Mit «Mission Freundlichkeit» präsentiert Jan Köppen die erste Dokusoap, die perfekt zum Disney Channel passt.
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Über die letzten Monate war es niemals nur "mein" Experiment und "meine" Mission. Sondern die Mission eines sehr großen Teams, das über die ganze Zeit mit sehr viel Leidenschaft, Kreativität und Aufwand an diesem Projekt gearbeitet hat und es zu dem hat werden lassen, was es ist: Nämlich mehr als "nur eine Sendung".
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Jan Köppen über seine «Mission Freundlichkeit»
Dokusoaps können ansprechende, mitunter gar anspruchsvolle Unterhaltung bieten. In vielen, vielen Fällen sind sie aber schlicht triviales Berieselungsfernsehen. Diese verblassen allerdings neben den oft (nicht aber oft genug) zerrissenen Extrembeispielen für geschmacklosen TV-Voyeurismus, die sich in diesem Genre finden lassen. Ganz gleich, ob oberflächliche Menschen Einzelgänger für ihre Art kritisieren oder ob Moderatorinnen es gehässig kommentieren, wenn sich Dauersingles ungeschickt verhalten, sobald sie auf Partnersuche gehen: Dokusoaps werden von Fernsehmachern gerne dazu instrumentalisiert, auf den Schwachen herumzutrampeln. Kein Wunder, dass Programmchef Ralf Gerhardt angesichts solcher Formate beim Disney-Channel-Launchevent extra konstatieren musste, dass Dokusoaps auf diesem Sender Herz haben werden: „Disney macht sich nicht über irgendwelche Leute lustig. Wir sind nicht der Sender für irgendwelche Freak-Shows.“
Wie geschaffen für den Disney Channel
Dieses Versprechen hielt der Disney Channel mit seinen ersten Reality-Sendungen auch ein: «Vollpension bei Fremden» und «Das Fest im Griff?!» waren zwei nette, harmlose Eigenproduktionen, die ihre Protagonisten respektieren. Der letzte Schliff fehlte diesen Formaten jedoch, so dass sie eher in die Sparte „sympathisch-trivial“ fielen, Marco Ströhleins «Mein Auftrag: Der perfekte Antrag» wiederum war mit seiner „Ich helfe euch bei eurem Hochzeitsantrag“-Idee zwar nicht besonders originell, aber von einer geschmackvollen Romantik geprägt. Nun spielt der Disney Channel seinen Trumpf in Sachen Dokusoaps aus: «Mission Freundlichkeit» mit Jan Köppen. Könnten die bereits genannten Sendungen auch genauso gut bei RTL oder Sat.1 oder im ZDF laufen, so schreit dieses Format (im besten Sinne) heraus: „Ich gehöre auf den Disney Channel!“
Die Grundidee hinter der Produktion aus dem Hause UFA Factual & Show, die der norwegischen Reality «100 Days of Being Nice» entliehen ist, lässt sich rasch zusammenfassen. Moderator Jan Köppen zieht von seiner Heimatstadt Gießen nach Berlin-Moabit und führt dort ein Experiment durch. Er will 100 Tage lang besonders freundlich sein und auch in seinem Umfeld für mehr Freundlichkeit sorgen. Simple, doch reizvolle Idee, zudem mit dem Ex-VJ perfekt besetzt: Mit natürlicher Ausstrahlung und ansteckendem Lächeln berichtet Köppen dem Zuschauer von seinen Erkenntnissen und Fortschritten oder verwickelt Passanten in freundlichen Smalltalk. Was Köppen zudem mühelos vermittelt: Bei seinem Experiment handelt es sich um eine aufs Fernsehen zugeschnittene Idee. Dass er im Rahmen seines Vorhabens Müllmännern Kaffee spendiert, sich bei all seinen neuen Nachbarn vorstellt und ihnen Blumen sowie Süßigkeiten vorbeibringt oder auch U-Bahn-Stationen aufräumt, stellt er nie als 1:1 nachahmbare Aktionen dar.
„Die kleinen Dinge machen's!“
«Mission Freundlichkeit» erhebt nicht den moralischen Zeigefinger und verlangt von seinem Publikum, von nun an für immer
alles nachzuahmen, was Jan Köppen so vormacht. Nicht umsonst betont Köppen immer wieder, dass er ein Experiment durchführt. Stattdessen geht es Köppen darum, den Zuschauer durch seinen Freundlichkeitsmarathon über Verhaltensformen nachdenken zu lassen – und ihn im Idealfall zu alltäglich machbaren Nettigkeiten anzuspornen. Was wäre schon dabei, eine Buchbox zu bauen, im Restaurant die Kellner nicht mehr anzumeckern und beim Bahnfahren sein Gegenüber einfach Mal anzulächeln?
Köppen merkt selbst an, wie unpraktikabel es ist, Müllmänner auf einen Kaffee einzuladen. Er tut es dennoch, und sein ungezwungenes Gespräch führt vor Augen, wie ungewohnt es für Müllmänner ist, wenn sie nicht angeschnauzt werden, weil sie ja im Weg stehen würden. Dies ist natürlich keine weltbewegende Erkenntnis, trotzdem fühlt man sich als Zuschauer ertappt. Und wenn auch nur jeder dritte «Mission Freundlichkeit»-Zuseher sich daraufhin vornimmt, „seine“ Müllmänner mit mehr Respekt zu behandeln, ist auch ohne Gratiskaffee schon etwas Gutes geleistet. Oder, um es mit den Worten einer Passantin zu sagen, die Köppen und Culcha-Candela-Sänger Mateo Jaschik auf offener Straße dazu einladen, sich auf einem Sofa kurz auszuruhen und einen Keks zu essen: „Die kleinen Dinge machen's!“
Die löbliche produktionstechnische Umsetzung (ganz ohne die Dokusoap-Klischeesongs!) von «Mission Freundlichkeit» rundet das Ganze schlussendlich vorbildlich ab. Die Sendung verbindet einen Teil Staunen („Was fällt Köppen als nächstes ein?“), einen Teil Nachdenklichkeit („Wieso werden wir sofort skeptisch, wenn jemand nett ist?“) und einen Teil Ansporn zu einem unterhaltsamen Stück Alltagsverbesserung, ganz ohne selbstgefälligen Pathos. Und ganz nebenher findet «Mission Freundlichkeit» genau den Tonfall, den kommende Disney-Dokusoaps gerne kopieren dürfen.
«Mission Freundlichkeit» ist immer dienstags um 20.15 Uhr im Disney Channel zu sehen.