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Der gemachte Fernsehstar

Bei den aktuellen Trash-TV Produktionen wird es sehr deutlich. Das Fernsehen kann jeden Menschen zum Star machen. Warum eigentlich?

TV-Stars umgibt immer eine gewisse Aura. Es sind schließlich die Helden der Mattscheibe. Früher gab es hier sogar noch echte Fernsehstars, begnadete Schauspieler, Diven und geliebte Moderatoren. Heute dagegen kann jeder lebende Körper TV-Star werden. Man nennt es dann einfach TV-Promi, weil kein handwerkliches Talent vorhanden ist. Für diesen Status reicht die einmalige Teilnahme beim perfekten Dinner. Das perfekte Dinner ist hierbei übrigens noch eine annehmbare Unterhaltungssendung. Es geht auch schlimmer und wir alle haben schon einmal in die Produktionen von RTL und Co. reingeschnuppert. Da werden Schwiegertöchter gesucht und nicht ganz so clevere Menschen regelrecht vorgeführt. Nur können auch diese Protagonisten zum TV-Star mutieren. Sie müssen nur über acht Staffeln dabei sein.

Hier greift das handwerkliche System des Fernsehens. YouTuber müssen sich selbst knipsen, Marketing betreiben und sogar oftmals selbst die Kamera bedienen. Im Fernsehen dagegen läuft der Hase anders. Diese Menschen bewegen sich vor der Kamera und den Rest macht das Fernsehen. Die Aussagen werden von einem professionellen Cutter irgendwie lustig geschnitten. Zahlreicher Medienzauber kann eingesetzt werden. Da unterlegt man einfach den peinlichen Dialog mit einem lustigen Song. Kameramänner kümmern sich um ein gutes Bild, drehen Schnittbilder und ein Redakteur erfindet eine passende Geschichte dazu. Das läuft bei allen Sendungen so. Auswanderer, Schwiegertöchter und sonstige Trash-Formate leben vom Handwerk des Fernsehens. Schicken wir die Leute halt nach Bali und halten dort die Kamera drauf. Damit hat man zumindest schöne Bilder von Bali, kann das Urlaubsthema einbauen und Elefanten zeigen. Am Ende wird vor der Bluexbox noch ein Ansager gedreht und man benutzt Wortspielereien in einem absurden Ausmaß. Der dumme Dorfdepp Detlef aus Dormagen trifft heute auf die animalische Annabel aus Aachen. Was haben wir gelacht!

Fernsehen kann Stars machen. Menschen werden in Serien einfach immer wieder gezeigt. Sie müssen nicht besonders schlau sein, denn andere Menschen denken sich passende Konzepte für Sendungen aus. Man muss nur mitspielen und möglichst dumm sein. Ist es gar nicht lustig? Einfach nur Schrott? Dann kann man immer noch eine lustige Stimme aus dem Off einbauen. Irgendwann schickt man die Personen in eine Talkshow. Sie setzen sich dann auf einen Stuhl und müssen nur Antworten geben. Sie können auch an einer Quizshow teilnehmen. Das fetzige Intro zur Show liefert das Fernsehen. Es setzt einen Moderator ins Studio und Menschen haben sich Fragen für das Gespräch ausgedacht. Vielleicht bringt man auch noch ein Buch mit den peinlichen Sprüchen heraus. Darum kümmert sich dann ein Verlag und der Trash-Star muss nur noch zum Fotoshooting. Wer macht die Fotos? Natürlich Profis.

Im Endeffekt könnte das Fernsehen sich jeden Menschen krallen und zum Star machen. Das hat nicht nur DSDS bewiesen. Fernsehen kann Menschen zum Sexsymbol machen, kann Personen mit Attributen versehen und Formate um sie herum bauen. Heute hat es nicht mehr viel mit Talent zu tun. Harald Schmidt ist nicht mehr auf dem Schirm. Andere Kabarettisten werden im Nachtprogramm versendet und ein Kurt Krömer wird wohl nie die Primetime zu Gesicht bekommen. Bully Herbig floppte mit einer cleveren Serie im Stil von Seinfeld. Fernsehen baut heute kein Talent mehr auf. Warum auch? Man hat die Macht jeden Deppen zum TV-Star mutieren zu lassen.

Mehr von mir finden Sie auf meiner Webseite rob.vegas. Ich freue mich auf den Besuch.
12.10.2014 10:15 Uhr Kurz-URL: qmde.de/73680
Rob Vegas

super
schade

70 %
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Tags

fernsehen fernsehstar kolumne rtl schwiegertochter gesucht sendungen stars talent talentfrei trash

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