«Mulaney» ist eine der größten Enttäuschungen der bisherigen Season. Dabei hätte man der Serie durchaus einiges zugetraut...
Cast & Crew
- Produktion: 3 Arts Entertainment, Broadway Video und Universal Television
- Schöpfer: John Mulaney
- Regie: Andy Ackermann
- Darsteller: John Mulaney, Nasim Pedrad, Seaton Smith, Zack Pearlman, Elliott Gould, Martin Short u.v.a.
- Executive Producer: Lorne Michaels
Es hätte was werden können. Wie John Mulaney im
Trailer zu seiner gleichnamigen Serie bei FOX seinen Stand-up vortrug, wie
quirky und liebenswert die Figuren auf den ersten Blick wirkten, konnte man im ersten Moment glatt denken: Wahnsinn! Ist er das? Der neue Jerry Seinfeld?
Natürlich war nicht zu erwarten, dass John Mulaney nun 2014 da weitermachen würde, wo Jerry Seinfeld 1998 aufgehört hat: Auch «Seinfeld» hat lange gebraucht, um ein Erfolg zu werden – finanziell wie inhaltlich. Und freilich hat sich die Welt in den letzten sechzehn Jahren verändert, weswegen sich eine moderne Sitcom im «Seinfeld»-Stil auch deutlich von diesem Übervorbild unterscheiden müsste. Doch darin läge gerade der Reiz einer solchen Serie: eine „Show about nothing“ um hoch neurotische, aber nahbare Charaktere mit intelligentem, gerne anarchischem Humor, abgerundet durch guten Stand-up.
Auf den ersten Blick sah «Mulaney» ein bisschen danach aus. Und auch wenn man die Erwartungshaltung so weit zurückschraubt, wie das nach dem ersten Eindruck des Trailers geht, muss man zu dem Schluss kommen: Nein, ein neues «Seinfeld» wird aus dieser Serie nie und nimmer. Nicht einmal annähernd.
Was John Mulaney kann, ist Stand-up. Darin ist er ohne Zweifel hervorragend, man möchte gerne ein, zwei Stündchen bei seinen Monologen verweilen, die er in seiner Sitcom als Prolog, Epilog und Intermezzo vorträgt. Aber Schauspiel, das liegt ihm nicht.
Nun mag man zurecht anführen, dass auch Jerry Seinfeld kein Schauspieler ist, sondern Stand-up-Comedian. Zudem muss John Mulaney in seiner Serie – genau wie damals Jerry Seinfeld – ja nur sein Alter-Ego spielen. So schwer kann das doch nicht sein. Aber Mulaney wirkt hölzern in dieser Rolle, verkrampft, die Punchlines wirken zu oft durchgeprobt, ihm fehlt jede Lockerheit. Man sieht nur ungern zu, wie er fast schon roboterhaft die mäßigen Punchlines runterrattert, als sei er eine Art Sprachausgabe, in die man nur hinten das Drehbuch reinschieben müsse, damit vorne die Lacher rauskommen.
Dass Mulaneys Figur eine Karikatur bleibt, ist also nicht verwunderlich. Bei den restlichen Charakteren sieht es aber noch schlimmer aus. Mulaneys
room mate und Komikerkollege Motif soll der verhältnismäßig normale Ruhepol sein, Freundin Jane die durchgeknallte Psychopathin, die ihren Ex mithilfe von Social Media so brutal stalkt, dass sie
fast ein Fall für CBS sein könnte. Martin Short muss sich als exzentrischer alter Showmaster Lou verdingen, für den Mulaney als Gagschreiber arbeitet und dessen beste Tage wahrscheinlich noch vor der Ausstrahlung des Finales von «Seinfeld» liegen.
Yikes, ist das ein überdrehter, unlustiger, durchkalkulierter Karikaturenhaufen in einem Drehbuch, mit dem sich Larry David nicht mal den Hintern abwischen würde. Verwunderlich, dass Lorne Michaels als Executive Producer im Hintergrund die Pleite nicht hat kommen sehen.
Die größte Talentverschwendung ist, neben Martin Short, sicherlich Nasim Pedrad in der Rolle des Psychopathenmädchens. Pedrad kennt man von einer anderen Produktion von Lorne Michaels, der legendären NBC-Samstagabendshow «Saturday Night Live». Dort waren ihre Parodien legendär, ihr Timing in den Sketchen perfekt, ihre Charaktere zum Schreien komisch. Und in «Mulaney»? Da tut sie einem fast Leid. Weil sie die einzige ist, die die lahmen, überdrehten Gags manchmal noch so hinspielen kann, dass einem doch ein kleiner Lacher entspringt.
Nun kann man von einem Piloten allenfalls bedingt Rückschlüsse auf die anstehende Serie ziehen. Das gilt gerade für Sitcoms – zu volatil sind die Produktionsabläufe in Hollywood, zu schnell kann theoretisch noch eingegriffen werden, um aus vergeigten ersten Folgen noch annehmbare Serien zu zimmern. Dass FOX so optimistisch war und während der Dreharbeiten zu den zunächst geplanten sechs Folgen zehn weitere bestellte, lässt ein wenig hoffen. Bisher ist «Mulaney» jedoch eine der größten Enttäuschungen der aktuellen Season. Prognose: Das wird nichts mehr.