… dann ist das für den größten Privatsender RTL eigentlich ein Problem. Besonders beim Gesamtpublikum zeigte die neue Daily in dieser Woche große Startschwierigkeiten.
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Wir hoffen, die gesamte RTL-Zielgruppe begeistern zu können. Unter anderem möchte ich da die Geschichten rund um die 49-jährige Agenturchefin Liz (Olivia Augustinski) nennen, die sicherlich das Potential haben, das Publikum über 30 anzusprechen. Grundsätzlich ist es immer ein Wagnis für einen Sender, eine neue Daily-Soap zu starten, denn keine Soap (mit Ausnahme von «Köln 50667», was aber ein Spin-off ist) war je gleich auf Flughöhe, sondern braucht sicherlich mehr Zeit als andere Formate, um dann aber ein umso loyaleres Publikum zu gewinnen.“
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Felix Wesseler, Pressesprecher filmpool
Lange hat sich RTL Zeit genommen – genau genommen rund eineinhalb Jahre – bis das lang erwartete
«Berlin Models – Unser Leben, unser Traum» auf die Bildschirme ging. Inspiriert von den Erfolgen, die RTL II schon seit Ewigkeiten mit «Berlin – Tag & Nacht» und «Köln 50667» erzielt, wollte die große Halbschwester RTL auch einen Teil des Erfolges abhaben. Zudem sollte mit «Berlin Models» ein besserer Übergang zwischen den vorausgehenden Scripted Realitys und «Unter Uns» geschaffen werden. Dass der Start für die 17-Uhr-Sendung nicht einfach werden würde, war nicht zuletzt den Machern klar (siehe Infobox). Ein wenig mehr als das, was in dieser Woche zusammengekommen ist, hätten sich die Verantwortlichen summa summarum sicher schon gewünscht.
So startete die erste Folge am Montag sehr ernüchternd mit 0,74 Millionen Gesamtzuschauern und 5,5 Prozent Marktanteil. Zum Vergleich: «Familien im Brennpunkt» war unmittelbar zuvor auf bessere 1,08 Millionen Zuschauer und immerhin 9,3 Prozent gelangt. Leicht besser, jedoch bei weitem nicht zufriedenstellend, verlief der Start bei den 14- bis 49-Jährigen. Hier wurden 0,39 Millionen Interessierte ermittelt, die für einen Marktanteil von 9,2 Prozent sorgten.
Ein ähnliches Bild ergab sich am Dienstag, wobei es immerhin leicht auf 0,81 Millionen Soap-Begeisterte bergaufging. Der Gesamtmarktanteil belief sich weiterhin auf desaströse 5,8 Prozent und war in keiner Weise schönzureden. Gleiches gilt für die Quote in der Zielgruppe, die zwar um 0,4 Prozentpunkte auf 9,6 Prozent zulegte, den Ansprüchen von RTL aber weiterhin nicht gerecht wurde. Wo genau das Problem von «Berlin Models» liegt, erörterte Quotenmeter.de bereits am Mittwoch. Wie die Aufschlüsslung nach Altersgruppen bei den TV-Daten hier gezeigt hatte, ist «Berlin Models» nämlich nur bei den ganz Jungen, sprich den 14- bis 19-Jährigen, beliebt. In dieser Zuschauergruppe holte die Serie am Dienstag starke 26,4 Prozent – das war es dann aber auch. Schon bei den 20- bis 29-Jährigen hielt sich das Interesse mit 8,3 Prozent in erschreckend engen Grenzen.
RTL/Claudius Pflug1 / 2
"Wir drehen fiktionaler, haben einen recht glamourösen Look, verlieren dabei aber, wie gewohnt von filmpool, nie das Gefühl der Authentizität. Wir arbeiten mit echten Models und Stylisten, Bookern, Laiendarstellern und Schauspielern. Dadurch entsteht etwas, was es so noch nicht gab." - filmpool-Pressesprecher Felix Wesseler
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Alica Büchel spielt die Hauptfigur der Serie, Mila. Diese schwärmt für das Model Marc. Für ihn ist sie aber nur die kleine Schwester seines Kumpels. Somit startet die von filmpool produzierte Soap mit einem klassischen Liebestwist.
Berlin Models
Dass «Berlin Models» ein zu junges und folglich beschränktes Publikum anspricht, bekam RTL auch am Mittwoch zu spüren, an dem es immerhin in die Zweistelligkeit ging. Mit 11,2 Prozent sah es für den Neustart gar nicht so schlecht aus, wenngleich der Senderschnitt damit noch immer klar verfehlt wurde. Immerhin überschritt man beim Gesamtpublikum erstmalig die Marke von einer Million Zuschauern (1,05 Millionen), was in einem Marktanteil von besseren 7,4 Prozent mündete. Doch diejenigen, die auf einen weiter anhaltenden Aufwärtstrend gehofft hatten, wurden am Donnerstag bitter enttäuscht. Statt neuer Rekorde ging es auf schwache zehn Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen bergab, auch die Reichweite fiel merklich auf 0,83 Millionen Zuschauer.
Als ob dies nicht schon genug wäre, setzte es zum Wochenabschluss am Freitag neue Tiefstwerte. Aus 0,73 Millionen Zuschauern – also sogar leicht weniger als bei Folge eins – ergaben sich desaströse 7,7 Prozent der 14- bis 49-Jährigen. Der bisherige Tiefstwert von Montag hatte um 1,5 Prozentpunkte höher gelegen. Beim Gesamtpublikum spielte man mit 5,1 Prozent sowieso keine Rolle.
Die Reichweitenentwicklung von «Berlin - Tag & Nacht»
- Woche 2: + 9,8 %
- Woche 3: + 8,9 %
- Woche 4: + 16,1 %
- Woche 5: - 0,8 %
- Woche 6: +20,8 %
Entwicklung der durchschnittlichen Wochenreichweite gegenüber der Vorwoche.
Es ist also mehr als fraglich, ob «Berlin Models» noch ein Erfolg werden könnte. Selbstverständlich brauchen gerade Dailys eine gewisse Zeit, um sich beim Publikum zu etablieren. Und auch «Berlin – Tag & Nacht» (siehe Infobox) war nicht auf Anhieb ein Erfolg, sondern mauserte sich erst im Laufe der ersten Wochen und Monate zu einem. Totsagen sollte man «Berlin Models» noch nicht. Aber die Hoffnung, mit «Berlin Models» einen neuen Quotenstar am Nachmittag an den Start zu bringen, dürfte sich nach dieser Woche erheblich verringert haben.