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Fernsehen wird zu Radio

Das klassische Fernsehen stirbt nicht. Es verliert nur mit jedem Jahr seine Führungsrolle als Lieferant für Bewegtbild.

Wird das Internet klassisches Fernsehen überflüssig machen? Diese Frage skizziert immer den kompletten Untergang eines Mediums. Hat das Internet das Radio überflüssig gemacht? Das Radio hat sich verändert und interagiert heute mit seinen Hörern über Facebook. Natürlich hört man nicht mehr so oft Radio. Es gibt viele Alternativen und die Mp3 hat komplett neue Hörgewohnheiten geschaffen.

Beim Fernsehen entwickelt es sich ähnlich. Das Internet killt keinen Sender, aber es verändert den Alltag des Publikums. Es liefert sogar Fernsehprogramme aus und ist ein neuer Vertriebsweg. Ich konsumiere Fernsehen nur noch über den Zattoo-Dienst und zahle für die App sogar gern. Nur steht Fernsehen nicht mehr allein am Markt für Bewegtbildinhalte. Es hat einfach eine klassische Form.

Fernsehen besteht nicht aus kurzen Clips. Es läuft selbst wie eine Playliste für den Tag ab. Es gibt dort in regelmäßigen Abständen Nachrichten. Abends werden Filme gezeigt und es gibt eine Primetime für teure Inhalte. Dazu gehen hier Serien oft über 45 Minuten und werden durch Werbeblöcke unterbrochen. Im Fernsehen gibt es Realityformate, Ansager und Einspieler werden mit GEMA-pflichtiger Musik unterlegt. Fernsehen arbeitet mit Promis aus dem Boulevard und bereitet Themen anders auf.

Fernsehen ist heute mehr eine Machart von Inhalten geworden. Nur wachsen Kinder immer seltener mit der klassischen Fernbedienung auf. Sie patschen mit ihren Händen auf Tablets und kennen schon im Kindesalter den Play-Button. Diese Generation hat das Fernsehen längst verloren. Sie werden sich Clips ansehen, Serien abrufen und Mediatheken nutzen. Genau deshalb sollte man dem Fernsehen auch keinen Vorwurf für angestaubte Formate machen.

Der Markt für die Sender liegt beim alternden Publikum jenseits der 30 Jahre. Da muss man die Volksmusik bestenfalls mit Helene Fischer updaten und kann wieder Volksmusik senden. Das ist genau richtig, denn die jungen Kids kann man gar nicht mehr gewinnen. Sie sind längst bei YouTube und schauen sich verrückte Videos an. Hier hat längst ein Prozess eingesetzt. Amazon und Netflix geben jetzt immer mehr Geld für eigene Produktionen aus.

Früher wurden Inhalte durch das Fernsehen finanziert. Bald werden andere Player jedes Jahr mehr Produktionen in Auftrag geben und digital anbieten. Noch verkauft Hollywood an die TV-Sender, doch Netflix und Co. wachsen in diesem Markt. Fernsehen wird hier auch in 20 Jahren noch existieren, aber wird deutlich mehr Konkurrenz erhalten. Irgendwann wird auch einmal Amazon die Übertragungsrechte an einer Bundesliga erwerben. Irgendwann wird die Free-TV-Premiere der Abschluss einer Verwertungskette sein. Wird die Quote durch Views ersetzt werden und die ominöse Quotenmessung nicht mehr für Millionen Euro sorgen.

Die öffentlich-rechtlichen Anstalten haben sich hier auf eine sichere Insel gerettet. Jeder Bürger muss diese Sender über Geld finanzieren. Somit kann Helene Fischer beruhigt sein. Für die Volksmusik wird sich nicht viel verändern.

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28.09.2014 10:10 Uhr Kurz-URL: qmde.de/73380
Rob Vegas

super
schade

64 %
36 %

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