten Mal seit August ein Wert unterhalb der Sechs-Prozentmarke erzielt wurde. Damit liegt man nur noch minimal vor dem Schlusslicht kabel eins, das sich mit 5,5 Prozent klar verbesserte.

Auch bei den 14- bis 49-Jährigen ging der Gesamt-Marktanteil im Vergleich zum Oktober wieder etwas zurück, statt 67,0 Prozent waren nur noch 66,2 Prozent zu holen. Hauptverantwortlich hierfür war einmal mehr RTL, das im Gegensatz zur Konkurrenz deutlich an Zuspruch verlor. Vergleicht man den Marktanteil mit den November-Werten der Vorjahre, offenbart sich die schrittweise Fragmentierung sehr deutlich: Vor Jahresfrist kamen die großen Sender noch auf 68,8 Prozent Marktanteil, im November 2012 auf 71,0 Prozent und 2011 sogar noch auf 72,7 Prozent.

Alle Zuschauer (Fernsehjahr)


ALLE ZUSCHAUER (FERNSEHJAHR)
11,4
12,1
12,4
12,9
10,7
11,0
3,9
4,0
5,5
5,3
8,5
8,2
5,8
5,7
3,8
3,8
Marktanteile in %  |  Sep. 2014 – Nov. 2014 ggü. Sep. 2013 – Mai 2014

Ein Drittel des Fernsehjahres ist bereits gelaufen, sodass der Vergleich mit der Vorsaison allmählich an Aussagekraft hinzugewinnt - und dieser Vergleich spricht nicht gerade für die größten TV-Stationen des Landes. Das Zweite Deutsche Fernsehen büßt nach aktuellem Stand 0,5 Prozentpunkte ein und gelangt nur noch auf 12,4 Prozent. Allerdings waren die zuletzt verzeichneten 12,9 Prozent hier immerhin noch ein herausragend starker Wert. Im Ersten lässt man hingegen von soliden 12,1 Prozent noch stärker auf aktuell 11,4 Prozent nach - ein historischer Tiefpunkt, bislang kamen stets mindestens 11,8 Prozent zustande. Und auch RTL, das schon zuletzt mit 11,0 Prozent markige 3,5 Prozentpunkte unterhalb der Gesamtbilanz in der Saison 2010/11 lag, büßt nach derzeitigem Stand noch minimal auf 10,7 Prozent ein.

Während drei großen Sender recht deutlich abgeben müssen, fallen die Gewinne der Verfolger der Verfolger kaum ins Gewicht. Am stärksten kann diesbezüglich noch Sat.1 punkten, das sich zumindest von 8,2 auf 8,5 Prozent verbessert. Bei VOX stehen 5,5 nach 5,3 Prozent auf dem Papier, während ProSieben nur minimal von 5,7 auf 5,8 Prozent wächst. Somit überrascht es nicht, dass auch die Saison-Bilanz der großen Kanäle abermals rückläufig ist: Nach 63,0 Prozent zuletzt fällt man nach aktuellem Stand auf 62,0 Prozent zurück.

14- bis 49-Jährige (Fernsehjahr)


14- BIS 49-JÄHRIGE (FERNSEHJAHR)
6,4
6,8
5,9
6,3
13,6
14,2
6,5
6,7
7,2
7,1
9,7
9,4
11,6
11,4
5,5
5,6
Marktanteile in %  |  Sep. 2014 – Nov. 2014 ggü. Sep. 2013 – Mai 2014

Die gute Nachricht ist und bleibt für RTL, dass der eigene Vorsprung noch immer groß genug ist, um wohl auch diese Saison wieder mit Abstand zu gewinnen. Der Abstand beziffert sich allerdings inzwischen nur noch auf etwa zwei Prozentpunkte, da man nach derzeitigem Stand in der vierten Saison hintereinander zurückfällt und derzeit nur noch auf 13,6 statt 14,2 Prozent verweisen kann. Auch das erste Drittel der vergangenen Saison verlief mit durchschnittlich 14,1 Prozent deutlich stärker - allerdings auch für ProSieben, das sich mit 11,6 Prozent nach derzeitigem Stand leicht gegenüber der Vorsaison verbessert. von September bis November 2013 verzeichneten die Unterföhringer allerdings 11,9 Prozent, erst ab Dezember ging es dann kontinuierlich etwas bergab.

Sat.1 kommt seinem Fernziel Zweistelligkeit mit 9,7 statt 9,4 Prozent wieder etwas näher und könnte nach einer verheerenden Negativserie von fünf verlustreichen Jahren in Folge endlich die Kehrtwende einleiten. Nicht schlecht zu Gesicht stünde auch VOX eine positive Entwicklung, nachdem die 7,1 Prozent des Vorjahres enttäuscht und den schwächsten Wert seit sieben Jahren markiert hatten. Aktuell kommt der Privatsender auf 7,2 Prozent. Dahinter platziert sich mit RTL II eine weitere private Station, die allerdings leicht rückläufige Zahlen zu beklagen hat: Nach zuletzt 6,7 Prozent sind es diesmal nur noch 6,5 Prozent. Deutlich auf dem absteigenden Ast sind Das Erste mit 6,4 Prozent und das ZDF mit 5,9 Prozent. Bei den Mainzern ist sogar ein Wert unterhalb der Sechs-Prozentmarke alles andere als undenkbar - und hätte historische Dimension, denn unter 6,1 Prozent lagen sie zuvor nie.

Und die Gesamtbilanz? Na klar, deutlich rückläufig. Nur noch 66,4 Prozent sehen nach derzeitigem Stand die großen Fische im Senderteich, so wenige wie nie zuvor in der Fernsehgeschichte. Wer noch immer Zweifel an der Tendenz der Fragmentierung hegt, sollte sich den Marktanteils-Verlauf der vergangenen fünf Saisons vor Augen führen: 2009/10 sahen mit 74,3 Prozent noch fast drei Viertel aller TV-Konsumenten die hier thematisierten Sender an, ein Jahr später bereits nur noch 73,2 Prozent. Mitte 2012 musste man sich mit 71,7 Prozent zufrieden geben, danach gar mit 69,2 Prozent. Und im Mai dieses Jahres gingen abermals fast zwei Prozentpunkte auf nur noch 67,4 Prozent verloren - Tendenz offenkundig weiter fallend.
01.12.2014 09:27 Uhr Kurz-URL: qmde.de/74798
Manuel Nunez Sanchez

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schade

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