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Christian Sievers: 'Alles kann sich schlagartig ändern'

Wir sprachen mit «heute-journal»-Moderator Christian Sievers über seine Zeit als Korrespondent im Nahen Osten, Glaubwürdigkeit von Nachrichtensendungen und den Unterschied zu Privatsendern.

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Themenwoche Krieg in den Medien

In dieser Woche dreht sich bei Quotenmeter.de alles um das Thema Krieg in den Medien. Dabei werfen wir einen Blick auf den Umgang und die Berichterstattung mit dem sensiblen Thema. Am Sonntag stellt sich Christian Sievers, Moderator der «heute»-Nachrichten im Interview. Der Montag steht im Zeichen der sozialen Medien. Wie kommt es immer wieder zu Gewaltvideos im Netz und wird damit umgegangen. Ein Quotencheck zur «N24 Zeitreise» mit Stefan Aust steht am Dienstag an. Am Mittwoch analysieren wir die Quoten der «Tagesschau». In einem weiteren Interview ist am Donnerstag Paul Ronzheimer zu Gast. Der Bildreporter steht mit seiner Kamera immer an vorderster Front. Den Abschluss bildet der Freitag mit einem Quotencheck zu den «Brennpunkten».
Ein Großteil der Zuschauer sieht ja die Nachrichten des ZDF und des Ersten. Worin sehen sie denn den großen Unterschied zu den Nachrichten der Privatsender?
Zunächst mal: Wir haben beim ZDF ein großes und großartiges Korrespondentennetz und zwar nicht nur im Ausland, sondern auch in Deutschland. Das führt dazu, dass wir versuchen, alle Berichte, die wir senden, von Reportern machen zu lassen, die unmittelbar vor Ort sind. Das ist ein entscheidender Unterscheid. Eigene Bilder, eigene Geschichten. Das müssen wir vielleicht noch stärker herausstellen, das ist aber dennoch jeden Abend im Programm zu sehen. Dann haben wir eine eigene Gewichtung der Nachrichten. Wir versuchen zu erklären und einzuordnen. Und im Nachhinein schauen wir unsere Sendung an und üben auch viel Selbstkritik. Da gibt es auch schon mal Tage, an denen wir sagen: „Die anderen waren besser.“

Wie sehen sie denn die Entwicklung in sozialen Netzwerken? Viele verlassen sich gänzlich auf Twitter. Wie kann es auch für Sie als Bote der Nachrichten wichtig sein, auf dem Laufenden zu bleiben und selbst Nachrichten zu verbreiten?
Twitter hat sich in den letzten Jahren, gerade in Krisensituationen, als ein unheimlich wichtiges Instrument für Journalisten erwiesen. Es gibt so viele Situationen, die sich schlagartig ändern und die auch so lokal sind, dass man bei ihnen eine Unmenge an Informationen in Echtzeit braucht. Dafür ist Twitter ideal. Und insofern gerade in Krisengebieten sehr nützlich. Beim letzten Krieg in Gaza wurde gerade von Journalisten sehr viel getwittert. Wichtig ist aber, dass man genau darauf achtet, von wem die Information kommt und mit welchem Ziel sie gepostet wurde.

Twitter als Medium ist auch deshalb großartig, weil man dort auf Dinge stößt, die man sonst gar nicht entdeckt hätte. Man kann viele Dinge erfahren, zu denen man früher einfach keinen Zugang hatte.
Christian Sievers über den Nutzen von Twitter
Sie setzen also unter anderem auf Twitter. Über welche Medien informieren Sie sich darüber hinaus täglich? Gibt es bestimmte Zeitungen oder News-Portale, die Sie täglich studieren?
Ich bin ein ziemlicher News-Junkie. Ich versuche so viel wie geht mitzunehmen. Das hängt immer davon ab, was ich gerade speziell zu tun habe, aber darüber hinaus gibt es natürlich private Steckenpferde, Themen, für die man sich noch mehr interessiert als für andere. Ich fand es immer schon wichtig, gut informiert zu sein. Ich empfinde das nicht als Arbeit, es ist eine Art Hobby und macht sogar Spaß.
Ich mache das im Netz, aber ich lese auch gerne eine gute, alte Print-Zeitung. Nicht die Seite eins, wo die klassischen Nachrichten stehen, sondern eher längere Reportagen, die man nirgendwo anders findet. Twitter als Medium ist auch deshalb großartig, weil man dort auf Dinge stößt, die man sonst gar nicht entdeckt hätte. Das mag ein kurioser Artikel aus einer Westküstenzeitung in den USA sein oder eine interessante Bildstrecke, die ein Hongkonger Blogger ins Netz gestellt hat. Man kann viele Dinge erfahren, zu denen man früher einfach keinen Zugang hatte. Und dann die klassischen Medien: Ich höre morgens Radio, versuche die wichtigsten Zeitungen durchzuarbeiten und schaue natürlich auch viel Fernsehnachrichten. Das Problem ist, alles irgendwie in einen Tag zu packen.

Gibt es konkrete Beispiele für Medienprodukte, die Sie nutzen? Viele haben schließlich eine tägliche Routine oder ist es bei ihnen ganz unterschiedlich?

Ich mag die großen Reportagen in der „Süddeutschen“, egal ob Print oder App. Ich finde unsere eigene Website „heute.de“ spannend, ich gucke bei „Spiegel Online“ rein. Eine großartige Fundgrube ist das Angebot der „New York Times“. Die Kollegen dort überraschen mich mit Texten und in grafischer Form immer wieder. Und das Titelfoto der gedruckten New York Times ist die Essenz eines Tages.
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23.11.2014 10:32 Uhr Kurz-URL: qmde.de/74573
Timo Nöthling

super
schade

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Tagesschau

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