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Graus oder Wiesnschmaus?

Wiesn-TV – bringen die Liveübertragungen des Münchner Oktoberfestes Lust oder Frust?

Getränkepreise Wiesn 2014

Auch in diesem Jahr stieg der Bierpreis auf der Wiesn an. Die Maß übersteigt 2014 in einigen Zelten sogar die magische 10-Euro-Marke. Auch der Liter Wasser ist mit einem Durchschnittspreis von 7,71 Euro nicht gerade preiswert. Die Maß mit Softgetränken liegt zwischen 8,50 und 9 Euro.
„Mei is des schee“ – oder doch nicht? In diesem Jahr findet in München das Oktoberfest zum 181. Mal statt. Passend dazu gewährt der Bayerische Rundfunk Live-Einblicke aus den Festzelten: Zum Beispiel mit dem «Wiesn Frühschoppen», der sonntags um 12.00 Uhr, live aus dem „Festzelt Tradition“ auf der „Oiden Wiesn“ ausgestrahlt wird. Die „Oide Wiesn“ ist ein extra Bereich des Oktoberfestes, der zum 200. Jubiläum des Volksfests geschaffen wurde. Von viel traditioneller Musik und Tanz begleitet, leiten die Moderatoren Markus Tremmel und Susanne Brückner durch die Sendung. Zu Gast waren diesen Sonntag, den 21. September, die Schauspielerin Katrin Lux, bekannt aus «Dahoam is Dahoam» und Wiesn-Stadtrat Georg Schlagbauer. Doch trotz der bunten musikalischen Untermalung, kommt bei jungen Zuschauern kein richtiges Wiesn-Feeling auf. Die „Oide Wiesn“ ist eher auf Familien oder Gäste, die es etwas ruhiger mögen, ausgerichtet.

Dementsprechend ist auch die Musik traditionell bayerisch. Man setzt hier eher auf Blasmusik und bayerischen Gesang, die Partystimmung der Wiesn sucht man hier vergeblich. Lediglich die kleineren Gäste des Zeltes bekunden ihren Spaß durch Tanzeinlagen, der Rest der Besucher scheint eher mit dem Essen beschäftigt zu sein. Richtig Lust auf die „Oide Wiesn“ bekommt man beim «Wiesn Frühschoppen» nicht, was auch daran liegt, dass man kaum einen Eindruck der Vorgänge außerhalb des Zeltes bekommt und durch die frühe Stunde der Übertragung scheinen auch die Besucher noch nicht wirklich in Feierstimmung zu sein. Vielleicht lag es aber auch daran, dass die Gäste der Wiesn gerade erst vom Trachtenumzug kamen und das Zelt sich nur langsam füllte.

Doch wenn schon keine richtige Stimmung, so gibt der «Wiesn Frühschoppen» wenigstens ein paar Informationen zum Oktoberfest, wie beispielsweise zu den Reservierungen im Traditionszelt. So erfährt der Zuschauer, wie aufwendig es ist, sich einen Platz in dem begehrten Zelt zu sichern. Für alle Zuschauer außerhalb Bayerns gestaltet sich das Verständnis der Sendung zusätzlich schwierig, denn sowohl die Moderatoren als auch die Gäste präsentieren zur Wiesn ihren schönsten bayerischen Dialekt. Alles in allem kommt bei der einstündigen Liveübertragung von der „Oiden Wiesn“ wohl eher beim älteren Publikum Lust auf das Oktoberfest auf. Wer also das berüchtigte bunte Treiben, die Gaudi und die laute Musik des Oktoberfestes schätzt, wird mit diesem Format enttäuscht. Wer allerdings auf gute bayerische Tradition steht, der ist beim «Wiesn Frühschoppen» genau richtig.

Mehr Stimmung kommt da bei der «Wiesn Live», immer montags bis freitags ab 17.00 Uhr ebenfalls auf dem Bayerischen Rundfunk, auf. Die Moderatoren Anna Groß und Tom Meiler begrüßen ihre Gäste im „Hacker-Pschorr-Zelt“. Am Montag, den 22. September, waren Josef Schmid, der Wiesn-Chef und Toni Roiderer, der Festwirt des Moderationszeltes, zu Gast. Die Moderatoren trauen sich bei diesem Format, auch heikle Fragen des Oktoberfestes anzusprechen, zum Beispiel die Preisgestaltung bei den Getränken. Außerdem wird die Sendung durch einen interaktiven Teil, in dem das Team des BR verschiedene Aufgaben meistern muss, aufgelockert. Bei dieser Übertragung kommt die richtige Wiesn-Stimmung wirklich auf, denn neben der moderneren Musik werden auch Eindrücke außerhalb des Festzeltes gezeigt. Neue Attraktionen und Highlights des Oktoberfestes werden gezeigt und die Gäste sind nachmittags deutlich mehr in Feierstimmung.

Der Eindruck, den man bei «Wiesn Live» bekommt, entspricht schon deutlich mehr der Vorstellung, die man vom Oktoberfest hat. Durch die witzigen Elemente, wie die Gesangseinlage der Kabarettistin Constanze Lindner und die vom Bier schon leicht angeheiterten Gäste, ist die Liveübertragung durchaus sehenswert. Auch kulinarisch hat die Wiesn einiges zu bieten – einige Besonderheiten werden auch bei der «Wiesn Live» gezeigt und machen Lust auf mehr. Doch nicht nur Kulinarisches ist zu sehen, auch die Neuheiten der Fahrgeschäfte werden präsentiert und beworben. So halten nun auch Aliens in Form von Fahrgeschäften Einzug aufs Oktoberfest. Die «Wiesn Live» bringt also eine tolle Feststimmung rüber. Zwar ist auch hier der beherrschende Ton ein harsches Bayerisch, aber auch als Nicht-Bayer bekommt man Lust, direkt nach München zu fahren und sich der Feierei anzuschließen. Das Format geht außerdem nur eine halbe Stunde und fällt entsprechend kurzweilig aus.

So kann man für junge Zuschauer zusammenfassend sagen, dass das «Wiesn Frühschoppen» eher ein Graus ist und sich an ältere Zielgruppen richtet. «Wiesn Live» ist dagegen ein junges Format, welches das Oktoberfest 2014 mit all seinem Trubel gut darstellt. Wer einigermaßen Wiesn-begeistert ist und keine Zeit für einen Festbesuch in München hat, für den ist diese Sendung eine gute Alternative, denn man gewinnt doch vielseitige Eindrücke. Jung und Alt können somit die Wiesn 2014 von der Couch aus bequem miterleben, ohne Menschenmassen und teurem Bierirrsinn (siehe Infobox).
24.09.2014 12:30 Uhr Kurz-URL: qmde.de/73314
Laura Artinger & Johannes Zimmermann

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Tags

Dahoam is Dahoam Wiesn Frühschoppen Wiesn Live

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