Die «SOKO» aus Wien, die am Freitag mit 32 neuen Folgen an den Start geht, hat inzwischen nicht nur das Original aus München aus Sicht der Quoten abgehängt. ZDF-Redakteurin Silvia Lambri spricht mit Quotenmeter.de über die Gründe des großen Erfolgs und die Krimischwemme am Vorabend.
Marktanteile während Staffel 8 von «SOKO Wien»:
- «SOKO Kitzbühel»: 20,3
- «SOKO 5113»: 20,2
- «SOKO Stuttgart»: 19,9
- «SOKO Köln»: 19,7
- «SOKO Wismar»: 19,5
- «SOKO Wien»: 20,4
Sie schwimmen weiterhin auf einer Welle des Erfolgs: Die Rede ist von den vorabendlichen «SOKO»-Formaten im Zweiten. Jeweils ab kurz nach 18 Uhr wird quer durch die Republik ermittelt und in diesen Tagen kehren sämtliche Ermittler mit frischen Folgen auf den Bildschirm zurück. Darunter sind auch die Kommissare der Wiener «SOKO», die sich zuletzt eher heimlich auf den Quotenthron geschoben hat. Vergleicht man die jeweils letzten Staffeln der Vorabendkrimis, dann war keiner so erfolgreich wie die Kommissare Otto Dirnberger, Carl Ribarski und Helmuth Nowak. Im Schnitt erreichten sie 20,4 Prozent Marktanteil bei insgesamt 3,85 Millionen Zuschauern. Dahinter folgen die Ermittler aus dem österreichischen Kitzbühel mit 20,3 Prozent und das Münchner Original, die «SOKO 5113» mit nachwievor starken 20,2 Prozent.
„Es ist immer gut, bescheiden zu sein. Die SOKO Wien gehört mit zur Spitzengruppe, weil die Zuschauer vor allem unsere coolen und uniquen Ermittler mögen“, erklärte Silvia Lambri zum Start der neuen Ausgaben gegenüber Quotenmeter.de. Ab Freitag wird das Zweite insgesamt 32 frische Folgen auf den Bildschirm bringen. Zwei Staffeln laufen nun am Stück. Der Grund für die Beliebtheit ihrer Serie ist für die ZDF-Redakteurin einfach beschrieben: „Die Hauptfiguren werden als besonders charismatisch und tough wahrgenommen. Mitunter sind unsere Figuren rau, aber immer auch herzlich. Zudem haben wir mit Carl Ribarski und Helmuth Nowak eine klassische Buddy-Couple-Situation, die durch tolle weitere Figuren wie Revierinspektorin Penny Lanz (Lilian Kleboew), Oberst Otto Dirnberger (Dietrich Siegl) und Gerichtsmedizinerin Dr. Franziska Beck (Maria Happel) sowie den Spurensicherer Franz Wohlfahrt (Helmut Bohatsch) ergänzt werden.“
Dabei hätten die Zuschauer ein großes Bedürfnis nach Humor, das in der Serie auch stark bedient werde. Die mitreißende Dynamik der Serie sei ein weiterer Erfolgsfaktor. Anders als möglicherweise vermutet, ist in der Wiener Produktion nicht nur der Action-Anteil relativ ausgeprägt, alle Fälle haben auch eine gewisse Fallhöhe. „Sie müssen wissen: Im ORF läuft das Format zur Primetime. Viele Episoden haben zum Beispiel ein eher offenes Ende“, erklärt Lambri.
Junge Zuschauer für die «SOKOs»
- «SOKO Wien»: 7,3%
- «SOKO Stuttgart»: 5,8%
- «SOKO 5113»: 5,3%
- «SOKO Kitzbühel»: 5,1%
- «SOKO Wismar»/«SOKO Köln»: je 4,9%
während der jew. zurückliegenden Staffel
Vermutlich ist genau das die Erklärung für den noch größeren Erfolg des Formats bei den 14- bis 49-Jährigen: Dort ist die «SOKO Wien» die einzige ihrer Gattung, die zuletzt keine Marktanteile einbüßen musste. Mit durchschnittlich 7,3 Prozent in der vergangenen Staffel liegt das Format klar oberhalb des ZDF-Schnitts. Die Stuttgarter Ermittler folgen mit 5,8 Prozent auf Rang zwei, danach kommt München mit 5,3 Prozent. Die Teams aus Wismar und Köln bilden hier mit weniger als fünf Prozent die Schlusslichter.
