YouTube-Star Sami Slimani war am Donnerstag unfreiwillig Teil von «Neo Magazin» - und reagierte darauf verschnupft. Böhmermann hält die Entfernung seines Clips allerdings für 'Quatsch'.
Als "Herr Tutorial" sorgte Sami Slimani auf YouTube für Furore und generierte mit seinen Clips regelmäßig sechs- bis siebenstellige Klickzahlen auf der Video-Plattform, was ihm auch ein Engagement für die «VIVA Top 100» einbrachte. Als relevanter Teil der aktuellen Popkultur wurde der inzwischen unter seinem richtigen Namen aktive YouTuber am Donnerstag Opfer eines deftigen Scherzes der Satire-Sendung
«Neo Magazin»: In einem kurzen Clip ist zunächst Slimani selbst zu sehen, wie er in gewohnter Weise die Zuschauer begrüßt - bis plötzlich der künstlich in die Szenerie eingeflochtene ZDFneo-Moderator Jan Böhmermann auftaucht und Slimani mit einer Pumpgun zum Platzen bringt.
Offenbar zeigte der unfreiwillige Star des Böhmermann-Scherzes hier nur wenig Sinn für schwarzen Humor, denn der zunächst auf dem YouTube-Kanal des Senders veröffentlichte Clip ist nicht mehr abrufbar. Er selbst oder ein Verantwortlicher in seinem Namen hatte die Plattform kontaktiert, das Video entfernen zu lassen - was inzwischen auch geschehen ist. Dies sei auf Grundlage einer Urheberrechtsverletzung erfolgt, denn das Team um Böhmermann habe Bildmaterial von Slimani genutzt, ohne ihn um Erlaubnis zu bitten.
Das Kalkofe-Urteil
Oliver Kalkofe setzte sich im Jahr 2000 am Bundesgerichtshof gegen eine Klage durch, die dem Satiriker Urheberrechtsverletzungen vorgeworfen hatte, da er Originalmaterial aus der Gameshow «Der Preis ist heiß» zeigte. Der BGH hatte dies mit der Begründung abgewiesen, dass «Kalkofes Mattscheibe» als urheberrechtlich neues und selbständiges Werk zu interpretieren ist - ein wichtiger Beschluss für viele Kritiker und Satiriker, die für ihre Arbeit Original-Aufnahmen nutzen, um diese zu kommentieren oder zu parodieren.Böhmermann selbst zeigte sich auf seiner
Facebook-Plattform gleichermaßen amüsiert wie selbstbewusst bezüglich dieses Schrittes und bezeichnete ihn als "totalen Quatsch. Nicht zuletzt Oliver Kalkofe – dem von mir schon immer hochverehrten Pionier der von Zitatrecht und Kunstfreiheit gedeckten, freien Verwendung urheberrechtlich geschützten Materials – ist es zu verdanken, dass an dem Vorwurf einer Urheberrechtsverletzung in diesem Fall echt nix dran ist." (siehe auch Infobox)
Deshalb fordere er "die Hobbyrichter von YouTube" auf, das entsprechende Video "unverzüglich wieder zu entsperren", da es dem Urheberrecht keineswegs zuwider laufe. Bis dahin sei es "weiterhin im Darknet zu sehen - in der
illegalen Undergroundmediathek der Anonymous-Dependance Mainz Lerchenberg".
Das ZDF sprang seinem Moderator zur Seite und erklärte am Freitag auf eine Anfrage von
Spiegel Online: "Zum legitimen Zweck der Satire und der Parodie können Bewegtbildausschnitte wie hier im Sinne des Zitatrechtes und der sogenannten 'freien Benutzung' verwendet werden." Ob die Verantwortlichen der Video-Plattform dementsprechend die Löschung des Videos zurücknehmen werden, wird sich zeigen. Inoffizielle Kopien des gerade einmal eine gute halbe Minute umfassenden Clips sind derzeit allerdings bereits im Umlauf.