„Die rasante Erzählweise – die Kombination aus Action und Spannung – ergänzt durch kantige Typen begeistert jüngere und ältere Zuschauer gleichermaßen. Das Wiener Team bietet prägnante und authentische Charaktere, mit denen die Zuschauer gut mitgehen. Wir versuchen, uns vor allem treu zu bleiben und die Qualität der Serie von Staffel zu Staffel immer noch zu erhöhen“, sagt Lambri. Dabei sei gerade die redaktionelle Begleitung des Formats mitunter ein Drahtseilakt, führt die Redakteurin aus. Sie bewege sich „zwischen moderner Machart, unterschiedlichen Sendeplätzen in Deutschland und Österreich und auch den Jugendschutz-Anforderungen“, da das Format im ORF um 20.15 Uhr, im ZDF aber um 18.05 Uhr zu sehen ist.
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Besonders wichtig ist uns ein Eye-catcher direkt zu Beginn einer Episode. Das ist zum Beispiel ein spektakulärer Leichenfund oder einmal eine spannende Verfolgungsjagd.
”
ZDF-Redakteurin Silvia Lambri über ihre «SOKO Wien»
Dieser Drahtseilakt kommt auch beim Kreieren der Storys zum Tragen – die landläufige Meinung nämlich ist, dass die Aufmerksamkeitsspanne des Zuschauers am frühen Abend eine andere ist als zur Primetime: „Besonders wichtig ist uns ein Eye-catcher direkt zu Beginn einer Episode. Das ist zum Beispiel ein spektakulärer Leichenfund oder einmal eine spannende Verfolgungsjagd. Wichtig ist es auch, den Lokalkolorit zu bedienen und möglichst viel von der Stadt Wien zu zeigen. Es geht darum, den Zuschauer gleich von Anfang an in die Geschichte reinzuziehen, so dass er dran bleibt“, erklärt die Redakteurin. „Im Optimalfall sollen die Zuschauer eher von ihrer Nebentätigkeit abgelenkt werden und sich auf unsere Serie konzentrieren. Die prägnanten Charaktere und Fälle, die Emotionen hervorrufen, sind die Voraussetzung für die Zuschauerbindung. Wir arbeiten mit einem eingespielten Autoren-Team – und ergänzen das immer wieder durch neue kreative Köpfe, dazu gehören auch innovative Regisseure.“
Wien, die Stadt, die in den 90ern in der Serie «Kommissar Rex» schon an die zehn Millionen Deutsche begeisterte, spielt dabei eine recht tragende Rolle. „Wien ist laut einer Studie die Stadt mit der höchsten Lebensqualität in ganz Europa. Als jemand, der sich dort regelmäßig aufhält, unterstreiche ich das! Von „Kommissar Rex“ kenne ich natürlich viele Folgen, aber ich glaube, dass bei dieser Serie der Hund als Teil des Ermittler-Teams im Fokus stand“, meint Lambri, die sich auch vor der aktuellen Krimiflut am Vorabend nicht einschüchtern lässt.
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Alles richtet sich stets nach Angebot und Nachfrage. Quoten sind ein Indikator, was ankommt, und wer sich mit seinem Programmangebot für den Zuschauer doch verkalkuliert hat.
”
Silvia Lambri über die Flut an Vorabendkrimis
„Alles richtet sich stets nach Angebot und Nachfrage. Quoten sind ein Indikator, was ankommt, und wer sich mit seinem Programmangebot für den Zuschauer doch verkalkuliert hat.“ So fürchtet sie auch die Schmunzel-Krimis im Ersten nicht, die direkt nach den ZDF-«SOKOs» starten. Vielmehr glaube sie an das, was sie mit ihrem Team auf die Beine stelle. „In der Tat aber ist es so, dass auch ich von meinem Umfeld hin und wieder angesprochen werde, dass gerade die öffentlich-rechtlichen Sender 'nur noch Krimis' machen würden. Meine Antwort darauf lautet, dass der Erfolg uns Recht gibt.“ Von den ARD-Formaten, die sie im Rahmen der zu ihrem Aufgabengebiet zählenden Programmbeobachtung gesehen habe, hätte ihr im Übrigen «Morden im Norden» im Ersten am Besten gefallen – auch, weil es am Humorigsten sei. Ganz so eben, wie die Wiener «SOKO».
Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
10.10.2014 19:33 Uhr 1
2.: die Kölner
und 3.: die Ur - SOKO aus München...
....alle anderen SOKO's sind mir sowas von wurscht...